Goethes Fabel „Reineke Fuchs“ ist ein düsteres Gleichnis für Umtriebe in einem schwachen Staat. Im Schauspielhaus legt Regisseurin Mina Salehpour die politischen Untiefen frei.
Schonungslos zeigt Goethe im Kleid der Fabel „Reineke Fuchs“, was passiert, wenn die Grundpfeiler eines politischen Systems nicht gefestigt sind und Intriganten oder Populisten (meist beides) bei leichtgläubigen Regierenden auf offene Ohren stoßen. Nicht minder schonungslos ist die stark gekürzte Fassung, die Regisseurin Mina Salehpour für das Grazer Schauspielhaus erarbeitet hat. In drastischem Schwarz-weiß gehalten und auf einem instabilen Rund spielend (Bühne: Andrea Wagner, Kostüme: Maria Anderski), nimmt das Drama seinen Lauf. Und es wird von Minute zu Minute beklemmender, mit welchen Unverschämtheiten, Ungesetzlichkeiten, ja Verbrechen der so windige wie wortgewandte Fuchs (Alexej Lochmann verleiht ihm mitunter fast schon abstoßende Präsenz) durchkommt.
Recht ist Auslegungssache
Das Recht scheint überhaupt eine Sache zu sein, die der tierische Populist ganz nach seinem Gutdünken auslegt - und niemand gebietet ihm dabei Einhalt. Eine auf lokal- wie weltpolitischer Bühne leider oft schon erschreckend vertraute Vorgehensweise.
Nie belehrend
Salehpour schafft es erstaunlich geschickt, nie den belehrenden Zeigefinger zu bedienen. Ein lockerer Erzählton und ein paar Brüche an den richtigen Stellen halten diesen gesellschaftlichen Spiegel im spielerischen Bereich, ohne seine Kraft zu brechen.
Hervorragend gespielt
Dazu hinterlässt das toll aufspielende Ensemble Eindruck. Neben Lochmann glänzen Mathias Lodd als vorgeführter Bär und Thomas Frank und Henriette Blumenau als hintergangene Wölfe. Oliver Chomnik ist hinreißend als nicht gerade heller und somit leicht zu beeindruckender Herrscher. Auch Franz Solar, Raphael Muff sowie Beatrice Frey, Beatrix Doderer und Lisa Birke Balzer gefallen in ihrer Hilflosigkeit dem Schlechten gegenüber gut.
Trotz des nicht gerade gefälligen Stoffs ist dem Team ein kurzweiliger und unterhaltsamer Abend gelungen, der einen nachdenklich nach Hause schickt. Und was mehr kann man von Theater erwarten.
Alle Informationen und die Tickets bekommt man hier.
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