Tod bei Erstürmung
Italienischer Aktivist in Gaza von Entführern getötet
Die bisher unbekannte Islamistengruppe hatte am Donnerstag in einer auf YouTube veröffentlichten Videobotschaft (Kopien davon kursieren nach wie vor auf der Website) behauptet, Arrigoni entführt zu haben, und mit seiner Ermordung gedroht, sollte die Hamas nicht bis Freitagnachmittag, 16 Uhr, drei ihrer inhaftierten Führer freilassen.
Die ebenfalls als radikalislamisch betrachtete Hamas, die sich seit ihrer Machtübernahme im Gazastreifen als Partei zu etablieren versucht, ging nicht auf die Forderungen ein, sondern versuchte offenbar die Geiselnahme gewaltsam zu beenden.
Arrigoni sei in der Nacht auf Freitag von den Kidnappern erstickt worden, als Sicherheitskräfte rund drei Stunden nach seiner Entführung das Versteck der Entführer gestürmt hätten. Zwei Täter seien festgenommen worden, nach einem dritten werde noch gesucht, sagte ein Mitglied der Sicherheitsbehörde. Unklar war, ob Arrigoni unmittelbar bei der Erstürmung zu Tode gekommen war oder möglicherweise schon davor ermordet wurde.
Hamas ist Salafisten zu zahm
In der am Donnerstagabend auf YouTube veröffentlichten Videobotschaft war der Italiener mit verbundenen Augen und hinter dem Rücken gefesselten Händen zu sehen. Offensichtlich war er auch geschlagen worden. Die Entführer gaben sich als Salafisten aus. Salafisten verstehen sich als die wahren Hüter des Islam und orientieren sich buchstabengetreu am Koran. Anhänger dieser Strömung waren schon zuvor mit der Hamas zusammengestoßen, die sie für zu moderat bei der Durchsetzung der Ziele des Islams halten.
Die Entführung Arrigonis war die erste eines Ausländers im Gazastreifen seit der Machtübernahme der Hamas vor knapp vier Jahren. Im März 2007 war der BBC-Reporter Allan Jonston in dem Palästinensergebiet ebenfalls von Salafisten verschleppt worden und erst nach 114 Tagen wieder freigekommen.
Rom verurteilt "barbarischen Mord"
Die Regierung in Rom hat den "barbarischen Mord" an Arrigoni am Freitag verurteilt. Es handle sich um "abscheuliche und sinnlose Gewalt", die von "gegenüber dem Wert des menschlichen Lebens gleichgültigen Extremisten" verübt worden sei, hieß es in einer Stellungnahme des Außenministeriums. Das Ministerium erinnerte daran, dass sich das Opfer seit Langem im Nahen Osten aufhielt, um über die Lage der Palästinenser im Gazastreifen zu berichten.
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