Brigadier Nagl ist tot

Abschied von Offizier der alten Garde

Burgenland
24.02.2021 15:05
Im Mai 1915 geboren, hatte Alfred Nagl den ehrwürdigen Kaiser Franz Joseph noch erlebt. Als Brigadier des Bundesheeres wurde er später selbst Teil der Geschichte der Zweiten Republik. Der Offizier und Gentleman hatte ein spannendes Leben voller historischer Momente. Die Ära des ältesten Burgenländers (105) ging zu Ende.

„Wir haben einen charismatischen Ehrenmann verloren, der allen ein Vorbild war“, sagt seine Frau Ingrid zum Abschied. Der Brigadier hatte am Aufbau des Bundesheeres als Offizier der ersten Stunde gearbeitet und war Gründer der Gardemusik. „Aber was er den Menschen gegeben hat, war einzigartig“, so die Hinterbliebene. Nagl war vermutlich der einzige Offizier der Welt, mit dem sich seine Rekruten noch nach 60 Jahren getroffen hatten. „Für seine Freunde war er ein Mann, der gezeigt hat, wie das Leben zu feiern ist. Und für mich war er alles“, betont seine Frau.

Viele bedeutungsvolle, geschichtsträchtige Augenblicke hatten Nagl in seinem Leben begleitet. „Österreich ist frei!“ Die berühmten Worte von Leopold Figl auf dem Balkon des Schlosses Belvedere in Wien am 15. Mai 1955 hörte er als Sicherheitschef des vormaligen Kanzlers aus nächster Nähe. Bei den Feiern zum Staatsvertrag gab der Gründer der Gardemusik das Einsatzzeichen für die Kapelle. Als Zeremonienmeister bei den Olympischen Spielen 1964 und 1976 in Innsbruck hatte er den Auftrag, die Hostess Silvia Sommerlath zu beschützen, die spätere Königin Silvia von Schweden. Der Brigadier i. R. hatte immer viel zu erzählen.

2020 hatte der Brigadier aus Weiden am See nicht nur den 105. Geburtstag gefeiert, sondern auch den 20. Hochzeitstag mit Ingrid. Die Corona-Krise hatte er noch genutzt, um sein Buch von 2015 um unterhaltsame Geschichten zu erweitern. Wie den ersten Besuch der Salzburger Festspiele mit 101, danach war er jedes Mal dort – nachzulesen in der Festschrift „Der Olympia Nagl“. „Wehwehchen“ im hohen Alter hatte der Gardesoldat mit Humor genommen: „Man ist halt keine hundert mehr.“ Viel Sport, wenig Alkohol, keine Zigaretten, feines Essen und gute Ärzte waren sein Geheimrezept bis zum Schluss.

Der letzte Offizier der alten Garde wird am 5. März um 14 Uhr im Rahmen einer feierlichen militärischen Zeremonie auf dem Wiener Zentralfriedhof (Halle 2) zu Grabe getragen.

Karl Grammer, Kronen Zeitung

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