Daher gebe es entgegen einer weit verbreiteten Annahme vermutlich doch Unterschiede in den geistigen Fähigkeiten der Neandertaler und des Homo sapiens, schreiben die Wissenschaftler um Jean-Jaques Hublin. Da erwachsene Neandertaler (rot) und moderne Menschen (blau) ähnlich große Gehirne hatten, waren viele Forscher bisher davon ausgegangen, dass auch die kognitiven Fähigkeiten beider Menschenarten ähnlich waren. Allerdings ist bei den modernen Menschen die innere Struktur des Gehirns bedeutsamer als dessen Größe.
Unterschiedliche Entwicklungsmuster
Nach der Erkenntnis der Leipziger Forscher unterscheidet sich der moderne Mensch durch eine frühe Phase der Gehirnentwicklung vom Neandertaler. So zeige die Studie deutliche Entwicklungsunterschiede direkt nach der Geburt.
Von entscheidender Bedeutung für die Forscher war das Skelett eines bereits 1914 in Frankreich gefundenen Neandertalerbabys. Die Kinderknochen landeten vergessen im Lager eines Museums und wurden erst 90 Jahre später wieder entdeckt. Die Fragmente wurden zunächst per Computertomographie gescannt und dann im Virtual-Reality-Labor des Max-Planck-Instituts rekonstruiert. Es zeigte sich, dass Neandertaler und moderne Menschen zwar ähnliche Gehirnvolumina erreichen, aber unterschiedliche Entwicklungsmuster haben.
Die Forscher denken, dass ihre Erkenntnisse dazu beitragen können, die Funktion dieser Gene beim heutigen Menschen zu verstehen. "Wir wissen, dass einige der Gene etwas mit dem Gehirnwachstum zu tun haben, aber was diese Gene genau machen, wissen wir nicht."
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