Corona und die Maske

Blick nach Bozen: Disziplin trifft auf Lebenslust

Ausland
21.07.2020 09:31

Ein „Krone“-Blick nach Südtirol, das kaum noch Infektionen meldet. Doch Corona und Maskenpflicht haben auch in der quirligen Landeshauptstadt Bozen Spuren hinterlassen.

Vorbei an den Lauben, deren Bogengänge Geschäfte und Lokale hüten, ist der Weg gesäumt von Baujuwelen, die den Glanz der Geschichte atmen. Auf dem Obstplatz mit seinen Marktständen, wo sich früher Menschenmassen drängten, ist nun Abstand gefragt. Viele Bozener tragen nicht nur in geschlossenen Räumen Masken, und auch Martha Stocker erscheint nicht „oben ohne“. Für die ehemalige Südtiroler Landesrätin eine „Selbstverständlichkeit im Interesse aller“.

„Wir hatten das Militär auf den Straßen und Helikopter über der Stadt“
Schwieriger war es, sich an die rigiden Präventivmaßnahmen zu gewöhnen: „Wir standen ja fast drei Monate unter einem viel strengeren Regime als in Österreich, hatten Ausgangssperre, das Militär auf den Straßen und Helikopter über der Stadt, die Passanten überwachten.“ Für Stocker die Chance, „umzulernen und dann das Beste daraus zu machen“. Angst vor der Zukunft hat sie keine, „weil wir jetzt bessere Erfahrungswerte im Umgang mit dem Virus haben“.

„Ich bin zum ersten Mal Vater geworden und hatte mehr Zeit für die Familie“
Matthias Fink, Generalsekretär der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino, hat den Lockdown facettenreich erlebt: „Ich bin zum ersten Mal Vater geworden und hatte mehr Zeit für die Familie. Beruflich gesehen bin ich froh, dass man via Internet ,grenzenlos‘ war, bedauere aber, dass viele wichtige Jugendprojekte abgesagt werden mussten.“

„Lockerungen waren verfrüht, weil eine neue Corona-Welle kommen wird“
Günther Rautz, Leiter des Instituts für Minderheitenrecht an der EURAC, pendelt seit 25 Jahren zwischen der Kärntner Heimat und seinem Lebensmittelpunkt Bozen und hat den Stillstand sehr intensiv erfahren: „Ich konnte meine Familie nicht besuchen und habe 400 Euro Strafe gezahlt, weil ich im Freien keinen Mundschutz trug. Lockerungen waren verfrüht! Weil eine neue Corona-Welle kommen wird und die Pandemie ein Belastungscheck für die Gesellschaft ist. Europaweit sind Minderheiten massiv davon betroffen. Die soziale Schere geht weiter auf, Sprachbarrieren, schlechter Zugang zum Gesundheitssystem und das Erstarken alter Feindbilder verstärken das Gefühl dieser Menschen, auf der Strecke zu bleiben.“

Beim Lokalcheck ist davon wenig zu spüren. Man trinkt, lacht, und fast erscheint die Welt wieder heil. Wäre da nicht die eine oder andere Maske, die einmahnt, dass die „neue Normalität“ auch schnell wieder kippen kann.

Irina Lino, Kronen Zeitung

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