Für Kinobesitzer und -mitarbeiter war die Pandemie besonders fatal, blieben doch die Lichtspieltheater über ein Jahr lang durchgehend geschlossen. Nun dürfen sie wieder öffnen - allein: Der große Besucher-Boom lässt noch ein wenig auf sich warten.
„Wir waren nach den Reisebüros und Nachtclubs die Dritten im Bunde, die lange vergessen wurden. Außer Kurzarbeit gab es für den ersten Lockdown keinerlei Umsatzersatz. Ab November hat uns die Regierung aber gut unterstützt und nur deshalb konnten wir die Arbeitsplätze erhalten“, weiß Michael Wieser, Sprecher der Kinobetreiber und Besitzer von zwei Kinos in Bludenz und Dornbirn, zu berichten.
Zumindest musste keines der hiesigen Lichtspieltheater geschlossen werden. Noch nicht. Denn nicht nur die Kinos, auch die Verleihfirmen litten unter der Krise. Man hielt die Blockbuster verständlicherweise zurück, manche - etwa Disney - veröffentlichten überhaupt gleich bei Streaming-Diensten.
Zwar ist die Sehnsucht nach der großen Leinwand ungebrochen groß - allerdings: keine attraktiven Filme, keine vollen Säle. „Ich will nicht schwarzmalen“, sagt Peter Pienz, Doyen der heimischen Kinoszene und im Bregenzer „Metro“ nach wie vor aktiv, „aber bis jetzt ist noch recht tote Hose. Das wird sich wohl erst im Herbst ändern, wenn James Bond und Co., die seit geraumer Zeit auf Eis liegen, endlich gezeigt werden“.
Das Kino hat noch jede Krise überstanden – einfach weil es durch nichts wirklich ersetzt werden kann.
Michael Wieser, Kinosprecher
„Das Kino hat noch jede Krise überstanden“
Dass ausgerechnet zur für Kinobetreiber ohnehin schwierigen heißen Jahreszeit der Neustart erfolgte, macht die Lage nicht einfacher. Dennoch ist Wieser optimistisch: „Seit 18. Juni bewegen wir unser immer mehr in Richtung Normalbetrieb. Es kommen im 7-Tage-Takt neue und attraktive Filme. Der Wunsch des Publikums nach Kino ist klar zu spüren, denn trotz der wenigen Filme und der unattraktiven - und deshalb sehr sicheren - Auflagen wurde das Angebot angenommen.“
Auch die während des „Hausarrests“ boomenden Streaming-Dienste sieht Wieser nicht als Gefahr: „Das Kino hat noch jede Krise überstanden - einfach weil es durch nichts wirklich ersetzt werden kann. Wir haben den Siegeszug des Fernsehens genauso überlebt, wie das Aufkommen von Videos und DVD in den 80er/90ern. Auch der Streaming-Trend wird uns nicht die Existenz kosten.“
Peter Pienz ist da in seiner Einschätzung schon etwas verhaltener: „Die Pandemie hat die Menschen verändert - erst wenn sie dank der Impfungen endgültig besiegt ist und wieder regelmäßig Blockbuster erscheinen, ist die Krise überwunden.“
Kommt in Hard ein neues Kinocenter?
Deutlich zugeknöpfter geben sich die Kinobetreiber in Bezug auf ein anderes brennendes Thema: dem angeblich geplanten neuen Cineplexx-Centers in Hard. „Ich bitte um Verständnis, dass ich dazu als Kino-Sprecher erst dann Stellung beziehen will, wenn es eine offizielle Erklärung von Cineplexx gibt“, so Wieser.
Eine große Hilfe für die kleinen Kinos der Region wird ein neuer Lichtspiel-Palast aber wohl kaum sein. Aber vielleicht kommt ohnehin alles ganz anders: „Ich bin mit jedenfalls sicher, dass das zweite Halbjahr 2021 für die Kinos Rekorde bringen wird“, gibt sich Wieser fast schon euphorisch. Wir werden es - in doppeltem Sinne - „sehen“.
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