Gender-Medizin ist das Fachgebiet der Innsbrucker Universitäts-Professorin Margarethe Hochleitner. Im Zusammenhang mit Corona weist sie auf besondere Impfgefahren für jüngere Frauen hin. Auch beim Thema Long-Covid gibt es Geschlechterunterschiede.
Frauen haben andere Gesundheitsrisiken und Krankheitsverläufe als Männer. Das gilt auch für Corona. Das Risiko, schwer zu erkranken, ist für Frauen geringer als für das vermeintlich starke Geschlecht. Doch neben diesem Vorteil gibt es auch zahlreiche Nachteile. Vor allem, was die Wirkung von Medikamenten und Impfungen betrifft. Darauf weist Professorin Margarethe Hochleitner von der Medizin-Uni Innsbruck hin. „Frauen haben bei Medikamenten und Impfungen mehr Nebenwirkungen, Unverträglichkeiten und Allergien. Frauen bis einschließlich in die Wechseljahre sind jene Gruppe, die am ehesten betroffen ist“, fasst Hochleitner zusammen.
„Das wurde nicht diskutiert“
Dementsprechend verwundert zeigt sich die Medizinerin, dass man bei der aktuellen Corona-Impfaktion „nicht auf die Idee gekommen ist, zu sagen: Bei dieser Gruppe nehmen wir ausschließlich die Präparate, die weniger Nebenwirkungen hervorrufen. Das wurde nicht diskutiert, obwohl das Thema eigentlich hätte bekannt sein müssen“. Natürlich sei die Datenlage dazu teilweise noch dünn, räumt die Forscherin ein, aber diese Frage müsse gestellt und diskutiert werden.
Wir wissen mittlerweile, dass wesentlich mehr Long-Covid-Fälle bei Frauen auftreten.
Margarethe Hochleitner
Mehr Long-Covid-Fälle, andere Angebote nötig
Nicht nur beim Impfen gelte es, genau hinzuschauen, betont Hochleitner: „Wir wissen mittlerweile, dass wesentlich mehr Long-Covid-Fälle bei Frauen auftreten. Wir brauchen deshalb auf sie zugeschnittene Anlaufstellen für die Behandlung von Long-Covid.“ Dies sei auch deshalb notwendig, weil Frauen erwiesenermaßen weniger oft längere Aufenthalte in Reha-Zentren in Anspruch nehmen. Vor allem dann nicht, wenn sie Kinder im betreuungspflichtigen Alter haben. „Diese Frauen wollen nicht wochenlang auf Reha gehen. Deshalb wäre zu überlegen, eher lokale Ambulanzen und tagesklinische Angebote zu schaffen“, rät Hochleitner.
„Lebenssituation zu wenig berücksichtigt“
Seit vielen Jahren macht die Medizinerin darauf aufmerksam, dass die Lebenssituationen von Frauen bei der Gesundheitsversorgung zu wenig berücksichtigt werden. Als besonders benachteiligte Personengruppen nennt Hochleitner Migrantinnen. Hier fehle es auf sehr vielen Seiten an Information.
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