Clemens Matt

Neuer ÖAV-Chef: „Es geht nur miteinander“

Tirol
31.10.2020 11:00
Er ist Bauingenieur, hat zudem BWL studiert und gehört dem Alpinteam des Alpenvereins Innsbruck an. Clemens Matt (47) aus Mutters will als neuer Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins Umweltthemen und Digitalisierung vorantreiben.

Bei fast 600.000 Mitgliedern ist es vermutlich schwer, sich gleich einen Überblick zu verschaffen?

Ja, das geht nicht von heute auf morgen. Ich bin gerade dabei, die 192 Sektionen in ganz Österreich kennen zu lernen.

Welchen Bezug hat ein Bauingenieur und Betriebswirtschaftler zu Bergthemen?

Ich bin grundsätzlich sehr bergsportaffin, an erster Stelle steht bei mir das Skitourengehen. Im Sommer bin ich viel mit dem Mountainbike unterwegs, ich klettere auch sehr gerne und habe bei mir daheim im Keller einen Boulderraum eingerichtet. Seit 19 Jahren gehöre ich dem Alpinteam der Sektion Innsbruck an.


Sie kommen aus dem Managementbereich eines international tätigen Pharmakonzerns und leiten jetzt die Geschicke einer Non-Profit-Organisation. Wie schafft man diesen Ideologiesprung in eine wohl ganz andere Welt?

Ich habe in dem Konzern viel gelernt und bemühe mich, eine gute Schnittmenge aus der High-Profit- und der Non-Profit-Welt für meine Arbeit beim ÖAV zu finden. Dazu eine Anekdote: Ich wurde hier schon gefragt, warum auf meinem Türschild nur der Name, nicht aber der akademische Titel steht. Ganz einfach: Ich kenne das nicht und brauche es nicht. Die rund 60 Mitarbeiter können das handhaben, wie sie wollen.

Welche Schwerpunkte möchten Sie setzen?

Die Digitalisierung stellt für mich einen wichtigen Punkt dar. Diese will ich weiter vorantreiben. Mit der alpenvereinaktiv-App haben wir bereits ein hervorragendes Tool, hier möchte ich weiter ansetzen.

Der Alpenverein gilt als sehr politisch in Sachen Umwelt- und Naturschutz. Sollte er sich nicht besser auf Themen wie Ausbildung, Sicherheit etc. konzentrieren?

Hier ist ein Mix nötig. Wenn wir keine Möglichkeit mehr haben, auf einen Gletscher zu gehen, weil es ihn nicht mehr gibt, hilft die beste Ausbildung dafür nichts. Wir müssen die Landschaft erhalten, in der wir uns bewegen. Insgesamt ist ein miteinander von Naturschützern und der Wirtschaft notwendig.

Werden im kommenden Corona-Winter die Tourengeher die Berge noch mehr stürmen als bisher?

Ja, aber die Kapazitäten am Berg haben Grenzen. Wir würden deshalb gerne mit kleineren Skigebieten zusammenarbeiten, die heuer aus wirtschaftlichen Gründen nicht aufsperren. Ich stelle mir Skitourenlenkungen dorthin vor, die Gastronomie könnte geöffnet bleiben. Den Wirten wäre geholfen, Anfänger hätten die Möglichkeit, lawinensicher unterwegs zu sein. Und je mehr es solche Möglichkeiten gibt, desto weniger Menschen sind illegal auf gesperrten Pisten unterwegs. Ein spannender Winter steht bevor.

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