Besuch in Wörgl

Anonyme Alkoholiker: Hilfe greift auch in Tirol

Tirol
13.02.2020 11:30
Was 1935 in Amerika begann, ist heute ein globales Netzwerk. Die Selbsthilfeorganisation der Anonymen Alkoholiker (AA) hat auch in Tirol 17 Gruppen. Ein Besuch in Wörgl, wo die Geschichte der AA vor 40 Jahren begann und wo seither viele Leben gerettet wurden.

„Heilung im Sinne von nie mehr gefährdet gibt es nicht. Du kannst 20 Jahre trocken sein und dann nach einem unbedachten Schluck bist du wieder gefangen.“ Die Botschaft von Gerhard sitzt. Er weiß, wovon er spricht. Gerhard ist selbst Betroffener. Mit am Tisch sitzen Franz, der die Wörgler AA-Gruppe vor 40 Jahren gegründet hat (siehe Interview), und Lotte, die als Frau eines Alkoholkranken eigene Treffen für Angehörige ins Leben gerufen hat. Denn Alkoholismus sei – so die drei – eine Familienkrankheit, an der alle im Umfeld mitleiden.

30.000 Tiroler sind alkoholkrank
Rund 30.000 Tiroler sind alkoholkrank, mindestens 60.000 alkoholsuchtgefährdet. Davon loszukommen, das ist eine große Leistung. Trocken zu bleiben, eine Lebensaufgabe. Eine, bei der das Gespräch mit anderen Betroffenen von immenser Bedeutung ist, wie Gerhard und Franz betonen. „Man kann bei jedem Treffen etwas mitnehmen: Aus den Erfahrungen der anderen und dem Reden über die eigenen Gedanken“, fassen die beiden zusammen.

Zweimal in der Woche (Montag, Freitag) finden in Wörgl Treffen im Tagungshaus statt. Einmal in der Woche kommen Angehörige zusammen. „Man gibt sich ja lange selbst die Schuld, dass es so weit gekommen ist“, beschreibt Lotte ein Gefühl, das viele Angehörige quält. Auch sie würden vom Erfahrungsaustausch profitieren, betont die Unterländerin.

„Eine Erfolgsquote von 90 Prozent“
In den 40 Jahren haben die Anonymen Alkoholiker in Wörgl viel gemeinsam erlebt. Gerhard erwähnt die, die auf einmal nicht mehr auftauchen, weil sie einen Rückfall erlitten haben und nicht mehr kämpfen. Zum Glück wenige! Gerhard: „Bei denen, die dabei bleiben, liegt die Erfolgsquote bei 90 Prozent.“

Zehn bis 12 Teilnehmer, auch Urlauber dabei
Franz erzählt von Urlaubern, die zu den Treffen in Wörgl kommen. „Das weltweite Netz trägt“, konstatiert er und ergänzt: „Seit es Internet-Meetings gibt, sind diese Gäste weniger geworden.“ Die Einheimischen bleiben. Ihnen sind die AA Wörgl wichtige Stütze. Wer kommt, beginnt immer mit dem Satz: „Mein Name ist ... – ich bin Alkoholiker.“ Zehn bis zwölf Personen kommen regelmäßig. Sie haben Mut gefasst, Kraft bewiesen, Hochachtung verdient.

Allgemeine Infos zu den AA in Österreich und alle Treffen: www.anonyme-alkoholiker.at. Am 2. Mai findet ein öffentlich zugänglicher Infotag zu 40 Jahre AA in Wörgl (Tagungshaus, 14 Uhr)

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