Als erstes EU-Land
Ungarn kauft russisches Corona-Vakzin „Sputnik V“
Ungarn kauft als erstes Land der EU den russischen Corona-Impfstoff „Sputnik V“, obwohl dieser in der Europäischen Union bis dato keine Zulassung hat. Sein Land erhalte zwei Millionen Dosen in drei Tranchen, teilte der ungarische Außenminister Peter Szijjarto am Freitag nach der Vertragsunterzeichnung und Gesprächen mit seinem Kollegen Sergej Lawrow in Moskau mit.
„Entsprechend unserer Vereinbarung kaufen wir eine ausreichende Menge, um eine Million Menschen zu impfen.“ Mit dem Impfstoff könnten 300.000 Menschen im ersten Monat, 500.000 im zweiten und 200.000 im dritten Monat versorgt werden. Wann die erste Lieferung in Ungarn ankommen wird, ließ Szijjarto offen. Mit dem Einsatz von „Sputnik V“ erhöhten sich die Chancen, dass die Beschränkungen im Kampf gegen das Virus in Ungarn gelockert werden können, sagte er.
Erst vor wenigen Tagen hatte die ungarische Arzneiaufsicht dem russischen Mittel sowie dem Impfstoff des britischen Pharmakonzerns AstraZeneca eine vorläufige Zulassung erteilt. Die europäische Arzneibehörde EMA hat bisher beide Vakzine nicht zugelassen, eine Entscheidung über das von AstraZeneca und der Universität Oxford entwickelte Mittel wird für den 29. Jänner erwartet.
Ungarn setzt auf rasche Massenimpfungen
Die ungarische Regierung setzt auf eine rasche Massenimpfung der Bevölkerung. Nach den Worten von Ministerpräsident Viktor Orban kann erst dann über eine Aufhebung der Beschränkungen des öffentlichen Lebens gesprochen werden, wenn eine solche Massenimpfung möglich ist. Dies erreiche man am besten, indem man mehrere Impfstoffe zulasse, sagte Orban im staatlichen Hörfunk. Denn dann würde der Wettbewerb die Hersteller zwingen, ihre Lieferungen zu beschleunigen. „Wir brauchen keine Erklärungen, wir brauchen Impfstoffe.“
Wissenschaftler haben sich immer wieder besorgt über das Tempo geäußert, mit dem die russischen Behörden „Sputnik V" auf den heimischen Markt gebracht haben - bevor die Prüfungen von Sicherheit und Wirksamkeit vollständig abgeschlossen waren. Auf der Basis von Zwischenergebnissen sprechen die russischen Behörden von einer Wirksamkeit von 92 Prozent, ein vollständiger Datensatz wurde allerdings nicht veröffentlicht.
Antrag auf EU-Zulassung vermutlich im Februar
Der russische Staatsfonds RDIF, der die Entwicklung von „Sputnik V“ finanziert, hat am Mittwoch die EU um die Registrierung seines Impfstoffes ersucht. Ein Antrag Russlands auf Zulassung durch die EMA wird im Februar erwartet. Als erstes EU-Land gab Ungarn am Donnerstag grundsätzlich grünes Licht für „Sputnik V“ (Gam-COVID-Vac).
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