Gerlos im Zillertal

Wirbel um Projekt der Neuen Heimat Tirol

Tirol
12.08.2020 11:00
Ein Projekt der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Neue Heimat Tirol (NHT) sorgt in Gerlos für Diskussionen. Neben 25 wohnbaugeförderten Mietwohnungen werden auch Dienstnehmereinheiten für Gastronomiebetriebe errichtet. Unter „sozialem Wohnbau“ verstehen viele etwas anderes. Doch es ist alles rechtens.

Auf Wunsch der Gemeinde ist die NHT schon seit 2011 bemüht, ein Wohnbauprojekt umzusetzen. Auf der Schattenseite südlich des Gerlosbaches hat BM Andreas Haas ein 9000 m2 großes, steiles Waldgrundstück in Bauland umgewidmet – „wenn mit dem Eigentümer, den Österreichischen Bundesforsten, eine Kaufvereinbarung getroffen werden kann. Diese Verhandlungen sind sehr weit gediehen“, verdeutlicht NHT-GF Hannes Gschwentner.

Steiles Gelände und schlechte Bodenverhältnisse
Die Projektentwicklung gestalte sich schwierig. „Wegen der Steilheit des Geländes und der schlechten Bodenverhältnisse sind Hangsicherungs- und Gründungsmaßnahmen zu treffen, die mit den angemessenen Baukosten der Wohnbauförderung in Einklang zu bringen sind“, erklärt Gschwentner.

Außerdem sei von der Gemeinde eine eigene Zufahrtsbrücke über den Gerlosbach zu errichten und entlang des Baches seien Maßnahmen von Seiten der Wildbach- und Lawinenverbauung zu erfüllen, die die NHT als Bauwerber zu erfüllen habe. „All diese Maßnahmen sind teuer“, räumt der Geschäftsführer ein.

Wie sehen die Pläne konkret aus? Auf dem westlichen Teil des Baugrundstückes werden in zwei Baukörpern 25 wohnbaugeförderte Mietwohnungen (teils mit Kaufoption) samt Tiefgaragenplätze errichtet. Im östlichen Teil des Grundstückes werden weitere Tiefgaragenplätze sowie Dienstnehmerwohnungen für viele Gastronomie-, Beherbergungs- sowie auch sonstige Tourismusbetriebe gebaut.

Kritik an Wohnungen für Gastro-Mitarbeiter
Diese Tatsache stößt vielen Einheimischen sauer auf. „Ein gemeinnütziger Bauträger, der sich als Problemlöser in Fragen des sozialen Wohnbaues betreffend bezeichnet, sollte doch keine Dienstnehmerwohnungen für Hotellerie und Gastronomie errichten dürfen“, heißt es. Zudem wird vermutet, dass sich die teuren Maßnahmen auf den Preis auswirken könnten. Und es kursiert das Gerücht, dass mit dem Bau der Dienstwohnungen begonnen werde.

Gschwentner kann dieser Kritik wenig abgewinnen: „Warum die menschenwürdige, zeitgemäße Unterbringung von Dienstnehmern im Tourismus eine schiefe Optik für einen gemeinnützigen Wohnbauträger ergeben sollte, entzieht sich meinem Vorstellungsvermögen.“ Er verweist auf die Wohnbauförderrichtlinie des Landes Tirol, in derer „die Errichtung, der Erwerb und sonstige Schaffung von Wohnungen für Dienstnehmer ausdrücklich als Förderungstatbestand deklariert wird. Als Fördernehmer werden dort auch gemeinnützige Bauvereinigungen aufgeführt.“

Zu den Kosten versichert Engelbert Spiss, der zweite NHT-Geschäftsführer: „Sie liegen innerhalb der angemessenen Gesamtbaukosten der Wohnbauförderung. Die Bruttomiete liegt zwischen 8 und 9 € pro Quadratmeter.“

Nutzung: „Kontrolle liegt hier bei der Gemeinde“
Der Baubeginn soll Ende September 2020 sein, die Fertigstellung im September 2022. Die Übergabe der Wohnungen erfolge zeitgleich. Man gehe davon aus, dass alle Einheiten entsprechend der Widmung und dem Baubescheid genutzt werden. Die Kontrolle liege bei der Gemeinde.

„Das ist keine schiefe Optik“
Neben den NHT-Geschäftsführern kann auch der Gerloser BM Andreas Haas die Kritik am Bauprojekt in seiner Gemeinde nicht nachvollziehen. Es würde keinen Sinn ergeben, bei diesem Vorhaben, das räumlich zusammenliegt, einen zweiten Bauträger ins Boot zu holen, um einer schiefen Optik zu entgehen, betont er.

„Dieses Projekt hat sich in den vergangenen Jahren nur unwesentlich verändert. Es waren immer schon eine Hochgarage geplant, auf der sich zwei Wohngebäude für die Gerloser Bevölkerung sowie vier Objekte für Mitarbeiter befinden. Von Anfang an war die Neue Heimat Tirol im Boot“, schildert Haas und ergänzt: „Der Bevölkerung wurde mehrmals das Vorhaben bei Präsentationen beziehungsweise öffentlichen Gemeindeversammlungen vorgestellt. Dort hat sich niemand über den Projektpartner Neue Heimat Tirol beschwert.“

Da die Gemeinde mit der NHT schon Projekte errichtet habe, sei es für den Ortschef naheliegend gewesen, die NHT auch für die Umsetzung dieses Vorhabens zu gewinnen. „Für mich wirft es keine schiefe Optik auf das Projekt, da es einfach fast unmöglich wäre, ein derartiges Objekt mit zwei verschiedenen Bauträgern zu errichten“, betont Haas.

„Gerlos kann mit diesem Projekt den Wohnbedarf der Bevölkerung decken, auf die schwierige Parkplatzsituation eingehen und Raum für unsere Mitarbeiter schaffen, was natürlich ein Anliegen einer Tourismusgemeinde sein sollte“, fasst Haas die Vorteile zusammen.

„Länger an uns binden“
Ein „angenehmer Nebeneffekt“ sei außerdem, wenn die Mitarbeiter sogar länger an Gerlos gebunden werden könnten. „Das wäre nicht nur für unsere Unternehmer, sondern vor allem auch für die ganze Gemeinde ein Vorteil“, betont Haas.

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