Wolfgang Kostner:

„Corona-Krise zeigt, dass Kultur Lebensmittel ist“

Tirol
06.04.2021 19:00
Wolfgang Kostner ist ein Vielbeschäftigter: Er leitet das Vokalensemble NovoCanto und die Tiroler Barockinstrumentalisten ebenso wie den Chor der Pädagogischen Hochschule und den Hattinger Kirchenchor. Er ist künstlerischer Leiter der Tiroler Barocktage Götzens und Organist seiner Heimatgemeinde Hatting. Ein vielseitiger Musiker in unterschiedlichsten Genres. Die Corona-Krise sieht er trotz allem auch als Chance.

Die Beethoven-Gala der Tiroler Barockinstrumentalisten mit Michael Schöch als Solist Anfang März 2020 im Haus der Musik bezeichnet Wolfgang Kostner im Rückblick als „Punktlandung“: Wenige Tage vor dem ersten Lockdown war das wohl das letzte große Konzert in Innsbruck, bevor die Zwangspause verordnet wurde.

Keine Proben und reihenweise Absagen
Leider fiel die geplante Wiederholung dieser Gala einige Wochen später ebenso aus wie die Teilnahme von NovoCanto am Ravenna Festival mit fünf geplanten Konzerten. Die Tiroler Barocktage 2020 mit einem großen Novocanto-Projekt mussten abgesagt werden. Natürlich war auch für den Hochschulchor kein Proben möglich, ganz zu schweigen vom Ausfall der Gottesdienste in der Osterzeit. Als dann im Sommer wieder etwas möglich war, gab das den Ausführenden und dem Publikum einen unerhörten Auftrieb: NovoCanto wirkte am Projekt „La Pellegrina“ mit, die Stimmung war eine ganz besondere, erinnert sich Kostner. Jetzt ist man wieder an einem Punkt angelangt, wo die viel zitierte „Planungssicherheit“ ganz abhanden gekommen ist. Wolfgang Kostner will den Kopf nicht in den Sand stecken. Was die heurigen Tiroler Barocktage in Götzens betrifft. So ist er sich mit den Veranstaltern Eva-Maria und Federico Zogg einig, dass es gilt, den Musikerinnen und Musikern eine Plattform zu bieten und kreativ nach Möglichkeiten zu suchen, die Reihe durchzuführen. Kostner ist erstaunt, dass Streaming so gut angenommen wird, wie jüngste Tiroler Projekte anderer Ensembles zeigen.

Neues Bewusstsein für Regionalität
Es gelte, ein Live-Erlebnis zu vermitteln und Qualität zu bieten. Corona habe ja die Digitalisierung regelrecht gepusht, wie Kostner auch aus seiner Unterrichtstätigkeit weiß. Und was kann er der Pandemie Positives abgewinnen? Wolfgang Kostner nennt ein neues Bewusstsein für Regionalität abseits von Chauvinismus, eine Regionalität, die auch in der Kultur identitätsstiftend wirken kann. Die virusbedingte Zwangspause zeige auch, dass Kultur ein Lebensmittel sei, dass der Mensch Kunst und Kultur ebenso brauche wie die damit verbundene Begegnung, die Kommunikation zwischen Künstlern und Publikum. Musik, so Wolfgang Kostner, ist essenziell für unsere seelische Gesundheit.

Franz Gratl, Kronen Zeitung

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