Im Porträt

Bernhard Amann: Lieber Chaos als „Überbravung“

Vorarlberg
12.12.2021 11:25

Ein Querkopf, aber kein Wirrkopf: Mit einer erstaunlichen Beharrlichkeit setzt sich der Emser Bernhard Amann seit Jahrzehnten für die Schwächeren unserer Gesellschaft ein.

Einer von Bernhards Lieblingsausdrücken ist „Verdichtung“ - und zwar im Sinne von „dicht machen“, „abschotten“, „keine Freiräume zulassen“. Und Freiräume waren ihm seit jeher wichtig, gleich ob im Denken oder in buchstäblicher Hinsicht. „Ich trat in die ÖVP mit dem Ziel ein, Herbert Kessler abzuwählen“, erinnert sich der überzeugte Langhaar-Träger an seine Anfänge als „Homo politicus“. Das gelang ihm zwar nicht, aber zumindest ärgerte er den allmächtigen damaligen Landeshauptmann derart, dass er schnell wieder aus der Partei geworfen wurde. Gut so, denn in dieser „schwarzen Politverdichtung“ hätte er seine zahlreichen Projekte niemals umsetzen können.

Punkto Jugend-, Drogen-, Kultur- und Sozialpolitik setzt Bernhard seit den 70er-Jahren Maßstäbe: „Wir haben außerparlamentarisch viel erreicht. So konnten wir diverse Kulturinitiativen auf den Weg bringen und haben die offene Jugendarbeit vorangebracht. Zudem hatten wir zumindest Einfluss auf die Etablierung eines Hilfssystems für Drogengebraucher.“ Eine Aufzählung all seiner Initiativen und Aktionen würde diesen Rahmen fulminant sprengen.

Von Grünen enttäuscht

Als passionierter Langstrecken-Läufer war Stillstand auch in sozialer und politischer Hinsicht seine Sache nie. Die von ihm angeführten „Emsigen“, die sich weniger als klassische Partei, sondern vielmehr als Hilfsorganisation für benachteiligte Menschen verstehen, feierten in Hohenems veritable Erfolge. „Man kann nur im Kleinen verändern, meinte mein Freund Christoph Schlingensief einst - und das habe ich mir zu Herzen genommen“, so der zeitweilige Vizebürgermeister der Grafenstadt, der als Kommunalpolitiker tausende Sprechstunden absolvierte. Wobei „im Kleinen“ relativ ist: Allein das von Bernhard angeschobene Kulturzentrum „ProKonTra“, wo er auch sein Büro hat, bietet stolzen 21 Initiativen Platz und ist zu einer echten Startrampe für junge Kulturschaffende geworden.

Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit sind Integration und Flüchtlingspolitik, zudem kämpft er seit vielen Jahren für die Entkriminalisierung der Drogenszene. „Was in Deutschland nun bald kommen wird, nämlich die Legalisierung von Cannabis, stößt hier in Vorarlberg nach wie vor auf taube Ohren. Da enttäuschen mich auch die Grünen, die sich weg von ihren Ursprüngen hin zu einer Spießbürgerpartei entwickelt haben“, ärgert sich der vierfache Vater. Auch mit seinen 67 Jahren ist Bernhard im Geiste immer noch ein „Revoluzzer“, für den „Chaos etwas Positives“ und „Überbravung“ ein Graus ist. Zumindest bei ihm ist also noch keinerlei „Verdichtung“ zu spüren

Porträt von Raimund Jäger
Raimund Jäger
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