Kultband feiert

50 Jahre Queen: Jubiläum einer Rocklegende

Musik
27.06.2021 06:00

50 Jahre lang schon thront die britische Bandikone Queen unumstößlich in der Gipfelregion der internationalen Musiklandschaft. Trotz des frühen Todes von Sänger Freddie Mercury 1991 ist die Popularität der Band ungebrochen. Setzte die Gruppe in ihrer aktiven Zeit regelmäßig neue Maßstäbe, so wird heutzutage die Beliebtheit nicht nur von einer breiten Fanbasis, sondern auch durch rege Konzerttätigkeit aufrechterhalten. Und freilich durch Hits, geschrieben für die Ewigkeit.

(Bild: kmm)

Kurze Genesis: Am Anfang waren Brian May und Roger Taylor. Deren Band Smile kam nicht recht vom Fleck, bis das Projekt aufgelöst wurde. Freddie Mercury, immer wieder Teil der Band-Entourage, witterte seine Chance und empfahl sich selbst als neuer Sänger. Die beiden Kollegen hatten ihre Zweifel, sein Gesang klang nämlich nach einem „kraftvoll blökenden Schaf“, wie Taylor viel später einmal verriet. Und auch Mercurys Vorschlag, die neue Band Queen zu nennen, stieß anfangs auf mäßige Gegenliebe. Dennoch wurde im April 1970 Übereinkunft erzielt.

Zeitrechnung beginnt
In Enzyklopädien wird das Gründungsjahr der Band mit 1970 angegeben, sowohl für die Band als auch für die Anhängerschaft ticken die Uhren allerdings anders: Queen spielten (aus vertraglichen Gründen zum Teil noch unter dem Namen Smile) in den ersten Monaten 16 Konzerte und verschlissen dabei drei Bassisten. Erst 1971 wurde ein weiterer Tieftöner namens John Deacon vorstellig, dessen Bandbeitritt offiziell mit 1. März datiert wird und der am 2. Juli sein Livedebüt feierte. Die Besetzung blieb von da an bis zum Tod Mercurys unverändert, der Zeitrechner wurde auf Null gestellt, die Ära begann. Deshalb wird das 50-Jahr-Jubiläum 2021 begangen.

Der Erfolg der Band ist nüchtern betrachtet gar nicht so leicht nachvollziehbar: Die zu jener Zeit problematische, weil schwule Konnotation des Bandnamens, vor allem für den besonders prüden US-Markt; Musiker mit Nagellack und seltsamen Seidengewändern, die anfangs so manchen potenziellen Manager abschreckten; eine Musik, die zu Beginn noch unter Hardrock firmierte, später aber zusehends zu weich für die Rocker, zu hart für die Popper und zu „camp“ für die Puristen wurde. Und die Presse, die keine Gelegenheit ausließ, die Band, ihre Musik und die handelnden Personen in Grund und Boden zu lästern.

Schwere Diskrepanzen
So schrieb beispielsweise der „New Musical Express (NME)“ über das 1978 erschienene Album „Jazz“: „Kaufen Sie diesen drittklassigen Gilbert & Sullivan Ihren tauben Verwandten, falls Sie welche haben, zu Weihnachten.“ Alle Alben zusammengerechnet, sollen irgendwo zwischen 200 Millionen und 375 Millionen Tonträger über den Ladentisch gegangen sein, und so viele hörbehinderte Onkel und Tanten kann es gar nicht geben. Im Fortlauf der Karriere wurde die Kluft zwischen der Band und der Journaille immer breiter - je erfolgreicher Queen wurden, desto bösartiger fielen die Kommentare aus. Auch zur Premiere des Musicals „We Will Rock You“ 2002 prognostizierte der britische Blätterwald einen gigantischen Flop. Zwölf Jahre en suite im Londoner West End, zahlreiche internationale Ableger sowie Tourneeproduktionen, die ohne Corona auch heute noch laufen würden, sprechen eine andere Sprache.

Woraus setzt sich das Erfolgsrezept nun zusammen? Vier Musiker, ausgestattet mit einem Hang zur Perfektion und der Fähigkeit, nicht nur mit allen möglichen Musikstilen zu experimentieren, sondern auch Nummer-eins-Hits zu schreiben. So wurde Deacons „Another One Bites The Dust“ zur kommerziell erfolgreichsten Single der Band. Mercury schuf mit „Bohemian Rhapsody“ ein hochdekoriertes Jahrhundertwerk mit knapp sechs Minuten Länge. Taylor hob die Band mit „Radio Ga Ga“ in den Pop-Olymp und Mays „We Will Rock You“ wurde mit lediglich zwei Minuten Fußtrampeln, Geklatsche und ein bisschen Gitarrenspiel zum weltberühmten Konterpart zu Mercurys Magnum Opus.

Selbst ist die Band
Als 1975 trotz messbarer Erfolge das wöchentliche Einkommen pro Mann immer noch bei nur 60 Pfund lag, beschlossen sie, ihre eigene Managementstruktur zu stricken, der etliche weitere Subfirmen entsprangen. 1980 schafften sie den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als „höchstbezahlte Firmendirektoren“. In besagtem Buch steht übrigens auch der offizielle Fanclub als „am längsten bestehender Rockband-Fanclub weltweit“.

Aber nicht nur ihre perfekt produzierten Alben, sondern auch ihre Wegbereitung für das Medium Musikvideo und vor allem ihre Liveshows machten Queen unsterblich. Licht- und soundtechnisch setzten sie mit jeder Tournee neue Maßstäbe und beackerten mit Stadionkonzerten in Südamerika internationales Neuland. Kollektiv verstummte am 13. Juli 1985 die Kritik, der sie kurz nach einer weithin missinterpretierten Auftrittsserie in Südafrika besonders heftig ausgesetzt waren, als Queen beim „Live Aid“-Auftritt zeigten, dass weder technischer Schnickschnack noch textiler Firlefanz notwendig sind, um allen anderen die Show zu stehlen. Und Mercury exerzierte vor, wie man binnen Sekunden 72.000 Zuschauer mit dem kleinen Finger dirigieren kann.

Auseinandergebrochen
Am 24. November 1991 starb der Sänger an den Folgen von Aids. Sein Tod kam zu früh, das Potenzial der Band war mit Sicherheit noch nicht ausgeschöpft. Deacon verließ einige Jahre später das führerlose Schiff auf Nimmerwiedersehen. May und Taylor flüchteten sich in Soloprojekte, bis sie von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt wurden. Queen war nach wie vor voller Leben, die Nachfrage ungebrochen. Ein Musical hob die Legende auf eine neue Gegenwartsebene, eine fünfjährige Zusammenarbeit mit Free-Sänger Paul Rodgers brachte die halbe Königin wieder in die Konzerthallen und - wider aller Erwartungen - ein neues Album. Viel zu spät - erst 2018 - erhielt die Band ihren ersten Grammy, dafür aber gleich fürs Lebenswerk.

2009, nur wenige Tage nach offizieller Beendigung des Liaison mit Rodgers, traten May und Taylor bei der US-Castingshow „American Idol“ auf, um Kandidaten Adam Lambert unter die Arme zu greifen. Ungeplant und ungewollt eröffneten sich daraus neue Perspektiven, fast 230 Mal standen sie bisher in ausverkauften Hallen und Stadien weltweit gemeinsam auf der Bühne. Der Erfolg gibt ihnen recht, trotzdem sorgte Mays lebensgefährliche Einschätzung „Adam kann alles, was Freddie konnte, sogar mehr“ bei den Fans für kollektives Stirnrunzeln. Der für Mai 2020 geplante Europatourstart musste coronabedingt verschoben werden - ein großes Glück, wie sich herausstellen sollte. Am 25. Mai wurde bekannt, dass May einen Herzinfarkt erlitten hatte, von dem er sich nur langsam erholte.

Hype um die Biografie
So etwas nennt sich schwere Geburt: Nach gut elf Jahren Projektierung und munter wechselnden Kreativköpfen erblickte 2018 die nicht unumstrittene - weil in ihrer Chronologie stark veränderte bzw. verfälschte - Filmbiografie „Bohemian Rhapsody“ das Weiß der Leinwand und ging förmlich durch die Decke: Internationaler Preisregen - darunter vier Oscars - und ein Einspielergebnis jenseits der 900-Millionen-Dollar-Marke (mehr als 740 Mio. Euro) waren die Folge.

Von der britischen Onlinezeitung „Express“ zu den Plänen fürs Jubiläum befragt, meinte May: „Lustig, dass Sie das fragen, weil Roger und ich haben überlegt: ‘Wollen wir wirklich feiern, dass wir so alt sind?‘ - Also momentan wollen wir das nicht, wir möchten nur raus und spielen.“ „Brian und ich genießen es momentan wirklich. Und all zu lange werden wir das nicht mehr können. Also: Weiter! Aufwärts! Bevor es mit uns tatsächlich ‘nach oben‘ geht, wenn Sie verstehen, was ich meine“, beschrieb Taylor gegenüber dem Musikmagazin „Mojo“ das aktuelle Lebensgefühl. Vier intelligente, kreative Köpfe haben ein Monument errichtet, das nicht mehr umzustoßen ist. Die Geschichte hat es gezeigt, die Zukunft wird es beweisen.

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