Gregoritsch und Gert:

Schulter an Schulter zurück in das Leben

Steiermark
25.12.2021 09:00

Eriksen, Dwamena, Sadecky - dramatische Herzattacken schockten 2021 die Sportwelt. Werner Gregoritsch und Alfred Gert sind zu diesem Thema leidgeprüfte Experten. Dass die beiden alten Fußball-Freunde jetzt wieder gemeinsam trainieren, hätte keiner erwartet.

Bei einem Promi-Tennis-Turnier in Wien wurde U21-Teamchef Werner Gregoritsch (63) im August 2020 von einer Herzattacke erwischt, lebt seitdem mit Stent. Sein alter Freund Alfred Gert (66) brach im Feber in der GAK-Kabine zusammen, wurde von den Betreuern ins Leben zurückgeholt und lebt nun mit eingebautem Defibrillator. Gemeinsam arbeiten die beiden ehemaligen Voest-Spieler im ambulanten Grazer Cardio-Reha-Center „ZARG“ bei Dr. Hanns Harpf und Sportwissenschafter Heimo Traninger an ihrer Gesundheit.

Der „Steirerkrone“ verrieten sie, wie die Schicksalsschläge ihr Leben verändert haben und was für sie mittlerweile wirklich zählt.

Deja-vu: „Als ich Christian Eriksen bei der EM so da liegen gesehen habe, hab ich mir nur gedacht: Hoffentlich überlebt der Bub“, erinnert sich Gert. Gregoritsch fühlte mit dessen Familie mit: „Ich hab mir nur gedacht: Niemals möchte ich meinen Buben so da liegen sehen.“

Geteiltes Leid: „Vor 40 Jahren haben wir gemeinsam bei der Voest gespielt“, zwinkert Gregoritsch, „der Fredl hat hinten wie der Beckenbauer gefiedelt, ich bin mir vorne die Seele aus dem Leib gerannt. Da war für mich der Herzinfarkt aufgelegt. Aber ich bin froh, dass ich diese Reha mit einem meiner besten Freunde absolvieren kann - wir sind rundum erstklassig betreut. Ich trainiere hier auch künftig weiter, denn ab 50 Jahren musst du was tun: Baumeister deines Lebens bist du selbst.“ Gert nickt: „Bewegung ist die beste Medizin. Auch psychisch und ernährungstechnisch wird man hier super beraten.“

Der Wandel: „Ich nehme nach dieser Herzgeschichte Kleinigkeiten bei Konflikten nicht mehr so wichtig“, sagt Gert, „ich genieße die Zeit mit meiner Frau jetzt intensiver und freu mich, das Heranwachsen meiner Enkerl zu sehen.“ „Bei mir ist jetzt noch mehr Demut dabei“, sagt Gregoritsch, „als harter Trainer hätte ich nie gedacht, dass so viele Spieler Anteil an meiner Geschichte nehmen würden. Mittlerweile hab ich keine Angst mehr vorm Tod, denn ich weiß, ich hab ein wunderschönes Leben gehabt.“

Seit dem 14. Lebensjahr hat sich beim Werner alles um Fußball gedreht und es gab nur einen Gedanken: „Du musst gewinnen! Selbst wenn ich gegen meinen Buben beim Mensch-ärgere-dich-nicht verloren hab, hab ich mich geärgert. Das ist jetzt vorbei. Man wird sich zwar nie vollständig ändern, aber ich fahr nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand. Wenn dir das Leben Steine in den Weg legt, musst du flexibel bleiben und die Hindernisse umgehen.“ Weitere Erkenntnis: Geld ist nicht alles! „Ich brauch keine zehn Mietshäuser, um die ich alleine herumgehen muss - da helf ich lieber in einer Gemeinschaft mit, denn Soziales ist weitaus wichtiger.“

Covid: „Ich verstehe Impfgegner nicht“, sagt Gregoritsch, „mein Bruder ist wegen Covid ins Koma gefallen und kämpft nach einem Jahr noch immer.“ Die Leugner spalten die Gesellschaft und spielen mit dem Leben anderer, meint Gert: „Eine Pandemie ist Sache der Wissenschaft. Da muss man sich auf Experten verlassen.“

Wandel im Sport: „Als Trainer musst du heute Menschenfänger sein“, sagt Gert, „so wie der Werner. Du kannst nicht mehr drüberfahren wie früher. Du musst die jungen Leute begeistern.“ Gregoritsch: „Es hat sich viel geändert! Wenn mein Vater gesagt hat, iss die Suppe, hab ich salutiert. Mein Bub fragt mich: ’Warum soll ich das essen?’ Die Spieler sind heutzutage auch viel professioneller als früher, denn die wissen, dass sie ausgesorgt haben, wenn sie zehn Jahre im Ausland spielen. Ihre Karrieren dauern bei der hohen Belastung allerdings auch nicht mehr so lange wie seinerzeit.“

Die „alte Liebe“ GAK: „Man muss Gernot Messner Zeit geben“, sagt Gert über seinen Ex-Spieler, „der war in Klagenfurt immer sehr, sehr ehrgeizig. Ich hoffe, der Mut, einen jungen Trainer zu holen, wird belohnt.“ „Es wäre wichtig, wenn die Wirtschaftstreibenden unter den Fans dem GAK finanziell helfen würden, Bundesliga-Voraussetzungen zu schaffen“, so Gregoritsch, „dazu braucht der GAK künftig Unterschiedsspieler.“

Franco Foda: „Ein akribischer Vollprofi“, schätzt Gregoritsch den Teamchef, „ich denke, wenn seine bestmögliche Mannschaft fit ist, hat sie das Potenzial über Wales und Schottland oder die Ukraine zur WM zu fahren. Das wäre eine Freude.“

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