Pole waren eisfrei

Erde war vor 55 Millionen Jahren dampfend heiß

Wissenschaft
27.10.2020 12:25

Vor 55 Millionen Jahren war es auf der Erde besonders schwül und heiß, und die Polkappen eisfrei. Das haben Wissenschaftler an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich mit Kollegen aus England und den USA anhand von Mineralien aus fossilen Sumpfböden festgestellt. Demnach betrug der CO2-Gehalt in der Atmosphäre am Übergang des Erdzeitalters Paläozän zum Eozän vor 55 bis 57 Millionen Jahren zwischen 1400 und 4000 ppm (Teilchen pro Million). Zum Vergleich: Heute liegt der Wert bei 412 ppm.

Die ETH-Forscher analysierten mit ihren Kollegen anhand von Proben des winzigen Minerals Siderit aus ehemaligen Sumpfböden, welches Klima zu dieser Zeit auf der Erde herrschte. Die Isotopen-Zusammensetzung dieses Eisenkarbonats lässt Rückschlüsse auf die Temperatur - und Feuchtigkeitsbedingungen in der Atmosphäre zu.

Wohlig warme Sommer in Sibirien
Die insgesamt 13 von der Nordhalbkugel stammenden Siderite decken alle Klimazonen zwischen den Tropen und der Arktis ab. Und sie verrieten, dass die mittlere jährliche Lufttemperatur am Äquator im heutigen Kolumbien bei rund 41 Grad lag. Heutzutage liegt die Durchschnittstemperatur in den Tropen etwa 15 Grad tiefer. Auch in Sibirien herrschten im Sommer durchschnittlich wohlig warme 23 Grad, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature Geoscience“ berichten.

Bedingungen wie im Dampfbad in den Tropen
Außerdem wies die Atmosphäre einen viel höheren Feuchtigkeitsgehalt auf als heute. Besonders in den Tropen und den höheren Breiten herrschten beinahe Dampfbad-ähnliche Bedingungen. Die Forscher führen dies darauf zurück, dass Wasserdampf aus den Subtropen in diese Zonen verfrachtet wurde.

(Bild: APA/AFP/Lionel Bonaventure)

Auch heute beobachten Klimaforscher, dass Wasserdampf und Wärme von den Subtropen in die Tropen strömen. „Dieser Transport dürfte im Eozän noch stärker gewesen sein“, sagt der Erstautor Joep van Dijk. „Und die Zunahme des Transports von Wärme in hohe Breiten kann tatsächlich die Verstärkung der Erwärmung in den Polregionen begünstigt haben.“

Die Wissenschaftler vermuten, dass der Feuchtigkeits- und Wärmetransport auch im Zuge der aktuellen Klimaerwärmung zunehmen werden - und sich die Polgebiete damit verstärkt erwärmen werden.

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