„Experiment“

Sommerschule: Das kommt auf steirische Schüler zu

Steiermark
24.07.2020 06:00

Es ist eine Premiere, die Corona geschuldet ist: Im heurigen Sommer drücken einige steirische Kinder zum ersten Mal während der Ferien die Schulbank. Allerdings: Es gibt viel Bedarf, aber wenig Personal. Und auch inhaltliche Kritik.

Wo wir fördern können, tun wir es auch.“ – Für Franz Riegler, Direktor des Grazer Kepler-Gymnasiums, war klar, dass er sich des Projekts Sommerschule annehmen werde. Damit ist das Gymnasium eine von über 70 steirischen Schulen, in denen von 31. August bis 11. September rund 2700 Schüler freiwillig und kostenlos gefördert werden. „Viele Kinder haben in der Corona-Zeit den Anschluss versäumt. Das ist eine gute Möglichkeit, um das aufzuholen“, sagt Riegler.

Im Kepler-Gymnasium arbeiten vier Lehrer, 17 Studierende und elf so genannte „Buddies“ zusammen – leistungsstarke Schüler, die als „Hilfslehrer“ mitanpacken.

Steiermarkweit sieht die Relation jedoch anders aus: 292 Pädagogen und 151 Lehramtsstudenten haben sich freiwillig gemeldet. Die Lehrer bekommen die Zeit wie Überstunden ausbezahlt, die Studenten erhalten Anrechnungspunkte (ECTS) für ihr Studium – und wichtige Erfahrungen. Die meisten Studenten sind bereits in höheren Semestern und bringen Praxis von Schulpraktika mit, eine Lehrveranstaltung zum Vorbereiten und Austauschen gab es bereits.

Im Zentralraum, also rund um Graz, scheint die Rekrutierung von Lehrern nicht leicht gewesen zu sein; der Andrang der Schüler war zu groß. Es fehlen noch einige Lehrer, heißt es aus der Bildungsdirektion. Naturgemäß ist die Dichte der Sommerschulen in der Landeshauptstadt größer. Zwischen Admont und Mariazell gibt es allerdings keine einzige (siehe Grafik rechts).

Förderbedarf auch abseits von Deutsch
Auch wenn Direktor Riegler die Sommerschule im Prinzip gutheißt – er übt auch Kritik am Konzept von Bildungsminister Heinz Faßmann: „Wir hätten uns eine längere Vorbereitungszeit erwartet.“ Außerdem sei es überraschend gewesen, dass ganze 142 Schüler die Sommerschule am Kepler besuchen – davon sind nur 41 aus der Schule, die anderen von „auswärts“. Da zielgenau zu fördern, sei herausfordernd. Dem pflichtet auch die steirische Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner bei: „Wir wurden überrascht vom Interesse der Eltern in einer so kurzen Planungsfrist“, sagt sie. „Das fordert alle Beteiligten.“

Ein weiterer großer Kritikpunkt: dass die Sommerschule vor allem für Deutschförderung für Kinder mit Migrationshintergrund vorgesehen ist. „Wir hätten das bevorzugt auch in anderen Fächern, etwa Mathe, angeboten“, meint Riegler. Im Kepler richte man sich aber nicht nur an Migranten, sondern an alle. „Es gibt viele Kinder aus Grazer Familien, die nicht bildungsaffin sind und sich keine Nachhilfe leisten können. Da unterscheiden wir nicht.“ Wer teilnimmt, bekommt übrigens auch eine gute Mitarbeitsnote für das nächste Semester.

„Wir wollen den Kindern die Freude an der Sprache und Erfolgserlebnisse geben“, sagt Riegler. Als Konkurrenzangebot zu den Sommerferien wird das nicht leicht sein. Aber: Er und seine Kollegen freuen sich auf das „Abenteuer“.

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