Maßlose Eitelkeit?

Wirbel um “Club der schönen Kinder” in den USA

Ausland
14.08.2010 19:32
Nichts wollen ambitionierte Eltern dem Zufall überlassen, erst recht nicht das Aussehen des Nachwuchses. Denn wer schön ist, so das Credo, hat es leichter im Leben. Ein Internetdienst in den USA kümmert sich seit Kurzem um Eltern, auf denen die Sorge lastet, ihr Nachwuchs könne zu hässlich ausfallen. Das "Fruchtbarkeits-Forum" bringt wenig attraktive Väter und Mütter mit besonders gut aussehenden Spendern von Samen oder Eizellen zusammen. Kritiker sprechen von einer maßlos auf die Spitze getriebenen Eitelkeit.

Die Betreiber der Webseite BeautifulPeople.com (siehe Link in der Infobox) sehen das anders, sie rücken ihr Tun in die Nähe praktizierter Nächstenliebe. "Alle Menschen - auch die hässlichen - möchten gut aussehende Kinder zur Welt bringen", sagt BeautifulPeople-Gründer Robert Hintze, ein schöner Däne mit blauen Augen. "Da können wir mit unserem attraktiven Gen-Pool doch nicht egoistisch umgehen." Sein Argument: Gerade gut aussehende Menschen sollten ihr Erbgut selbstlos an Paare weitergeben, die selbst keine Kinder bekommen können und zu allem Unglück auch noch hässlich sind.

Club hat bereits 600.000 Vollmitglieder
Bereits 2002 hat Hintze die Netzwerk-Website BeautifulPeople.com ausschließlich für schöne Menschen gegründet, seit Juni bietet sie kostenlos die Vermittlung von Erbgut-Spendern an. Nur bei dem neuen Service werden auch weniger attraktive Menschen toleriert, ansonsten ist die Vollmitgliedschaft bei BeautifulPeople.com nur besonders schönen Männern und Frauen vorbehalten. Mehr als 600.000 Vollmitglieder, die auch hohen Ansprüchen an äußerer Attraktivität genügen, hat der Club der Schönen bereits.

Für das "Fruchtbarkeits-Forum" dürfen sich nun auch hässliche Menschen mit Kinderwunsch melden. Schließlich lautet die Mission: Alle Menschen sollen schöner werden - spätestens in der nächsten Generation. Die Entscheidung, auch unattraktiven Menschen zum Zweck der Fortpflanzung vorübergehend Zutritt zu dem Schönen-Zirkel zu verschaffen, sei gar nicht so einfach gewesen, verrät Hintze: "Wir haben anfangs wirklich gezögert, unser Angebot auch auf unattraktive Menschen auszudehnen."

Schön wie Brad Pitt und Angelina Jolie
Die Bedenken wurden schließlich beiseite gelegt. Menschen mit Kinderwunsch zu schönem Nachwuchs zu verhelfen, sei schließlich nichts anderes als "wohltätige Arbeit", sagt Website-Manager Greg Hodge, ein gut aussehender Brite. "Das ist eine noble Sache für jene Menschen, die die schwierige Erfahrung machen, selbst keine Kinder bekommen zu können." Unter den Mitgliedern von BeautifulPeople.com seien Menschen, die aussähen wie Brad Pitt, George Clooney oder Angelina Jolie. "Da können Sie sich die Nachfrage schon vorstellen", sagt Hodge. "Alle Eltern wollen Kinder mit besonderen Eigenschaften haben, und Attraktivität zählt zu den begehrtesten."

Beim Interview in einem Café in Beverly Hills, das natürlich vor allem von schönen Menschen frequentiert wird, wich Hodge der Frage aus, was nun eigentlich seine Vorbehalte gegen "hässliche" Menschen seien. Er betonte, dass es ihm vor allem um Hilfe für Menschen mit Kinderwunsch gehe. "Wir sind unparteiisch, wir bringen einfach nur eventuelle Spender mit Empfängern zusammen."

Experten sind skeptisch
Fachleute betrachten das Treiben des neuen Internetdienstes skeptisch. Es gebe keinerlei Garantien, ob ein Kind einmal hübsch wird oder nicht, sagt der Gynäkologe Richard Paulson von der University of Southern California. "Wenn man eine Entscheidung über einen Partner für Heirat oder Fortpflanzung anhand von Informationen aus dem Internet trifft, dann ist das bestenfalls naiv", sagt der Mediziner. Die Versuche zur Herbeiführung schönen Nachwuchses wertet er als "ziemlich amüsant".

Die attraktive 30-jährige Lisa Bluemel, die sich zur Eizellenspende bei dem "Fruchtbarkeits-Forum" entschieden hat, kann diese Kritik nicht teilen. "Natürlich sind Intelligenz und Gesundheit am wichtigsten", sagt sie. "Aber warum soll man nicht versuchen, sich alle guten Eigenschaften zu sichern? Wer würde das nicht für sein Kind tun?"

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