Das schnelle Steigen und Sinken des Wasserspiegels in den Flüssen verursacht jedes Jahr millionenfaches Fischsterben - die „Krone“ berichtete. In Tirol sind Inn und Ziller betroffen. WWF und Fischereiverband legten nun ein Rechtsgutachten vor: „Der Schwallbetrieb der Wasserkraft verstößt gegen das Tierschutzgesetz!“
Das Tierschutzrecht schützt das Leben jedes Tieres – „auch das von Fischen, Jungfischen und sogar Fischeiern, da diese eigenständig leben können“, erklärte Katarina Zalneva, Studienautorin und Umweltjuristin bei Ökobüro. Das fahrlässige Töten von Fischen in schwallbelasteten Flüssen sei daher ein Verstoß gegen das Tötungsverbot nach Paragraph 6 des Tierschutzgesetzes.
„Die Wasserkraft-Branche muss rasch handeln, die Betreiber setzen sich sonst der Gefahr aus, laufend und fahrlässig dagegen zu verstoßen“, sagte Bettina Urbanek, WWF-Gewässerschutzexpertin.
Maximaler Erlös und Gewinn
Um die Tötungen auch nur ansatzweise rechtfertigen zu können, müsste laut Tierschutzgesetz ein „vernünftiger Grund“ vorliegen. Das treffe aber auf den aktuellen Betrieb von Schwall-Kraftwerken nicht zu, wie die Studie zeige: „Erstens ist dieser häufig auf maximalen Erlös und Gewinn ausgerichtet, was gemäß Rechtsprechung keinen vernünftigen Grund darstellt. Zweitens gibt es auch zur Betriebsweise für die Netzstabilität Alternativen. Die Zeiten, in denen Speicherkraftwerke ohne Rücksicht auf Verluste betrieben werden, müssen endgültig vorbei sein“, forderte Urbanek.
Schon jetzt beträgt der Fischbestand im Inn über weite Abschnitte nur 20 Prozent des eigentlichen Sollzustandes.
Zacharias Schähle
Schonzeit gefordert
„Schon jetzt beträgt der Fischbestand im Inn über weite Abschnitte nur 20 Prozent des eigentlichen Sollzustandes. Im unteren Abschnitt des Zillers sind es gar nur zwei Prozent“, betonte Zacharias Schähle vom Tiroler Fischereiverband in der Pressekonferenz mit dem WWF. Gefordert wird die Einführung eines „Jungfischfensters“ - einer neunwöchigen Schonzeit im Mai und Juni.
Wasserkraftwerke im Schwall-Sunk-Betrieb (Pumpspeicher) starten bei hohem Strombedarf und hohen Preisen die Stromproduktion und lassen mehrmals täglich große Mengen Wasser aus Speichern und Stauseen ab. Das schnelle, drastische Steigen und Sinken des Wasserspiegels in den Flüssen wirkt sich katastrophal auf Wasserlebewesen aus.
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