Das schönste Muttertagsgeschenk: Bewohner eines Liezener Seniorenhauses dürfen ihre Angehörigen wieder sehen - auf Distanz. Die „Krone“ war bei berührenden Begegnungen nach Wochen des Wartens dabei.
Eingebettet in landschaftlichem Grün vor der idyllischen Kulisse des Grimmings liegt das Pflegeheim der Volkshilfe in Liezen. Die Coronakrise hat den Alltag der 70 Bewohner von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt: Das offene und besucherfreundliche Haus musste sich „einigeln“ und Tür und Tor verriegeln. Die strengen Sicherheitsvorgaben untersagten sogar die Visiten der Angehörigen.
Rechtzeitig vor dem heutigen Muttertag wurden die Bestimmungen aber österreichweit gelockert: Seit dem Wochenbeginn gibt es wieder grünes Licht für familiäre Besuche.
Besucherbox erlaubt wieder Familientreffen
Wie in anderen Einrichtungen in der Steiermark war in Liezen handwerkliches Geschick und kluge Improvisation für das von vielen lang ersehnte Angebot gefragt: „Mit Unterstützung des Haustechnikers haben wir eine Besucherbox installiert, in der wieder Familientreffen möglich sind. Es ist aber nur Sichtkontakt hinter einer Plexiglasscheibe erlaubt. Die Gäste müssen sich vorher anmelden, die Körpertemperatur messen und einen Mund-Nasen-Schutz tragen“, zählt Hausleiterin Iris Strohmeier einige der Vorsichtsmaßnahmen auf.
Mutter sieben Wochen lang nicht gesehen
Danach klopft schon eine Besucherin - bepackt mit Frühlingsblumen, Pflegeartikeln und allerlei Naschereien - an die Gästekabine. „Ich habe meine Mutter jetzt sieben Wochen nicht gesehen. Auch wenn wir regelmäßig telefoniert haben und ich wusste, dass es ihr gut geht, war ich besorgt“, berichtet uns Anna Maria Wolf aus Weng bei Admont. Erst im Jänner hatte Mutter Anna den Neunziger gefeiert; da war noch lange kein „Shutdown“ in Sicht.
Als sich Mutter und Tochter zum ersten Mal wiedersehen, strahlen beide aus tiefstem Herzen. Wie schön wäre jetzt eine innige Umarmung! Beide greifen auf die trennende Glasscheibe - die Berührung symbolisiert liebevolle Nähe trotz vorgeschriebener Distanz. Das schönste Muttertagsgeschenk - für beide.
Plaudern über den Gartenzaun hinweg
„Wir hatten schon vierzig solcher Begegnungen. Es ist schön, die Emotionen zu spüren“, strahlt auch Iris Strohmeier. Sie führt uns noch zur Außenanlage des Seniorenzentrums, wo gerade eines der so genannten Gartengespräche stattfindet; die zweite Besuchsvariante, freilich auch hier ohne Betreten des Gebäudes.
Isabella Geier und Nicole Schnepfleitner besuchen ihre Oma, ebenfalls eine geglückte Muttertagsüberraschung. Mit durch Gesichtsmasken gedämpften Stimmen wird geplaudert - über den Zaun hinweg. Das tut der Freude aber keinen Abbruch, denn Liebe kennt ja bekanntlich keine Grenzen.
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