Eröffnet wurde die Trasse vor den Augen zahlreicher Schaulustiger bei der bisherigen Endstation Stadion. Nach den obligatorischen Reden bestiegen das Stadtoberhaupt selbst, Vizebürgermeisterin Renate Brauner, SP-Landesparteisekretär Christian Deutsch, die Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer und Michael Lichtenegger sowie ein Pulk an Journalisten eine U-Bahn-Garnitur der jüngsten Generation "V-Wagen". Diese chauffierte die prominenten Passagiere ohne Zwischenstopp vorbei an den neuen Stationen zur neuen Endstelle Aspernstraße.
"Vision einer U5" für Häupl nicht verboten
Häupl ließ sich nicht lumpen und richtete auch dort noch einmal das Wort an die Bürger. Dabei würdigte er – normalerweise mit Dienstauto unterwegs – nicht nur die Vorzüge des öffentlichen Verkehrs, sondern kündigte an, auch über die "Vision einer U5" nachdenken zu wollen. Eine solche hatte zuletzt die ÖVP gefordert, die für eine U-Bahn-Verbindung zwischen Hernals und Favoriten plädierte. Neben dem bereits fixierten Ausbau von U1 und U2 werde man "diskutieren, wie's mit einer U5 ausschaut", so Häupl. Bis dahin habe man allerdings noch viel Zeit, wollte das Stadtoberhaupt vorderhand nicht konkreter werden.
Was die U2-Verlängerung bis zur Aspernstraße betrifft, habe dies nichts mit fußballerischen Prioritäten zu tun, scherzte der bekennende Austria-Wien-Fan: "Hätten wir die violette Linie nach Ottakring gebaut, wär's noch unpassender gewesen." Die U-Bahn sei jedenfalls ein stadtadäquates Verkehrsmittel, das zur hohen Lebensqualität Wiens beitrage. "Die U-Bahn ist in Wien wahrscheinlich noch beliebter als der Wiener Bürgermeister", mutmaßte das Stadtoberhaupt.
Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SP) ließ keinen Zweifel daran, dass die U-Bahn in der Bundeshauptstadt eine "unglaubliche Erfolgsgeschichte" sei. Ihr sei bewusst, dass der 10. Oktober "ein gewisses Datum" sei, spielte sie auf den Wahltag an – dies könne jedoch für niemanden ein Grund sein, Wien schlecht zu reden: "Ich habe da ein paar Sachen im Ohr, die gefallen mir gar nicht." Der "totale Wirtschaftsmotor" U-Bahn ziehe wie eine Lokomotive sowohl Wohnbau als auch Unternehmen hinter sich her, lobte Brauner die positiven Folgeerscheinungen der Netzanbindung.
490 Millionen Euro in Ausbau investiert
Die Wiener Linien investierten in den neuen U2-Teilabschnitt insgesamt 490 Millionen Euro. Der Bau der Strecke selbst war, zumindest im Vergleich zu früheren Abschnitten, relativ unkompliziert - denn sie wird zur Gänze oberirdisch geführt. Die Verlängerung der U2 erreicht wichtige Siedlungsgebiete in der Donaustadt. In der Station Stadlau besteht zudem ein direkter Anschluss an das S-Bahn-Netz. Die neue Strecke schließt endlich auch das Donauspital bzw. SMZ-Ost an das U-Bahn-Netz an.
Das Krankenhaus ist künftig in nur 15 Minuten vom 1. Bezirk aus zu erreichen. Die Haltestelle dort ist übrigens die 100. Station im Wiener Streckennetz. Insgesamt wird die U2 nach der Verlängerung zur Aspernstraße eine Länge von 12,5 Kilometern und 17 Stationen aufweisen. Das Gesamtnetz der Wiener U-Bahn umfasst ab diesem Zeitpunkt 75 Kilometer und 101 Stationen.
Weiterer Ausbau der Strecke bis 2013
Das Wachstum der Linie U2 ist mit dem Erreichen der Aspernstraße noch nicht abgeschlossen - es laufen bereits die Bauarbeiten für die nächste Ausbaustufe, die bis auf das ehemalige Flugfeld in Aspern führt. Dieses gilt als das größte Stadtentwicklungsgebiet Wiens - und heißt inzwischen offiziell "Seestadt Aspern". Der betreffende Streckenabschnitt wird weitere 4,5 Kilometer lang sein und vier Stationen beinhalten, wobei eine Station "An den Alten Schanzen" in den ersten Jahren voraussichtlich noch nicht angefahren wird. Eröffnet wird der Aspern-Ast 2013.
Anlässlich der nunmehrigen Freigabe der Verlängerung zur Aspernstraße wird auch das Bussystem adaptiert. Nicht ganz stressfrei für die Autofahrer verliefen die Straßenarbeiten und Oberflächenumgestaltungen entlang der neuen U-Bahn-Strecke. So kam es etwa im Bereich Langobardenstraße und Erzherzog-Karl-Straße zu umfangreichen Staus. Grund dafür war laut Rathaus eine nicht geplante Überschneidung von Baustellen - verursacht durch schlechte Witterung und Straßenschäden, die größer waren als ursprünglich angenommen.
Die lila Linie
Die U2 gehört mit den Linien U1 und U4 zum Grundnetz der Wiener U-Bahn, das bis Anfang der 80er Jahre realisiert wurde. In Betrieb ging die erste Teilstrecke vor ziemlich genau 30 Jahren, nämlich am 30. August 1980. Gependelt wurde zunächst - konkret die ersten 28 Jahre - zwischen Karlsplatz und Schottenring. Die Ursprungsstrecke war 3,5 Kilometer lang, zwischen den beiden Endstationen waren die Züge sieben Minuten unterwegs.
Die U2 ersetzte die seit 1966 unterirdisch verkehrende "Unterpflasterstraßenbahn", kurz "UStrab". Diese war von der Sezession entlang der sogenannten Zweierlinie bis zum Rathaus gerattert. Die große Verlängerung der lila Linie erfolgte 2008, pünktlich zur Fußball-EM. Die neue Strecke führte vom Schottenring über den Praterstern bis zum Stadion. Aktuell werden insgesamt elf Stationen auf einer Länge von 7,3 Kilometern angefahren. 2009 nutzten bereits rund 50 Millionen Fahrgäste die U2.
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