Diva erntete Beifall

Festspiele: Frenetischer Applaus für Bartoli

Salzburg
28.08.2020 17:30

In wechselnder Verkleidung gab die Sängerin mit den Les Musiciens du Prince-Monaco unter der Leitung von Gianluca Capuano ein heiteres Konzert im Haus für Mozart. Vom Publimum erntete die Operndiva dafür eine ganze Menge Applaus. 

Gegen Corona konnte nicht einmal eine Naturgewalt wie Cecilia Bartoli „ihre“ Pfingstfestspiele in Salzburg verteidigen, und so kostete die Pandemie sie das Festival und das Rollendebüt in Donizettis „Don Pasquale“. All die angestaute Energie der vergangenen Monate steckte die beliebte Sängerin deshalb in ihren Konzertnachmittag bei den SalzburgerFestspielen.

Zu Pfingsten haben Bartolis Regisseure das Haus für Mozart schon in viele Orte verwandelt. Auch am Donnerstagnachmittag beließ es die quirlige Römerin nicht bei der Hauskulisse, so wie ihre Kollegen es bisher in der Reihe „Canto Lirico“ getan hatten. Das Publikum schaute auf eine Projektion des Zuschauerraums des Teatro San Carlo in Neapel, dessen Pracht quasi äquivalent zum prunkvollen Programm war, das sie aus Arien und Orchesterwerken Händels und berühmter Zeitgenossen zusammengestellt hatte. Was folgte war eine knapp zweistündige Show zwischen Spaß und Ernst sowie szenischer und konzertanter Aufführung.

Bereits vergangene Woche hatte Bartoli das Programm mit den Les Musiciens du Prince-Monaco unter der Leitung von Gianluca Capuano erfolgreich beim Lucerne Festival gegeben, so kamen die Künstler quasi aufgewärmt an die Salzach, wo Bartoli sowieso Heimvorteil genießt. Treue Begleiter ihrer Zeit als künstlerische Leiterin der Pfingstfestspiele durften mit Arien aus „Giulio Cesare“ oder „Ariodante“ in Erinnerungen schwelgen. Doch Bartoli ruhte sich nicht etwa auf dem Wohlwollen ihres Publikums aus. Mit frischem Elan und Freude an der Sache kolorierte sie heiter durch die Oktavierungen in Kleopatras Arie „V‘adoro, pupille“, lieferte sich ehrgeizig und doch mit einem Augenzwinkern einen Trillerwettbewerb mit Oboe und Trompete in Händels „Destero dall‘empia Dite“ (den sie selbstverständlich gewann) und schaffte es, sich auch immer wieder in ein präsent und zugleich intimes Pianissimo zurückzuziehen.

Bartoli weiß, was sie kann und was sie nicht kann. Und sie weiß auch, was ihr Publikum außer glasklarer Koloraturen an ihre liebt: ihre Bühnenpräsenz und ihr komödiantisches Talent. Bartoli wäre nicht Bartoli, hätte sie es nicht geschafft, diese Bedürfnisse auch noch zu befriedigen. Bereits zu Beginn wurde also schon eine improvisierte Garderobe auf der Bühne errichtet, in der sich die Sängerin während der reinen Orchesterstücke immer wieder umverkleidete. Dies war zwar ein netter szenischer Effekt, nahm dem Orchester und Gianluca Capuano aber leider auch immer wieder das letzte Fünkchen Aufmerksamkeit, das diese für ihr knackiges und vielfarbiges Spiel auf historischen Instrumenten ungeteilt verdient hätten.

Doch Eitelkeiten waren an diesem Nachmittag das einzige, was man vermisste. So wechselte Bartoli im Unterhemd auf einem Klappstuhl sitzend Männer- gegen Kleopatraperücke und ließ in Händels Arie „Augelletti, che cantate“ einen Vogel an einer Angel über das Orchester fliegen, das - sofern nicht mit Einsätzen bedacht - freudig nach diesem schnappte. Nicht nur dieser Moment sorgte für Lacher im Publikum. Das man für eine Konzertkarte eine szenische Aufführung bekommt, das kann auch nur mit Cecilia Bartoli passieren. Ebenso wie eine vierteilige, perfekt choreografierte Zugabe.

So viel Effekt kann schnell ins berühmte „zu viel des Guten“ kippen, doch sowohl Cecilia Bartoli als auch das Orchester verstanden es, zwischen Spaß und Ernst auf gesunde Art und Weise hin und her zu springen. Nach den schweren Zeiten für die Kulturbranche haben sich sowohl Künstler als auch Publikum einen fröhlichen Nachmittag verdient, dessen abschließender Applaus inklusive stehender Ovationen selbst hinter den Masken riesige Freude erkennen ließ.

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