An einem Sonntagnachmittag dreht sich das Schicksal von Familie Sterner plötzlich: Sohn Leopold erkrankt und überlebt nur knapp. Das mobile Kinder-Palliativteam der Kages hilft der Familie auf ihrem schwierigen Weg. Anlässlich des ersten österreichischen Kinderhospiz- und Palliativ-Tag erzählen wir ihre Geschichte.
Die Sonne scheint im weitläufigen Park der Klinik Judendorf im Norden von Graz. Claudia Sterner schiebt den Kinderwagen den Weg entlang, in dem ihr zweieinhalbjähriger Sohn Leopold ein Nickerchen macht. „Im Gehen kann er in Ruhe schlafen“, sagt sie.
„Er hat sich vor Schmerzen gewunden“
Auf einer Parkbank beginnt die 37-jährige Mutter aus Graz zu erzählen. „Er war 15 Monate alt und ein völlig gesundes Kind“, sagt sie. „An einem Sonntagnachmittag hat er plötzlich angefangen, sich zu übergeben – und es hat stundenlang nicht aufgehört.“ Dann geht alles schnell. In der zweiten Nacht verschlechtert sich Leopolds Zustand rapide. „Er hat sich vor Schmerzen gewunden“, die Eltern riefen die Rettung, eine Notoperation folgte.
Da war Claudia im neunten Monat schwanger mit ihrer Tochter Liliana, die heute elf Monate alt ist. Wegen Corona durfte sie ihr Kind nicht ins Krankenhaus begleiten. „Ich bin halb durchgedreht“, erzählt sie von den schwierigen Stunden. „Ich habe nur gebetet, dass nichts passiert. Dass es nichts Schlimmes ist.“ Dazu kam die quälende Ungewissheit, denn die Ärzte wussten nicht, was Leopold fehlt. Sie vermuteten einen exotischen Keim.
„Wir haben gespürt, dass er lebt“
„Als ich ihn in der Nacht alleine hab lassen müssen – da hat’s mir fast das Herz zerrissen.“ Mitten in der Nacht dann der Anruf: Leopold musste wiederbelebt werden, es schaue nicht gut aus für ihn, Claudia und ihr Mann sollen ins Krankenhaus kommen. „Aber wir haben gespürt, dass er lebt“, sagt sie.
Einige Nächte geht es so weiter, bis die Eltern über Nacht bleiben dürfen. „Ich hab seine Hand gehalten, da hat er sich stabilisiert.“
Leopold muss alles wieder neu lernen
Vier Wochen war Leopold im Koma, acht Wochen auf der Intensivstation. Durch die Reanimationen hat er einen schweren Hirnschaden davongetragen. Mit einem Jahr konnte er ein paar Schritte gehen, über ein Jahr später muss er nun wieder lernen, seinen Kopf zu heben – Wochen und Monate von Reha und Therapien stehen der Mutter und ihrem Sohn bevor.
Es geht nicht nur ums Körperliche. „Jetzt müssen wir das alles aufarbeiten. Warum gerade er, warum gerade wir?“ Das mobile Kinder-Palliativteam der Kages hilft dabei – nicht nur medizinisch. „Der Dschungel aus Formularen ist die Hölle“ – und die Sozialarbeiterin ein Engel.
Aufgeben kommt für Familie Sterner nicht infrage. „Leopold ist ein Kämpfer. Wir wünschen uns für ihn nur ein lebenswertes Leben.“ Er weint geräuschlos in seinem Kinderwagen. Zum Einschlafen geht Claudia mit ihm noch eine Runde durch den Park.
Familie Sterner und andere freuen sich über Spenden: Verein KINDER.leben auf zeit, IBAN: AT…84 5600 0202 4110 9616, Infos: www.lebenaufzeit.at.
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