29.12.2021 21:15

Talk mit Katia Wagner

Ex-Minister sind bei Chats „Grausbirnen gekommen“

Zur großen Jahresrückblicksendung nahm auch der ehemalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober im krone.tv- Studio Platz. Im Talk mit Katia Wagner offenbarte er seine persönlichen Eindrücke von 2021: Die „leeren Versprechen“ von einem Pandemieende für Ungeimpfte haben „irritiert“, er berichtet von „Licht und Schatten“ in der Zusammenarbeit mit Ex-Kanzler Sebastian Kurz und davon, dass er auch heute noch seinem Nachfolger, Wolfgang Mückstein, mit politischen Vorschlägen per SMS schreibt …

Alles in allem geht es Rudolf Anschober, der wegen einer „Überlastung“ im April dieses Jahrs zurückgetreten ist, heute „gut“. „Ich bin wieder fit“, sagt er gut gelaunt im Gespräch mit Katia Wagner. Auch verspüre er seinem Nachfolger gegenüber keinen Wehmut, im Gegenteil: Mückstein und er würden ein „gutes, harmonisches Verhältnis“ pflegen und bei gesundheitspolitischen Vorschlägen Anschobers gäbe es schon einmal „ein kurzes SMS“ an den Minister.

„Haben wir überhaupt einen Gesundheitsminister?“
Die Bilanz des heurigen Jahres sieht bei allen drei Gästen eher durchwachsen aus. Innenpolitik-Journalistin Doris Vettermann sagt klar: „Im Rückblick ist es kein gutes Jahr gewesen“. Vor allem die vielen Rücktritte, die Chat-Affäre und auch die Ergebnisse aus dem Ibiza-U-Ausschuss hätten ein „fragwürdiges Bild“ der Politik offenbart. Aber auch in Sachen Corona-Bewältigung sei laut Vettermann nicht alles reibungslos verlaufen. „In den letzten Monaten habe ich mich gefragt: Haben wir überhaupt einen Gesundheitsminister?“.

Talfahrt für ÖVP ab Februar 2021
Auch die Meinungsforscher hatten 2021 kein leichtes Jahr. Christoph Haselmayer vom IFDD Institut sei allerdings „gar nicht so überrascht“ gewesen, als im Herbst eine Branchen-Kollegin wegen mutmaßlich gefälschter Umfragewerte sogar festgenommen wurde. „Wenn die Werte immer von anderen Instituten abweichen - dann hat das einen negativen Beigeschmack“. Seine größte Überraschung war, als im Februar die Zustimmungswerte der türkis-grünen Regierung erstmals absackten. „Ab da ist es bergab gegangen“, so Haselmayer.

Kaffee-Angebot von Anschober an Kurz
Rudolf Anschober verortet den Bruch innerhalb der ÖVP an jenem Zeitpunkt, als die Chats öffentlich wurden: „Mir sind die Grausbirnen gekommen. Da ist es gekippt“. Auch sonst berichtet der Ex-Minister sehr offen: Er erzählt, dass der Ex-Kanzler zu Beginn der Pandemie in Sachen Schutzmaßnahmen sogar „offensiver“ als er selbst gewesen sei, „dann hat sich das gedreht und er hat zu bremsen begonnen“. Er möchte diese Zeit „bei einem guten Kaffee“ mit Kurz aufarbeiten.

Wer wird 2022 als Erstes zurücktreten?
Für das Jahr 2022 bleibt es spannend: Ob Neuwahlen kommen? „Es ist so viel passiert, ich würde gar nichts mehr ausschließen“, sagt Journalistin Vettermann und erklärt: „Corona ist der Kitt dieser Regierung. Wenn Corona vorbei ist, könnte es aber wieder spannend werden“. Einen Blick in die Glaskugel wagt auch noch Christoph Haselmayer: Sollte jemand 2022 zurücktreten, wäre es seiner Prognose nach Tourismusministerin Elisabeth Köstinger.

Anschober als Bundespräsident?
Und auch die Bundespräsidentenwahl könnte im kommenden Jahr noch für Spannung sorgen. Anschober weicht der Frage, ob er antreten würde, gekonnt aus, um einen Kandidatenwunsch zu platzieren: „Alexander Van der Bellen ist der beste Bundespräsident, den Österreich haben kann. Ich wünsche mir, dass er wieder antritt“.

Den nächsten Talk mit Katia Wagner sehen Sie nach der Weihnachtspause am Mittwoch, dem 12.1.2022 um 20:15 auf krone.tv. Einen guten Rutsch wünscht das gesamte Sendungsteam!

explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele