Vorarlberg spricht

„Sollten S18 im Sinne unserer Enkel nicht bauen“

Vorarlberg
30.11.2021 10:35

Im Sommer 2020 präsentierte Hubert Rhomberg die Idee eines autonom fahrenden Zugs, der das Rheintal und den Bregenzerwald miteinander verbinden soll. Wie ist es um die Idee und andere Verkehrslösungen bestellt?

Krone: Herr Rhomberg, wie wahrscheinlich ist die Umsetzung des Wälderexpress (WEX)?

Hubert Rhomberg: Sehr wahrscheinlich, denn jeder will dekarbonisieren, CO₂-neutral werden. Das wird aber nicht gehen, ohne die jetzigen Verkehrsträger anzugreifen. Das ist doch offensichtlich. Dieses Problem kann man jetzt noch ein bisschen vor sich herschieben und neue Studien in Auftrag geben, hinsichtlich der Fakten wird sich aber nichts ändern.

Krone: Sie haben auch neue Studien zum Wälderexpress?

Rhomberg: Ja, es gibt neue Daten hinsichtlich der Pendlerströme. Mit diesen lässt sich das Umstiegspotenzial ermitteln - und genau das ist inzwischen wesentlich höher als noch vor fünf Jahren. Einen guten Überblick dazu gibt die Erreichbarkeitsanalyse auf waelderexpress.at, wo man per Mausklick auf die geplanten Haltestellen grafisch angezeigt bekommt, wie viele Menschen zu Fuß oder per Rad schnellen Zugang zu dem WEX bekommen würde. Darum glauben wir an das Projekt, und darum wird es auch einen Infrastruktur-Konzessionsantrag geben.

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Die Ringstraßenbahn ist startklar. Ich sage immer, die Bahn fährt zehn Jahre ab dem politischen Entscheid. Fünf Jahre planen, fünf Jahre bauen. fährt

Hubert Rhomberg

Krone: Können Sie irgendwelche Zeiträume nennen?

Rhomberg: Innerhalb der nächsten fünf Jahre wollen wir - oder meinetwegen auch das Land bzw. der Verkehrsverbund - eine Konzession erhalten. Mir ging es zunächst darum, einmal die technische Machbarkeit aufzuzeigen. In einem nächsten Schritt wurden die Wirtschaftlichkeit und das Umstiegspotenzial ermittelt. Fakten, Zahlen und somit alle Argumente liegen nun auf dem Tisch.

Krone: Können Sie noch einmal kurz das Projekt skizzieren?

Rhomberg: Starten würde der Zug in Dornbirn, ein Skizug allenfalls morgens aus St. Margrethen oder Lindau in den Bregenzerwald führen. Eine Haltestelle wäre unter anderem im Wallenmahd, wo ja viele Betriebe angesiedelt sind. Von dort müsste ein Bahnanschluss Richtung Gütle und dann nach Bersbuch gebaut werden. Geplant wären zwei autonom fahrende Garnituren, die sich in Bersbuch trennen und nach Egg beziehungsweise Mellau weiterfahren. Das wäre günstig im Betrieb und interessant für Pendler und Touristen. Parallel zum Tunnel zwischen Bersbuch und Gütle müsste zudem ein Sicherheitsstollen errichtet werden, der als direkte Fahrradverbindung von Dornbirn in den Bregenzerwald genutzt werden könnte.

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Man könnte einen „Central Park“ direkt im Rheintal machen, der biodivers ist, als Naturschutzgebiet, für Gemeinschaftsgärten... Das hätte Strahlkraft.

Hubert Rhomberg

Krone: Was macht Sie so sicher, dass der Wälderexpress kommt? Die Ringstraßenbahn, die im Landtagswahlkampf 2004 erstmals präsentiert wurde, fährt ja auch noch nicht...

Rhomberg: Die Ringstraßenbahn ist startklar. Ich sage immer, die Bahn fährt zehn Jahre ab dem politischen Entscheid. Fünf Jahre planen, fünf Jahre bauen. Aber es wird jeweils noch eine Studie gemacht, und da wird noch einmal bewiesen, dass Bus plus halt jetzt noch die bessere Lösung ist. Das ist super, aber vielleicht kommen wir ja doch mal darauf, dass ab jetzt das andere besser wäre - und dann haben wir noch nicht einmal angefangen. Aber das kommt schon noch.

Krone: Ein anderes Verkehrsprojekt mit noch längerer Planungszeit ist die S18. Wie stehen Sie zur CP-Variante?

Rhomberg: CP steht für mich für „Central Park“. Diese Straße sollte nicht als Schnellstraße gesehen werden, sondern eher als Umfahrung, Entlastung oder Lückenschluss mit viel mehr regionalem Charakter. Wir sollten keine Transitstrecke bauen, sondern eher eine regionale Funktion damit verbinden und gleichzeitig auch die Verkehre etwas mehr auf die Grenzen aufteilen. Gleichzeitig sollten die Straßen durchs Ried für den Autoverkehr gesperrt werden und nur mehr für Fußgänger und Radfahrer offenstehen. Damit könnte man einen „Central Park“ direkt im Rheintal machen, der biodivers ist, als Naturschutzgebiet, für Gemeinschaftsgärten... Das hätte Strahlkraft. Die Straße ist für mich etwas, das das möglich macht und der Fokus sollte vielmehr daraufliegen, welches Potenzial wir mit dem Lauteracher Ried haben und wie wir dieses erhalten können.

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Im Sinne unserer Enkel sollten wir die Schnellstraße in dieser Form nicht bauen. Das sage ich als Industrieller und als einer, der vom Bauen lebt.

Hubert Rhomberg

Krone: Die CP-Variante ist für Sie keine sinnvolle Alternative?

Rhomberg: Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, dass man eine Verbindung als Schnellstraße in dieser Form baut. Das ist zu aufwändig. Man sollte im Kopf haben, dass mehr Straßen mehr Verkehr erzeugen, und eher versuchen, Entlastungswirkungen durch eine schlankere, optimierte Variante zu erzeugen. Das ginge auch schneller als die befürchteten 15 bis 20 Jahre. Schon wegen der notwendigen Entlastung von Teilbereichen ist das wichtig. Die Trasse in dieser Form ist aber nicht falsch, weil sie eben unseren nächsten Generationen den „Central Park“ ermöglicht. Ein weiteres Problem beim Bau eines so überdimensionalen Projekts ist der weiche Boden. Da sehe ich große Risiken bei der Ausführung. Im Sinne unserer Enkel sollten wir das in genau dieser Form nicht bauen. Und das sage ich als Industrieller und als einer, der vom Bauen lebt.

Krone: Eine letzte Frage noch zu den Projekten in Bregenz, Bahn und Straße unter die Erde zu verlegen. Wie sehen Sie die Entwicklung?

Rhomberg: Dass die Bahn wegkommt, ist richtig. Aber wann und wie und in welcher Form, ist völlig offen. Die Straße in einem bestimmten Abschnitt tiefer zu legen, kann Sinn machen und wird vielleicht auch kommen. Da gibt es jetzt städtebauliche Überlegungen, Wettbewerbe, Machbarkeitsstudien. Wichtig ist, dass der Bahnhof rasch gebaut wird. Da erfolgt jetzt mit der neuen Hypo-Unterführung der erste Schritt, und damit ist es auch möglich, dass ein Provisorium gebaut wird, damit der alte Bahnhof am selben Standort neu errichtet wird.

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