Extrem hohe Werte

Österreichische Schwammerln „strahlen“ noch immer

Steiermark
15.09.2021 08:18

Global 2000 entnahm Proben von Pilzen in mehreren steirischen und oberösterreichischen Regionen. Aktuelle Ergebnisse zeigen: Die Tschernobyl-Atomkatastrophe wirkt auch nach 35 Jahren noch nach. Es wurden extreme Werte von Cäsium-137 gemessen. Das Sammeln in roten Zonen ist laut den Umweltexperten nicht ratsam.

Die Wissenschaftler im niederösterreichischen Forschungszentrum Seibersdorf haben mit Hochdruck gearbeitet - und die überbrachten Erdschichten und Schwammerln mittels sogenannter Gamma-Spektrometrie analysiert. Die Umweltorganisation Global 2000 und die „Steirerkrone“ hatten, wie berichtet, am steirischen Pyhrnpass, in Freiland bei Deutschlandsberg und auf der Stubwiesalm (OÖ) nahe der weiß-grünen Grenze Boden- und Pilzproben genommen.

Wir wollten wissen: Gibt es noch „strahlende“ Erinnerungen an den Tschernobyl-Atomunfall vor 35 Jahren? Oder hat die Umwelt die gefährliche Giftstoff-Belastung bereits „verdaut“?

So viel war zuvor bereits bekannt: Diese drei Gegenden zählen zu den am stärksten belasteten Regionen Österreichs, da dort nach dem Super-GAU 1986 radioaktiver Regen auf die Erde niederprasselte.

Seibersdorf-Prüfbericht liegt „Steirerkrone“ vor
Nun liegt der druckfrische Prüfbericht der „Steirerkrone“ vor, und der hat es in sich: Während die Bodenproben teilweise hohe, aber zum Glück keine extremen Werte zutage förderten, war eine Pilz-Stichprobe sogar für die hochbelasteten Regionen höchst bedenklich.

Bei den Eierschwammerln im steirisch-oberösterreichischen Grenzgebiet schlugen die Messgeräte massiv aus - und zeigten 7563 Becquerel (radioaktiven Zerfall pro Sekunde) pro Kilogramm. Der Wert liegt damit mehr als zwölfmal über dem Becquerel-Grenzwert, der in der Europäischen Union gilt!

„Stark belastete Pilze sollten natürlich nicht konsumiert werden. Die Cäsium-Landkarte mit den aktuellen Belastungswerten gibt einfache und klare Anhaltspunkte für die radioaktive Belastung, die wir nun mit unseren Stichproben bestätigt haben“, analysiert Reinhard Uhrig, Anti-Atom-Experte von Global 2000.

„Die Bodenproben vom Pyhrnpass waren mit 247 Becquerel pro Kilogramm zwar nicht dramatisch, was grundsätzlich erfreulich wäre, allerdings zeigen hier die Messungen des Umweltbundesamtes viel höhere Werte.“ Konkret: am Pyhrnpass aktuell 46.000 Becquerel/kg sowie in Freiland 47.000 Becquerel/kg.

Mehr Infos zum gefahrlosen Sammeln gefordert
Die Umweltorganisation forderte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) auf, klar zu informieren, wo Pilze problemlos genossen werden können und „wo man aus Vorsorgegründen lieber nicht in den Wald auf Schwammerlsuche geht“. Denn laut Gesundheitsministerium würden nach wie vor bei rund zwölf Prozent der Eierschwammerl Grenzwertüberschreitungen festgestellt.

Krško-Reaktor als große Gefahr
Eine viel größere Gefahr geht jedoch vom altersschwachen Krško-Reaktor im slowenischen Erdbebengebiet aus. Wie Berechnungen der Universität für Bodenkultur gezeigt haben, wäre bei einer Reaktor-Katastrophe eine sehr starke Kontaminierung Österreichs mit Radioaktivität „wahrscheinlich“. Die radioaktive Wolke wäre im schlimmsten Fall in nur 40 Minuten über der Steiermark.

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