Simulation zeigt:

Lockdown light kann Infektionswelle nicht brechen

Salzburg
25.01.2021 17:45

Eine Arbeitsgruppe rund um Informatiker Robert Elsässer zeigt in einer Simulation, dass ein weicher Lockdown die Ausbreitung des Coronavirus nicht stoppen kann.

Robert Elsässer und sein Team beschäftigen sich schon seit etlichen Jahren mit der Ausbreitung von Krankheiten in großen Populationen. Die ersten Simulationsläufe zu Covid-19 erstellte Florian Lugstein aus der Arbeitsgruppe „Efficient Algorithms“ kurz vor Weihnachten 2020. Da die Resultate darauf hindeuteten, dass der weiche Lockdown die Infektionswelle nicht brechen kann, konzentrierten sich die Forscher insbesondere auf dieses Szenario und führten in den ersten Jännerwochen eine große Anzahl von Simulationen mit unterschiedlichen Parametern durch. Parameter, die variiert wurden, waren zum Beispiel das Ausmaß von Distance Learning, der Anteil von Homeoffice oder die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Person zuhause eine andere zuhause ansteckt.

Fokus auf Übertragung von Viren in geschlossenen Räumen
Die Forscher fokussierten auf die Übertragung von Viren in geschlossenen Räumen, konkret an Schulen, am Arbeitsplatz, und in den Familien. „Wir haben dafür die einschlägige Fachliteratur bezüglich der Übertragungswahrscheinlichkeiten von SARS-CoV-2 über Tröpfchen und Aerosole herangezogen. Darauf aufbauend wurde ein mathematisches Modell entwickelt, das die Altersverteilung in der Stadt Salzburg berücksichtigt, und die Bewegung von Personen zwischen Schule, Arbeitsplatz und Familie zugrunde legt“, meint Uni-Professor Robert Elsässer.

„Die Simulationsergebnisse deuten darauf hin, dass selbst bei best case Annahmen ein weicher Lockdown die Ausbreitungswelle nicht brechen kann - der Prozess wird lediglich verlangsamt“, resümiert Elsässer und führt aus: „Um beispielsweise die Infektionsketten in Schulen zu unterbrechen, müssten im Falle einer nachgewiesenen Infektion die betroffene Klasse sowie alle K1 Kontakte der infizierten Person umgehend in Quarantäne wechseln.“

Eine Herausforderung für die Forscher bestand  - neben einem Mangel an neuesten Zahlen zu Homeoffice - insbesondere darin, Daten zur Übertragungswahrscheinlichkeit bei Kindern unter 14 Jahren zu bekommen. Daher arbeiteten die Informatiker auch in diesem Fall mit optimistischen  und pessimistischen Annahmen und führten Simulationen für die unterschiedlichen Annahmen durch. 

Weicher Lockdown hilft erst, wenn 40 Prozetn der Population immunisiert wurde
„Die Simulationen zeigen eindeutig, dass ein weicher Lockdown die Infektionswelle erst brechen kann, wenn in etwa 40 Prozent der Population immunisiert wurde. Davor sollte die Ausbreitung der Infektion mit harten Maßnahmen wie Schulschließungen und Homeoffice - zusätzlich zu den weichen Maßnahmen wie Abstand halten, Maske verwenden und Händehygiene - bekämpft werden“, sagt Robert Elsässer und ergänzt „Wir wissen, dass Anfang November von der Bundesregierung ein Lockdown light beschlossen wurde, der jedoch die Ausbreitung der Krankheit lediglich etwas verlangsamt hat. Deutschland hat über Monate versucht, mit einem Lockdown light Herr der Lage zu werden. Erst als Mitte November der harte Lockdown beschlossen wurde, kam es zu einer Verringerung der Neuinfektionen - und genau dieses Phänomen erkennt man auch anhand der Simulationen“.

Noch nicht berücksichtigt in den vorliegenden Simulationen ist die neue Virusmutation B.1.1.7. aus Großbritannien, die aufgrund der höheren Infektionswahrscheinlichkeit den Epidemieverlauf weiter verstärken könnte.

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