1 Jahr Corona

Ein Jahr, das alles auf den Kopf gestellt hat

Vorarlberg
12.04.2021 12:55

Yoga4all-Inhaberin Daniela Metelko-Micheluzzi und ihr Mann Mike wurden von der Corona-Krise mit voller Wucht getroffen. Trotz Existenzängsten und ungewisser Zukunft kämpfen sie sich durch.

Krone: Vor einem Jahr waren wir mitten im ersten harten Lockdown. Wie ist es Euch damals ergangen?
Daniela M.: Wir haben schon am Donnerstag, bevor der Lockdown Mitte März 2020 verkündet wurde, entschieden, dass wir zu machen werden. Wobei wir mit ein paar Tagen gerechnet haben, nicht mit - wie in unserem Fall - zweieinhalb Monaten.
Mike M.: Uns war aber klar, dass wir online weitermachen. Das Equipment war vorhanden, allerdings musste ich mich erst eingehend mit der Materie befassen: Wie und wo finden die Sessions statt, auf welcher Plattform usw. Ich war Tage und Nächte durchgehend dran, bevor wir am 17. März 2020 zum ersten Mal online gegangen sind. Übrigens waren wir das erste Yogastudio in Österreich, das Online-Kurse angeboten hat.

Wurde es von Anfang an gut angenommen?
Daniela M.: Sehr gut sogar. Wir hatten zwischen 180 und 230 Teilnehmer pro Kurs. Entsprechend benötigten wir gleich die nächst-größere Zoom-Version und mussten die Homepage umbauen.
Mike M.: Ich habe anfangs vom Lockdown nichts mitbekommen. Entweder war ich am Computer oder hinter der Kamera. Dazwischen haben wir das Studio umgestaltet und ständig überlegt, wie wir das Konzept noch besser machen können. Ich bin Perfektionist: Geht nicht, gibt’s nicht. Ein paar Spannungen zwischen uns gab es allerdings schon. Doch wir haben uns immer wieder zusammengerauft. Daniela war vom ersten Moment ein Profi vor der Kamera. Respekt.
Daniela M.: Und das, obwohl es ein ganz anderes Unterrichten ist. Normalerweise arbeite ich viel mit den Leuten, helfe bei den Übungen, reagiere auf das Feedback der Gruppe. Das geht online nicht. Da muss man 75 Minuten auf der Matte stehen und sich ständig überlegen, wie könnte ich das noch besser erklären, wobei könnten die Teilnehmer Schwierigkeiten haben.

Ein neues Standbein und Schadensbegrenzung - doch selbst kreative Lösungen können die Krise nicht wegzaubern. (Bild: mathis.studio)
Ein neues Standbein und Schadensbegrenzung - doch selbst kreative Lösungen können die Krise nicht wegzaubern.

Wie habt Ihr das finanziell gelöst? Gab es Einzeltickets oder Zehner-Blocks?
Daniela M.: Es gab und gibt Einzeltickets. Zu Beginn ging es vor allem um Schadensbegrenzung. Normalerweise wird bei uns pro Semesterkurs bezahlt. Da ich nie mit so etwas gerechnet habe, hatte ich auch keine entsprechende Klausel in den AGB. Viele wollten ihr Geld zurück, also mussten wir uns etwas überlegen.
Mike M.: Das Gros der bestehenden Schüler war aber sehr dankbar, dass wir diese Möglichkeit angeboten haben beziehungsweise immer noch in dieser Regelmäßigkeit anbieten.
Daniela M.: Ja, der Zuspruch war und ist wirklich toll.

Mike, Sie sind an sich Moderator und Eventmanager. Tätigkeiten, die Corona gänzlich zum Erliegen gebracht hat.
Mike M.: Stimmt. Ich habe dann halt für Daniela gearbeitet (lacht). Spaß beiseite. Ich war immer schon für das Marketing von Yoga4all zuständig. Und es war klar, dass wir erst einmal das Studio retten müssen. Wobei mich die Arbeit sicher von der Tatsache abgelenkt hat, dass die Eventbranche komplett weggebrochen ist. Seit einem Jahr gibt es keine Großveranstaltungen, keine Sportevents, keine Hochzeiten mehr. Und dabei liebe ich es, auf der Bühne zu stehen und die Menschen mitzureißen.

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Seit einem Jahr gibt es keine Großveranstaltungen, keine Sportevents, keine Hochzeiten mehr. Und dabei liebe ich es, auf der Bühne zu stehen und die Menschen mitzureißen.

Moderator Mike Metelko

Sie haben mit einer Werbeagentur aber auch ein zweites Standbein.
Mike M.: Ja, wobei an sich der Plan war, 2020 den Marketingbereich zugunsten von Events und Moderation zurückzufahren. Nun musste ich alles auf den Kopf stellen. Durch die Live-Übertragungen für Yoga4all kamen im Laufe des Jahres allerdings einige Anfragen, ob ich das auch für Unternehmen machen könne. Also habe ich mich hingesetzt, stundenlang herumgetüftelt und schlussendlich einen Werbetrailer erstellt. Außerdem habe ich meine eigene Online-Liveshow gelauncht. Daniela war die Regisseurin. An sich war es eher ein Test, um das nötige Know-how aufzubauen und zu vertiefen. Mittlerweile betreue und moderiere ich Online-Produktpräsentationen, Jahreshauptversammlungen, Webinare oder etwa auch Events für KMU und große Unternehmen.

Bleibt die Frage: Wie geht es weiter?
Mike M.: Wenn die Nachfrage da ist, werde ich auch in Zukunft im Online-Streaming tätig sein. Am Ende des Tages aber bin ich Moderator mit Leib und Seele. Und sobald es losgeht, bin ich bereit. Ob das bereits 2021 sein wird, werden wir sehen. Ich habe jedenfalls schon Buchungen für 2022.

Wenn Daniela Metelko-Micheluzzi bis Sommer keinen Lichtblick hat, werde sie sich einen Job suchen und das Yogastudio in Hard schließen. (Bild: Maurice Shourot)
Wenn Daniela Metelko-Micheluzzi bis Sommer keinen Lichtblick hat, werde sie sich einen Job suchen und das Yogastudio in Hard schließen.

Und im Yogastudio? Ihr habt ja seit November wieder geschlossen.
Daniela M.: Ich frage mich jede Woche, wie es weitergehen soll. Seit einem Jahr habe ich alle Zahlungen gestundet. Dass das irgendwann bezahlt werden muss, ist nicht nur mir als ehemalige Bankerin klar. Mein Team musste ich im November mit Wiedereinstellungszusage kündigen. Im Moment lebe ich vom Ersparten, denn das, was hereinkommt, und was ich vom Staat bekomme, reicht nicht. Knapp 100 Leute nehmen derzeit an den Online-Kursen teil - vor Corona hatte ich 900 Schüler, im September immerhin noch 400. Daneben gebe ich ein paar Einzelstunden. Und es gibt auch Unternehmen, die das Videomaterial, das wir im vergangenen Jahr aufgebaut haben, für ihre Mitarbeiter kaufen. Wenn ich aber bis Sommer keinen Lichtblick habe, werde ich mir wohl einen Job suchen und das Studio in Hard schließen. Dabei wollten wir 2020 eigentlich einen dritten Standort in Feldkirch eröffnen. Es tut mir im Herzen weh, wenn ich daran denke, dass ich 14 Jahre lang etwas aufgebaut, nie einen Cent von der Bank gebraucht habe und jetzt bröckelt alles zusammen. Aber noch ist es nicht soweit. Und das Studio in Hohenems werde ich auf jeden Fall behalten. Ich liebe, was ich tue und bin davon überzeugt, dass Yoga4all wieder läuft, sobald es möglich ist. Das Problem ist halt, dass nicht ich entscheide, wann das der Fall ist. 

Persönliches: 
Daniela Metelko-Micheluzzi führt seit 14 Jahren Yoga4all mit Studios in Hohenems und Hard - vor Corona mit bis zu 14 Mitarbeiter. Neben Yogakursen gibt es Workshops, Retreats, Einzelstunden und Yoga-Ausbildungen. Derzeit finden nur mehr drei Online-Kurse wöchentlich statt.
Mike Metelko ist Moderator, Eventmanager und Hochzeitsredner. Zudem unterstützt er Unternehmen in den Bereichen Marketing und Kommunikation, seit Corona auch bei Online-Veranstaltungen und Webinaren.

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