Bilanz vor den Ferien

So lief das steirische „Corona-Schuljahr“

Steiermark
09.07.2020 07:30

Abstandsregeln, viel Händewaschen und das Zeugnis vom Roboter: Die steirischen Schüler werden dieses Jahr nie vergessen. Insgesamt fällt die Bilanz aber zufriedenstellend aus.

Morgen geht für gut 140.000 junge Steirer ein Schuljahr zu Ende, das turbulenter nicht sein hätte können - und das wohl in die Geschichtsbücher eingehen wird: Das Sommersemester hatte noch nicht lange begonnen, da war es schon wieder vorläufig zu Ende.

Die Schule im Lockdown
Corona machte einen Lockdown notwendig, der auch vor den steirischen Schultüren nicht Halt machte; Kinder und deren Eltern waren zum Heim-Unterricht verpflichtet. Erst ab Mai kehrte wieder einigermaßen Normalität zurück, Masken, Abstandsregeln und Händewaschen standen allerdings am täglichen Stundenplan.

Heuer erstmals Sommerschule
Dennoch gab es viele - vor allem fremdsprachige - Kinder und Jugendliche, die aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen von der Lernleistung zurückfielen: „Sie können den Rückstand aber heuer erstmalig in der Sommerschule aufholen“, betont die Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner.

Mehr als 2600 Anmeldungen dazu seien bereits eingelangt, vor allem von Schülern mit Schwierigkeiten im Fach Deutsch: „Dass sich so vielen freiwillig gemeldet haben, um Defizite wieder auszubügeln, ist aus unserer Sicht sehr erfreulich.“

Gut fällt dagegen die steirische Maturabilanz aus: Im österreichweiten Vergleich liegen unsere 5223 „Reifeprüflinge“ vorne: So bekamen 25,9 Prozent auf die Zentralmatura in Deutsch einen Einser, das ist der österreichische Spitzenwert. Auch in Englisch überzeugten die Steirer durch Glanzleistungen (29,1 Prozent mit Einsern). In Mathematik hagelte es dagegen zahlreiche „Nicht genügend“, nur 6,8 Prozent der AHS-Besucher erhielten ein „Sehr gut“ auf die Rechen-Klausur. Sie sei zu schwer gewesen, meinen viele.

Regulärer Start im Herbst
Gerüchte, dass im September wegen Corona die Bildungseinrichtungen erst verspätet öffnen werden, kann die Bildungsdirektion unterdessen nicht bestätigen. Im Herbst werde mit einem regulären Start gerechnet, es bleibe allerdings abzuwarten, ob die 75.000 Pflichtschüler wieder zu ihrem gewohnten Alltag zurückkehren könnten.

Und wie hat sich das Schuljahr für Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer angefühlt? Die „Krone“ hat bei deren steirischen Vertretern nachgefragt.

Fabio Strobl: „Digitalisierung auch in Zukunft forcieren“
Innerhalb weniger Tage mussten Schüler und Lehrer auf „Homeschooling“ mit digitalen Hilfsmitteln umsteigen. „Das hat eigentlich gut funktioniert und spricht dafür, Digitalisierung in Zukunft noch weiter zu forcieren“, sagt AHS-Landesschulsprecher Fabio Strobl.

Natürlich habe es auch Komplikationen gegeben, etwa wenn sich mehrere Geschwister einen Laptop teilen mussten. Strobl, der das Lichtenfels-Gymnasium in Graz besucht, maturiert nächstes Jahr. Er ist gespannt, „wie sich der versäumte Stoff auf die Matura auswirkt“. In Hinblick auf den Herbst steht für ihn die Gesundheit aller Schüler und Lehrer an vorderster Stelle, bei einer negativen Corona-Entwicklung sollte es wieder „Homeschooling“ geben.

Ilse Schmid: „Steirischen Eltern vieles zugemutet“
„Neben den Kindern wurde auch den Eltern vieles zugemutet“, so Ilse Schmid, Präsidentin des Elternverein-Landesverbands, im Rückblick. Zunächst der Unterricht zuhause, dann Schulunterricht nur an bestimmten Tagen - was gerade bei mehreren Geschwistern viel Planungsaufwand bedeutete. „Auch in der letzten Woche haben einige Schulen noch kurzfristig den Rhythmus geändert“, kritisiert Schmid.

Generell sei das Corona-Semester unterschiedlich gelaufen: Viele Standorte haben sich mit den Eltern abgestimmt, andere wiederum kaum. Für den Herbst hofft sie, dass bei gehäuften Corona-Erkrankungen nicht alle steirischen Schulen dichtgemacht werden, sondern, dass es lokale Maßnahmen gibt.

Herbert Weiß: „Teilung der Klassen am schwierigsten“
Die Wochen des digitalen Heimunterrichts haben bei vielen Eltern die Wertschätzung für die Leistungen der Lehrer erhöht. „Es ist den Umständen entsprechend auch gut gelaufen“, resümiert AHS-Lehrergewerkschafter Herbert Weiß. Und das, obwohl sehr kurzfristig umgestellt wurde. „Für die meisten Kollegen bedeutete das einen riesigen Mehraufwand.“

Nach der Rückkehr in die Schulen wurden die Klassen geteilt. „Diese getrennten Strukturen sind eigentlich der schwierigste Teil“, sagt Weiß. Es gibt daher den Wunsch, den Unterricht für einen Teil der Klasse nach Hause übertragen zu können, dann wären alle am gleichen Stand. In Hinblick auf den Herbst ist für Weiß klar: „Die Gesundheit hat am Ende Vorrang.“

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