Johann Nepomuk Giner

Weihnachtliche Kunst aus Thaur für die Ewigkeit

Tirol
13.12.2021 20:00

Überregionale Bedeutung erlangte der 1756 in Thaur geborene Johann Giner der Ältere als Krippenschnitzer. Seine Krippen zählen zu den schönsten Tiroler Werken dieses Genres. Johann Giner stellte große Kirchenkrippen her, die stilistisch bereits dem Klassizismus zuzurechnen sind, so wie die in der Wallfahrtskirche Absam.

Die Bedeutung der Maler- und Bildhauerfamilie Giner beruht vor allem auf ihrer Krippenproduktion, die nahezu ein Jahrhundert lang das Dorf Thaur zum Mittelpunkt der Nordtiroler Krippenkunst machte. Diese knüpfte einerseits an die spätbarocke Krippenkunst bürgerlicher Tradition an, andererseits an die Deckenmalerei des Spätrokoko, welche Vorbilder für die einzelnen Figuren und Figurenpaare der sogenannten „Papierkrippen“ schuf.

Hauptmeister der Thaurer Krippenkunst war Johann Nepomuk Giner der Ältere (1756 bis 1833). Ausgebildet beim Bildhauer Josef Anton Renn in Imst, kam er auf seiner Wanderschaft in die Münchener Werkstätte des Ignaz Günther, wo er die Meisterprüfung abgelegt haben soll. In sein Vaterhaus nach Thaur zurückgekehrt, betätigte er sich ausschließlich als Holzbildhauer.

Große Kirchenkrippen im Stil des Klassizismus
Sein Ruhm und Ruf gründen sich vor allem auf seine Weihnachtskrippen, deren ausdrucksvolle und beseelte Figuren in ihrer anmutigen Haltung und ruhigen Erscheinung bereits die Stilmerkmale des Klassizismus aufweisen. Hier sind vor allem die Kirchenkrippen in Absam, Thaur, Breitenbach und im Salzburger Dom (Figurenhöhe 25 bis 40 cm) zu erwähnen. Daneben schuf er noch zahlreiche Krippenfiguren in der Höhe von 12 bis 15 cm, die noch stärker dem Rokoko angehören.

Giners Krippenfiguren weisen durchwegs eine helle, bunte, stark rokokohafte Leimfarbenfassung auf, ausgenommen die in Öl gefassten Figuren der Absamer Kirchenkrippe. Die zwischen 1793 und 1796 geschaffene Krippe in der Pfarr- und Wallfahrtskirche in Absam strahlen, wie es Krippenforscher Josef Ringler ausdrückte, einen „feierlichen Ernst und eine spürbare Frömmigkeit“ aus. Das von ihm dargestellte Weihnachtsgeschehen spielt sich auf zwei Ebenen ab.

Zeitalter der Aufklärung in Krippe miteinbezogen
Auf der höheren Ebene befinden sich die Heilige Familie und die Engel, die aber von ihrem Platz auf die niedrigere Ebene zu den Hirten hinabsteigen, um sie zum göttlichen Kind zu führen. Die Hirten sind als Menschen aus der bäuerlichen Umgebung des Künstlers dargestellt, welche die typische Bauernmode ihrer Zeit tragen. Auch erscheinen manche von ihnen bei dieser Krippe als aufgeklärte moderne Menschen, die mit den ihnen zugewiesenen Engeln in Diskurs treten, um ihre Skepsis, ihre Zweifel, Fragen und Ängste mitzuteilen.

Zu sehen ist die Absamer Giner-Krippe in der heurigen Weihnachtszeit nach dem vierten Adventsonntag, denn kurz davor wird sie, so wie all die Jahre zuvor, vom Krippenverein Absam aufgebaut.

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