Romed Giner:

„Ich verstehe es bis heute nicht wirklich“

Tirol
05.07.2021 15:50

Die Querelen um das Absacken von ägyptischen Kartoffeln im Frühling haben der Familie Giner arg zugesetzt. Es gebe für die Thaurer Bauern nämlich nur eine Leidenschaft: Die Tiroler mit Tiroler Erdäpfeln und Gemüse zu versorgen. Die Frühkartoffelernte ist voll im Gange.

An allen Ecken rattert es, Hoftracks queren einander, Maschinen geben den flinken Händen der Arbeiter den Takt vor – „ganz normaler“ Erntebetrieb an einem sonnigen Tag beim Besuch der „Krone“ auf dem Hof der Familie Giner in Thaur. Chef Romed hat gute Laune. Das war nicht immer so – gelinde ausgedrückt. „Die Sache mit den Ägyptischen Kartoffeln hat die ganze Familie hart getroffen und hat uns viel Energie gekostet“, gibt er zu. Den Sprecher der Tiroler Gemüsevereinigung hat Giner abgegeben, er sei „nur“ mehr Ortsbauernobmann von Thaur.

Die Kartoffeln werden unmittelbar nach der Ernte sortiert. (Bild: Daum Hubert)
Die Kartoffeln werden unmittelbar nach der Ernte sortiert.

„Wir sind seit 35 Jahren auch Packstation“
Tief sitzt der Stachel der öffentlichen Kritik vom März, Kartoffeln aus Ägypten abgepackt zu haben (übrigens fünf Tonnen von insgesamt 205). Gerade in jener Zeit, in der die Tiroler Bauern mangels Tourismusabsatz auf Erdäpfelbergen sitzen geblieben sind. „Ich verstehe die Aufregung auch heute noch nicht ganz“, repliziert der Gemüsebauer, „ich habe nicht einmal gehandelt damit, sondern lediglich für den Handel in Lohnarbeit abgepackt. Das hat mein Vater schon gemacht, das tun wir schon seit 35 Jahren.“

Auch die Radieschen kommen umgehend in die Regale. (Bild: Daum Hubert)
Auch die Radieschen kommen umgehend in die Regale.

Eigenversorgung von 75 Prozent
Er sei ja nicht nur Bauer, sondern auch Händler und Packstation, sonst hätte es halt jemand anderer gemacht. Mittlerweile bekennt er öffentlich, dass es falsch war, den Auftrag angenommen zu haben. Es tue ihm leid, „nicht stärker auf die Kartoffellager in Tirol und Österreich hingewiesen zu haben“. Man müsse wissen, dass in „normalen“ Zeiten die Produktion von rund 15.000 Tonnen Kartoffeln auf Tirols Äckern den Bedarf im Land bei Weitem nicht deckt. „Wir haben eine Eigenversorgung von lediglich 75 Prozent“, weiß Giner. Dass die Lücke im Frühjahr mit Importen aus dem Süden geschlossen wird, sei ganz normal.

Das Ganze habe aber den „eingefleischten Regionalitätsfan“ noch mehr motiviert, die vollständige Tiroler Eigenversorgung voranzutreiben: „Wir könnten autark sein, wenn wir neue Flächen generieren, die Lagerkapazitäten erhöhen und dort in Kühlanlagen investieren. Meine Partner und ich sind gerade dabei, das anzugehen.“

Bei großen Mengen wird etwas weniger schonend verladen. (Bild: Daum Hubert)
Bei großen Mengen wird etwas weniger schonend verladen.

Tiroler Frühkartoffel bis August in den Regalen
Apropos: Emsiges Treiben auf dem Ginerhof, kürzlich startete die Ernte der Frühkartoffeln. „Das tun wir Bauern am liebsten: Die Tiroler mit Tiroler Produkten versorgen“, und da ist es wieder, das Leuchten in den Augen des Vielarbeiters. In allen großen Lebensmittelketten seien ab nun bis August Tiroler Frühkartoffeln zu haben. Es sei trotz des kalten Mai ein gutes Jahr. Auch für viele anderen Gemüsesorten, die ebenfalls schon den Weg in die Regale finden. „Heuer habe ich zum ersten Mal grünen Spargel geerntet“, grinst Giner, „die Nachfrage ist super, obwohl wir etwas teurer sind.“

Das Bewusstsein für regionale Lebensmittel sei in der Krise gestiegen. Man werde alles unternehmen, um diesem gesteigerten Bedarf gerecht zu werden.

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