15.11.2021 12:55 |

Bewegungsmangel

Tägliche Turnstunde: Es tut sich was

Jüngst haben sich in Bregenz die Landessportreferenten getroffen. Am Ende der Tagung stand eine Forderung, die im Grunde bereits seit Jahren besteht: Der Bund möge doch endlich die Voraussetzungen für eine tägliche Turn- und Bewegungsstunde schaffen. Immerhin: In Vorarlberg tut sich etwas, das Land prescht vor.

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Rückblende: Bei den Olympischen Spielen 2012 in London erlebte Österreichs Sport einen historischen Tiefpunkt, keine einzige Medaille konnte gewonnen werden. Eine Konsequenz des Fiaskos war die Forderung nach einer täglichen Turn- und Bewegungsstunde. Neun Jahre ist das nun schon her, getan hat sich so gut wie nichts.

Nicht zuletzt aufgrund der wenig ambitionierten Bundespolitik versucht man in Vorarlberg, eigene Wege zu gehen. Einer der Protagonisten ist Olympiazentrum-Mitarbeiter Tobias Weidinger, der im Zuge des Projekts „Tägliche Sport- und Bewegungseinheit“ in den Volksschulen Egg, Großdorf und Andelsbuch mit den Kindern wöchentlich eine über den Lehrplan hinausgehende Bewegungsstunde abhält. „Die Kinder wollen unbedingt Bewegung. Alle Schulen, die sich diesem Projekt angeschlossen haben, können sich nicht mehr vorstellen, ohne diese Einheiten auszukommen“, berichtet Weidinger. Allerdings gelte es noch einige Hürden zu überwinden: „Die Infrastruktur ist oft mangelhaft. Wir wollten im Zuge des Projekts insgesamt vier fixe Bewegungsstunden abhalten. Es fehlt allerdings an Sport- und Bewegungsräumen, um dieses Vorhaben auch tatsächlich umsetzen zu können.“

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Alle Schulen, die sich dem Projekt angeschlossen haben, können sich nicht mehr vorstellen, ohne die Einheiten auszukommen.

Tobias Weidinger, Bewegungscoach

Der offizielle Lehrplan selbst sieht übrigens in den beiden ersten Volksschuljahren drei, in den beiden weiteren Jahren nur zwei Turnstunden pro Woche vor. Insgesamt nehmen am Projekt 25 der landesweit 170 Volksschulen teil, 126 Klassen sind eingebunden. Ein noch immer sehr geringer Anteil also. . .

Pilotregionen geplant
Das soll sich allerdings ändern. Vorarlbergs Sportlandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) ist guter Dinge, dass „bis zu Beginn des nächsten Schuljahres mit finanzieller Unterstützung seitens des Landes und der Mithilfe von schulexternen Experten zwei Vorarlberger Regionen ein Pilotprojekt starten können“. Dies sei der nächste wichtige Schritt für die Umsetzung der täglichen Bewegungsstunde, ist Rüscher überzeugt. In den Pilotregionen sollen die Schüler auf zumindest vier Stunden Turnunterricht wöchentlich kommen, die fünfte Stunde ergibt sich aus einem Mix an Bewegungsmöglichkeiten - im Pausenhof, in den Klassen, auf den Gängen und nicht zuletzt auf dem Fußweg zur Schule.

Rüscher sieht dringenden Handlungsbedarf, die Zeit dränge: „Bereits vor der Pandemie war ein deutlicher Rückgang der Bewegungsfreudigkeit bei Kindern festzustellen und Corona hat die Situation noch einmal massiv verschärft.“ Letztlich sollen die zusätzlichen Turneinheiten nicht nur Spitzensportler generieren, sondern vor allem das Gesundheitssystem entlasten.

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Zu Beginn des neuen Schuljahrs möchten wir in zwei Vorarlberger Regionen mit einem Pilotprojekt starten.

Martina Rüscher, Sportlandesrätin

Dass Letzteres durchaus realistisch ist, zeigt eine Studie aus dem Jahr 2000: In der Bregenzerwälder Gemeinde Egg war damals der Anteil jener, die in einem Sportverein aktiv sind, so hoch wie in keiner anderen Kommune Vorarlbergs. Das Resultat: Egg verzeichnete die wenigsten Krankenhaustage aller Gemeinden im Ländle.

Elred Faisst
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