Hausärzte bekommen Informationen zu Testergebnissen von Patienten derzeit nur über Umwege. Der Vize-Chef der Ärztekammer übt Kritik. Das Land verweist auf die geltenden Gesetze. Der Arzt stellt eine Gesetzesänderung in den Raum.
Der Pfarrwerfener Hausarzt Christoph Fürthauer tappte am Freitagvormittag im Dunkeln. Nach der Nachricht über den ersten Corona-Fall in dem Pongauer Ort wollte Fürthauer wissen, um wen es sich handelte. „Ich habe den Bürgermeister gefragt. Aber er hat es nicht gewusst und wollte umgekehrt von mir wissen, wer es ist“, erzählt der Mediziner.
Die Infektionsströme könnten so besser gelenkt werden
Hausarzt und Ärztekammervizechef Christoph Fürthauer
Der Ärztekammer-Vize schildert den Vorfall als beispielhaft für die derzeitige Kommunikation der Behörden mit Hausärzten. Fürthauer fühlt sich vom Land alleine gelassen. „Ich habe von den Testergebnissen meiner Patienten bisher nur über das Labor Dr. Mustafa erfahren, noch nie von den Behörden“, kritisiert er. Das private Labor unterstützt die Landeskliniken bereits seit letzter Woche bei den Abstrichen. Fürthauer sieht jedoch speziell die öffentlichen Stellen und die Behörden in der Bringschuld.
Das Coronavirus gilt seit 25. Jänner aufgrund einer Verordnung des Gesundheitsministers als meldepflichtige Krankheit. Das Gesetz schreibt im Verdachtsfall, bei positiven Tests und im Sterbefall von Patienten eine Meldung beim Gesundheitsamt vor. Ein Recht auf Infos für Hausärzte ist im Gesetz jedoch nicht verankert.
Land spricht von enormem Aufwand
Eine generelle Auskunft über das Ergebnis von Abstrichen ist im Gesetz laut Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) jedoch nicht vorgesehen. „Es erfolgt ohnehin eine Meldung beim Gesundheitsamt nach dem Epidemiegesetz“, so Stöckl. Hausärzte über die Testergebnisse ihrer Patienten zu benachrichtigen, sei ein enormer administrativer Aufwand und aus Datenschutzgründen nicht möglich.
„Das Land zieht sich auf den Gesetzes-Standpunkt zurück. Wegen der Krise wurden bereits viele Gesetze in kurzer Zeit geändert“, kontert Fürthauer. Er spricht von einer „verzögerten und ausbaufähigen Kommunikation der Behörden“. Fehlende Information über Testergebnisse führe zu Verunsicherung und sei hinderlich beim Kampf gegen das Virus. „Die Infektionsströme könnten so besser gelenkt werden“, ärgert sich der Pongauer. Das Land weist auf die Verantwortung der Bevölkerung hin. „Patienten sollen sich mit Testergebnissen bei Ärzten melden“, betont Stöckl-Sprecher Harald Haidenberger.
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