Aufgeflogen soll das Ende von Kulterers internationalem Liebesleben durch abgehörte Telefonate sein. Während die Ermittler in der eigentlichen Affäre offenbar nicht recht weiter kommen, wissen sie über Privates offenbar mehr als genug.
"Das waren Bekannte"
Kulterer dementiert jedoch vehement, dass er drei Damen mit seiner Gunst beglückt hätte: "Das waren Bekannte." Eine Beziehung habe nur mit einer in England lebenden Kärntnerin bestanden. Die habe er aufgeben müssen, ebenso wie das gepachtete Landhaus auf der Suffield Farm in Puttenham bei London und seine geliebten Reitpferde. "Das ist alles traurig genug." Im übrigen findet er diese Aufdeckungen "unter der Gürtellinie".
Wer hinter der Aufdeckung steckt
Sie stammen von Richard Schneider, der mit dem vor Kurzem erschienenen Buch "Tatort Hypo Alpe Adria" einen Gesamtüberblick über den laut Residenz-Verlag "größten europäischen Fiananzskandal" vorgelegt hat. Ein beachtliches Unterfangen, gleicht die Hypo doch einem Kraken, der seine Arme durch ganz Südosteuropa schlängelt. Dementsprechend nehmen die Vorgänge in den Jugoslawien-Nachfolgestaaten, vor allem Kroatien, breitesten Raum ein. Was für den Leser problematisch ist, da die diversen Verflechtungen nicht leicht durchschaubar und auseinander zu halten sind.
Grob gesagt, ortet Schneider Kulterer und den Ex-Kroatien-Vorstand Günther Striedinger sowie diverse Balkan-Emporkömmlinge wie den inzwischen inhaftierten kroatischen Ex-General Vladimir Zagorec als Schlüsselfiguren im Hypo-Skandal. Kulterer weist diese Darstellung schlicht als "Lug und Trug" zurück: Für die Kroatien-Geschäfte sei allein Striedinger zuständig gewesen. Laut Schneider gab es bei Finanzierungen für Grundstücksgeschäfte aber oft genug Querverbindungen zur Klagenfurter Hypo-Zentrale.
Geheimdienste in aller Welt interessiert
Glaubt man Schneider, haben sich Geheimdienste von Deutschland bis in die USA für die Hypo interessiert. Das soll allerdings mit dem verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider zusammenhängen, der bekanntlich nicht nur seinem Kollegen in Istrien Besuche abgestattet hat, sondern auch den Machthabern in Libyen und dem Irak. Aus arabischen Ländern sollen Mittel geflossen sein, zitiert Schneider den kroatischen Staatssicherheitsdienst. Das erinnert verblüffend an die Geschichten von Haiderschen Geheimkonten in Liechtenstein, die vergangenen Sommer durch die Medien geisterten. Informant der amerikanischen CIA soll der austro-kanadische Millionär und Ex-Formel-1-Rennstallbesitzer Walter Wolf gewesen sein, der mit der Hypo etliche Scharmützel ausgetragen hat.
Ein eigenes Kapital widmet Schneider der Rezidencija Skiper am Rand des kroatischen Dörfchens Savudrija, einer feudalen Ferienanlage mit Kongresszentrum am Meer, Hubschrauberlandeplatz, 28 Villen, 261 Appartements und "marmorstrotzendem Hotel". Rund eine Viertelmilliarde Euro hat der Luxus die Hypo schon gekostet, ein Ende ist nicht absehbar.
Daran soll das Bankmanagement nicht ganz unschuldig sein. Der kurzzeitige Hypo-General Franz Pinkl hat Schneider zufolge 2009 das Angebot des Hotel-Betreibers Kempinski ausgeschlagen, die Ressortanlage für 180 Millionen Euro zu übernehmen. Pinkl soll trotz der weltweiten Wirtschafts- und Immobilienkrise ein Kaufpreis von 250 Millionen vorgeschwebt sein. Der wird wohl kaum noch zu erzielen sein: Wie der Lokalaugenschein der "Krone" zeigte, verfallen die leer stehenden Luxusvillen an einem der schönsten Plätze in der Bucht von Piran bereits wieder.
Der Geheimvertrag der Bayern
Etwas zu spät gekommen ist für Schneiders Buch die Aufdeckung des Geheimvertrags zwischen der BayernLB und dem Bund im Zuge der Verstaatlichung. Spannendster Punkt darin ist die Zusicherung, dass die Bayern rund drei Milliarden Euro Darlehen und Kredite spätestens Ende 2013 zurückerhalten. Im Fall der Aufspaltung der Bank gibt es das Geld schon früher. Wetten, dass bayerische Politiker das dann als Erfolg im Kampf gegen die bösen Kärntner verbuchen werden? Vor allem, da 2013 in München wieder Landtagswahlen anstehen.
"Kärnten Inoffiziell" von Waltraud Dengel, "Kärntner Krone"
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