Brücke vs. Tunnel

„Unseriös“: Expertenkritik am Lueg-Gutachten

Tirol
14.12.2021 13:00

Was ist besser: Die Sanierung einer 50 Jahre alten Brücke oder ein Tunnelneubau? Diese Frage klärte ein Gutachten - das aber offenbar fehlerhaft ist.

Ist das jetzt der Todesstoß für das von der Asfinag favorisierte Projekt Neubau Luegbrücke? Diesen Eindruck vermittelte am Montag eine hochkarätig besetzte Expertenrunde mit dem ehemaligen ÖVP-Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle an der Spitze. Gemeinsam wurde das Bergmeister-Gutachten seziert. Also jenes, auf das sich stets die Asfinag beruft und das vor zwei Jahren vom Ex-Chef der Brenner Basistunnel-Gesellschaft sowie weiteren Experten im Auftrag des Landes verfasst wurde.

„Viele Punkte fragwürdig“
Kardinalfehler war dabei offenbar, dass ein extrem breiter Tunnel-Querschnitt Vorgabe war, wie er in ganz Österreich noch nirgends verwirklicht ist. Das treibt Baukosten und Bauzeit nach oben. Für die Brücke wurden 200 Mio. veranschlagt, für den Tunnel 300 Mio. €. „Auslegung, Bauabwicklung und Kosten des Tunnels sind im Bergmeistergutachten fragwürdig und daher ist es für eine Entscheidung nicht ausreichend“, sagte Max John, der die Projektleitung des Arlbergtunnels (eröffnet 1978) innehatte.

Untergrund in Bewegung
Die geologischen Besonderheiten seien zu wenig berücksichtigt worden: „Das gesamte Brückenbauwerk liegt im Bereich einer Gefahrenzone von Felsstürzen und besonders im Süden im Bereich des aktiven Talschubes Padaunerberg“, berichtete Rainer Brandner, der für die geologische Betreuung des Brenner Basistunnels zuständig war. Laut Asfinag gehe man von 1 cm pro Jahr aus, mit dem ein Pfeiler seitlich weggedrückt wird. „Diese Annahme ist durch die infolge des Klimawandels auftretenden Starkniederschläge und Temperaturschwankungen nicht länger haltbar“, sagte Brandner.

Zitat Icon

„Mit dem Bau des Tunnels könnten all die geologischen Probleme und die aufwändigen Sicherungen bei der Neugründung der Pfeiler umgangen werden"

Dr. DI Max John

Landschaft zurückgewinnen
Vorteil der Tunnellösung sei eine Lebensdauer von 200 Jahren, hohe Sicherheitsstandards in österreichischen Tunnels und geringere Betriebskosten – z.B. durch Winterdienst. Zudem könne Landschaft um den geschützten Brennersee zurückgewonnen werden.

„Forderung eines ganzen Tales“
„Wenn gemäß dieser Expertenmeinungen der Tunnel nicht teurer, gleich schnell zu bauen ist und zudem die geologischen Probleme umgangen werden können, gibt es wohl kein stichhaltiges Argument mehr, nicht auf die Forderungen der Gemeinde und des ganzen Tales einzugehen“, sagt Robert Renzler, der Transitsprecher der Gemeinde Gries.

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