Allroundprodukt

Hundewolle: Eine nachhaltige „Spinnerei“

Tierecke
13.11.2020 16:16

Warm, weich und einfach WAU! Kuschelige Pullover, warme Hauben und Schals... alles aus Hundehaar - ein reines Naturprodukt ohne zu riechen oder zu kratzen. Unternehmerin und Tierfreundin Julia Hollaus verrät wie und warum. 

Bei den kühlen Temperaturen ist die Zeit der flauschigen Pullis, Schals und Hauben gekommen. Kaschmir, Angora, Mohair und Alpaka sind dafür bekannt, besonders warm und kuschelig zu sein. Und sie haben eines gemeinsam: Sie werden aus dem Fell von Tieren gewonnen. Es ist für uns Menschen also ganz normal, ein Produkt aus Tierhaaren zu tragen. Warum dann nicht auch aus Hundehaaren? Die Unterwolle von Hunden ist mit Abstand qualitativ hochwertiger als jede andere Tierhaarfaser, die man auf dem Markt findet – sie ist fein, weich und hat verarbeitet ungefähr die Qualität von Kaschmir oder Mohair. Auch ist sie deutlich wärmer und temperiert besser als beispielsweise Schafwolle.

Nachhaltig, tierfreundlich und 100 Prozent Natur
Die Niederösterreicherin Julia Hollaus eröffnete bereits im zarten Alter von 22 Jahren eine Tierfrisierstube in Petzenkirchen (Bezirk Melk) – das war 2011. Oft dachte sie, dass es viel zu schade ist die schönen Haare der Tiere, die sich nach dem Kämmen ansammeln, wegzuwerfen. Die junge Unternehmerin belegte einen Spinnkurs und ließ sich anschließend ein spezielles Spinnrad aus Neuseeland liefern. Aus der anfänglichen Spinnerei ist eine nachhaltige Geschäftsidee gereift. Als erster gewerblicher Betrieb Österreichs spinnt sie seit sieben Jahren aus dem Unterfell von Hunden Wolle für die Weiterverarbeitung. Damit gibt sie nicht nur vielen Menschen die Möglichkeit, ein exklusives Erinnerungsstück an den vierbeinigen Weggefährten zu haben, sondern vermeidet auch viel Abfall in ihrer „Pfotenoase“.

Hundehaar - vom Abfallprodukt zum Edelgarn
Und die innovative Tierfreundin ist überzeugt: Hundewolle ist bis zu 80 Prozent wärmer als Schafwolle und könne den Wärme- und Kältehaushalt gut regulieren. Für die Hundewolle werden nicht extra Tiere gezüchtet oder gehalten. Da Fell auskämmen ohnehin zur Hunde-Pflege-Routine gehört, schenkt Julia Hollaus dem vermeintlichen „Abfallprodukt“ ein zweites Leben – dies funktioniert natürlich nur mit Haaren von Hunden mit Unterfell.

  1. Sammeln und Lagern: Vor dem Kämmen wird der Hund mit einem Naturshampoo gründlich gewaschen und getrocknet. Mit einem Unterfellkamm wird die Unterwolle gewonnen. Die ausgebürsteten Haare des Hundes werden in einem Polsterbezug oder Stoffsack gesammelt. Wichtig ist dabei, dass Luft zu den Haaren kommt, damit diese nicht ersticken und keinen unangenehmen Geruch entwickeln. Zu den Haaren wird ein Lavendelsäckchen oder ein Stück Schafmilchseife dazugelegt, damit die Haare angenehm duften und sich keine Ungeziefer in die Haare einnisten.
  2. Waschen und Kardieren: Die gesammelte Wolle wird gereinigt, indem sie in warmes Wasser eingelegt und mit Naturshampoo gewaschen wird. Nach einigen Waschgängen wird sie getrocknet und in so genannte Kardierbürsten gelegt. Die Haare werden so lange kardiert, bis alle Haare in die gleiche Richtung liegen. Die Wolle ist nun bereit zum Spinnen.
  3. Verspinnen zu Garn: Die Hundewolle wird aus kurzfaserigen Haaren zu einer strickfertigen und dünnen Hundewolle versponnen. Diese besteht zu 100 Prozent aus reinen Hundehaaren, da beim Verspinnen keine Hilfsstoffe wie beispielsweise Schaf oder Alpaca verwendet werden. Es werden mindestens zwei Fäden miteinander verzwirnt. Dadurch hält sich der Faden von alleine und ist sehr belastbar und langlebig. Auf Wunsch wird Hundewolle mit Naturfarben gefärbt. Um 50 Gramm Wolle zu gewinnen, spinnt Julia etwa zehn bis vierzehn Stunden. Für einen Schal braucht man ungefähr 250 Gramm Wolle, also 250 Gramm Hundehaare, denn das Garn besteht ausschließlich daraus. Übrigens: Wer mit seiner Haube aus Hundehaaren in den Regen kommt, muss nicht befürchten, nach „nassem Hund“ zu riechen. Durch den aufwändigen Verarbeitungsprozess und das Waschen bleiben keine Gerüche zurück. Auch für Allergiker ist die Faser unbedenklich.

Infos über Julia Hollaus Hundewollspinnerei unter www.pfotenoase.at/hundewollspinnerei

Diana Zwickl, Kronen Zeitung

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