Bundesligist FK Austria Wien hat am Donnerstag das international agierende Unternehmen Insignia als neuen Investor präsentiert. Im Zusammenhang mit dieser Partnerschaft wurde eine gemeinsame Vermarktungsgesellschaft gegründet, die FK Austria Wien AG bleibt zu 100 Prozent im Eigentum des Vereins, die Vereinsfarbe bleibt Violett, das Logo unverändert. Klub-Vorstand Markus Kraetschmer sprach nach der Fixierung des Deals von einem „Meilenstein in der Klubgeschichte“.
Die Favoritner haben derzeit mit massiven finanziellen Problemen zu kämpfen. Der jüngste Geschäftsbericht wies Verbindlichkeiten von 78 Millionen Euro aus. Alleine in der Saison 2019/20 schrieben die „Veilchen“ ein Minus von 18,8 Mio. Euro. Mithilfe der für luxuriöse Lifestyle-Produkte bekannten Insignia-Gruppe sollen nun „eine wirtschaftliche Basis und die Rahmenbedingungen“ geschaffen werden, „um auf die europäische Bühne zurückzukommen“, betonte Kraetschmer. Insignia-Vizepräsident Luka Sur, der in Wien geboren wurde und deshalb von einer „Heimkehr“ sprach, nannte sogar die Champions-League-Teilnahme als langfristiges Ziel.
Genaue Zahlen und Details zum Investment wurden keine genannt. Für die Rückkehr an die sportliche Spitze in der Heimat gebe es aber eine „interne Timeline“, wobei laut Kraetschmer „der Fokus sicher auf der Saison 2021/22 liegt“. „Wir sind uns absolut einig mit dem Partner, dass wir jetzt in einem Übergangsjahr sind“, sagte auch Austria-Präsident Frank Hensel mit Blick auf die aktuelle Bundesliga-Tabelle mit der Austria auf Platz acht. „Wir würden gerne die Meistergruppe mitnehmen und auch den Europacup-Platz, aber in der nächsten Saison wollen wir dann erfolgreich sein.“
Hensel: „Erfreulicher Tag für die Austria und ihre Fangemeinde“
Hensel sprach von einem „erfreulichen Tag für die Austria und ihre Fangemeinde“ in Zeiten der Coronakrise, „der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg, die für viele Vereine auf der Welt existenzbedrohend ist“. So rechnet man auch noch bei der Austria mit Geisterspielen mindestens bis zum Beginn der nächsten Saison. Deswegen sei diese „strategische Partnerschaft“ mit Insignia so wichtig.
Der sportliche Architekt der erfolgreichen Zukunft soll aber derselbe bleiben. „Peter Stöger ist der sportliche Chef dieses Vereins und er bleibt es auch“, bekräftigte Hensel, der zuversichtlich ist, dass der Ex-Internationale und ehemalige Köln-und Dortmund-Trainer weiter für die Favoritner arbeiten werde. Stögers aktueller Vertrag läuft mit Saisonende aus.
Gute Kontakte zu Chelsea, Roma und Dortmund
Sur merkte an, dass Insignia in 25 Jahren auch zu einer anerkannten Beratungsfirma im Fußball geworden sei, namentlich wurden die guten Kontakte zu Chelsea, AS Roma und Borussia Dortmund erwähnt. Außerdem ließ der 26-jährige Brite mit folgender Aussage aufhorchen: „Wir glauben an das Potenzial der Austria, eine der besten und bedeutendsten Marken im Fußball zu werden.“ Es gebe für ihn „keine bessere Stadt in Europa als Wien“ und dort „kein ein besseres Team als die Austria“.
Kraetschmer erinnerte noch einmal an die vergangenen 16 Monate, in denen der Klub Wege gesucht hatte, um einen Weg aus den finanziellen Nöten zu finden. Dabei hätten sich „viele Partner“ angeboten, weil die „Infrastruktur mit Stadion, Trainingsmöglichkeiten und Akademie“ den Verein am Verteilerkreis in Wien-Favoriten besonders attraktiv machen würden. Aber auch „Platz zehn in der UEFA-Fünfjahreswertung“ hätten das Augenmerk internationaler Investoren auf Österreich gelenkt.
Erfahrung mit Stronach wichtig
Kraetschmer erlebte in seinen mehr als 23 Jahren beim Klub auch noch die Austria-Ära unter Frank Stronach und dessen Magna-Konzern mit. Der austro-kanadische Milliardär hatte damals ebenfalls mit großspurigen Ansagen aufhorchen lassen, aber letztlich die violetten Fans enttäuscht zurückgelassen. „Diese Erfahrung war schon sehr wichtig“, meinte der Klub-Vorstand, als er am Donnerstag darauf angesprochen wurde. Doch die Partnerschaft mit Insignia sei „mit der damaligen Magna-Betriebsführung nicht vergleichbar“.
Deswegen ist Kraetschmer nun zuversichtlich, dass es diesmal besser für die Wiener Austria laufen werde. „Dieser Klub hat die meisten Titel in Österreich gewonnen, wenn man alles zusammenfasst (24-mal Meister, 27-mal Cupsieger, Anm.). Wir wissen um unsere Verantwortung für diesen Klub“, betonte der 49-Jährige.
Daher sollen auch die in der 2. Liga spielenden Young Violets weiterhin ein wichtiger Baustein zum Erfolg bleiben. „Wir wollen diesen Weg unbedingt weitergehen“, versicherte Hensel und lobte die Arbeit der eigenen Akademie, die ihre Aufgabe als „Bindeglied zwischen Nachwuchs- und Profiabteilung extrem gut erfüllt“ habe. „Sechs (Akademiespieler, Anm.) spielen heute in der Kampfmannschaft“, erinnerte der Austria-Präsident. Und laut Kraetschmer sei die Teilnahme am Österreicher-Topf im Lizenzantrag für 2021/22 weiterhin enthalten.
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