Online-Shopping

Wie kommt man gegen Amazon und Co. an?

Vorarlberg
15.05.2021 10:55

Gerold Böhler und Matthias Frick, Geschäftsführer der Digitalagentur „Antiloop“, sprechen im „Krone“-Interview über Amazon und Co. und erklären, warum nicht jeder einen eigenen Online-Shop braucht.

Krone: Seit Corona heißt es: Man braucht einen Online-Shop, denn die Kunden kaufen nur mehr digital. Ist der Web-Store tatsächlich die Lösung aller Probleme?
Gerold Böhler: Die Frage ist, wer mit „man“ gemeint ist. Also für wen ist der Online-Shop wirklich die Lösung? Die Corona-Pandemie spielt in erster Linie den großen Anbietern in die Hände, die online bereits super aufgestellt sind, schon vor Corona sehr erfolgreich am Markt präsent waren und eine entsprechend große Reichweite haben. Für kleine, lokale Einzelhändler lohnt sich das Investment in einen Online-Auftritt bzw. Online-Shop oft nicht. Deshalb kann hier nicht von der „Lösung aller Probleme“ gesprochen werden.

Mittlerweile ist seit Ausbruch der Pandemie auch schon wieder ein Jahr vergangen. Was hat sich getan?
Böhler: Nach unserer Wahrnehmung ist bei den kleineren Einzelhändlern im Onlinebereich ganz unterschiedlich viel passiert. Wobei es durchaus verständlich ist, dass sich manche regionale Handelsbetriebe gegen einen eigenen Online-Shop entschieden haben. Für viele rechnet sich das schlichtweg nicht. Immerhin ist es nicht damit getan, einen Web-Shop online zu stellen. Die nötige Pflege und Abwicklung der Bestellungen, Lager, Logistik, Versand, Abrechnung usw. bedeuten Aufwand. Einfacheres Marketing in den sozialen Netzwerken ist hingegen für jeden machbar - und von diesem Tool wird auch Gebrauch gemacht.
Matthias Frick: Wir vermuten, dass bei einigen Händlern schlichtweg die Affinität zum Online-Business fehlt, das Know-how muss erst erlernt oder eingekauft werden. Hier ist es wichtig, sich an einen Partner zu wenden, dem man vertraut und der die Maßnahmen in die richtige Richtung lenkt.

Gerold Böhler (Bild: Mathis Fotografie)
Gerold Böhler
Matthias Frick (Bild: Mathis Fotografie)
Matthias Frick

Professionelle Lösungen kosten halt viel Geld. Und in Zeiten wie diesen fragen sich viele Einzelhändler, ob sich das auszahlt - schließlich hat man es mit Konkurrenten wie Amazon und Co. zu tun.
Böhler: Grundsätzlich muss dies immer im Einzelfall betrachtet werden und es ist eben nicht mit der einmaligen Erstellung eines Online-Shops getan. Es muss Aufmerksamkeit durch Marketing generiert werden und man muss sich in der Präsentation von den Mitbewerbern abheben. Außerdem ist ein Fokus auf die eigenen Stärken sehr wichtig. Diese sind oft die Lokalität und die persönliche Beratung. Mit einem „Click & Collect“-Angebot beispielsweise kann dieser Vorteil ausgespielt werden.
Frick: Ein weiterer Vorteil der lokalen Einzelhändler ist, dass sie ein Shopping-Erlebnis im Ganzen bieten. Leider kommt dies aus bekannten Gründen aktuell nicht so sehr zum Tragen.

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Ein weiterer Vorteil der lokalen Einzelhändler ist, dass sie ein Shopping-Erlebnis im Ganzen bieten. Leider kommt dies aus bekannten Gründen aktuell nicht so sehr zum Tragen

Matthias Frick

Die Frage aber ist: Sucht der Kunde wirklich online und kauft dann offline?
Böhler: Wird der Kunde im richtigen Moment abgeholt, kann das sehr wohl gelingen. Die Frage ist deshalb eher: Wie erreiche ich den Kunden? Große Anbieter mit starken Marken tun sich hier aus verschiedenen Gründen leichter. Kleine Händler müssen kreativer sein und mit persönlichem Flair punkten. Und Online-Marketing ist, wenn man es gut machen möchte, recht teuer.
Frick: Eine gute Website muss auch aktuell gehalten werden. Wer allerdings glaubt, dass es nur ein paar Updates braucht, irrt. Alleine um bei Google gut gerankt zu werden, braucht es sowohl Zeit als auch Geld.

Machen Plattformen wie shoepping.at Sinn? Und kommen neue Portale überhaupt gegen den Platzhirschen Amazon an?
Böhler: Plattformen wie shoepping.at oder Marktplätze wie Amazon bieten ihre Reichweite an. Davon können kleinere Händler profitieren. Letztlich bezahlt der Endkunde diesen Service mit, weshalb Artikel auf Marktplätzen oft teurer sind als beim Direktkauf.
Frick: Der Vorteil von Marktplätzen ist allerdings, dass diese neben der Reichweite auch die technische Basis oder den Versand mit anbieten.

Die Technologieschmiede „Antiloop“ mit Sitz in Götzis entwickelt Digitalisierungsprojekte für mittlere und große Unternehmen. (Bild: Mathis Fotografie)
Die Technologieschmiede „Antiloop“ mit Sitz in Götzis entwickelt Digitalisierungsprojekte für mittlere und große Unternehmen.

Antiloop unterstützt Unternehmen im Bereich der Digitalisierung. Habt Ihr im letzten Jahr auch Online-Shops gebaut?
Böhler: Aufgrund der aktuellen Situation gab und gibt es in diesem Bereich einiges zu tun. Wir arbeiten zurzeit an Projekten für Kunden aus den Bereichen Elektrogroßhandel, Dentalindustrie, Sportartikelgroßhandel und Direktvertrieb. Wir unterstützen dabei unsere Kunden einerseits direkt, andererseits in Kooperation mit Partneragenturen, dort speziell im Bereich der Lieferung. Unser Fokus richtet sich dabei aktuell auf B2B-Projekte.
Frick: Speziell in diesem Bereich erwarten sich die Anwender immer mehr jenen Komfort und jene Abläufe, die sie aus vielen Jahren privater Nutzung gewohnt sind.

Was würdet Ihr einem Einzelhändler nun raten: Online-Shop ja oder nein?
Frick: Das kann man so allgemein nicht sagen. Es ist verständlich, dass man in Zugzwang kommt, wenn man innerhalb eines Jahres drei Mal schließen muss und man nicht weiß, ob und wann der nächste Lockdown kommt. Doch Fakt ist: Ein offenes Mindset für das Thema „Onlinebusiness“ ist wichtig. Und von Agenturseite braucht es auf jeden Fall eine gute Beratung, damit man aus den Unmengen an Möglichkeiten die richtige wählen kann.
Böhler: Im E-Commerce geht es vor allem darum, wie man verkauft, nicht was man verkauft. Allerdings muss man sich gerade bei so einer Investition fragen, ob es sich auszahlt. Persönlich glaube ich, dass kleine Einzelhändler auf Baukastensysteme setzen sollten. Und oft sind Facebook, Instagram und andere Soziale Medien ausreichend, um digital präsent zu sein.

Zu den Personen: 
Gerold Böhler hat Antiloop 2010 gegründet. 2017 stieß Matthias Frick als zweiter Geschäftsführer dazu. Die Technologieschmiede mit Sitz in Götzis entwickelt Digitalisierungsprojekte für mittlere und große Unternehmen. Acht Spezialisten (Tendenz steigend) unterstützen ihre Kunden in den Bereichen Digital Commerce, Digitale Produktentwicklung, User Experience und Staff Augmentation.

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