Situationen, die fürs Erste unlösbare Probleme aufzuwerfen schienen und die er, oft genug mit einer gehörigen Prise Humor, wie nichts vom Tisch zu fegen wusste. Hier - und ebenfalls im Video oben auf krone.tv - ein kleiner Auszug jener ganz persönlichen Zusammenkünfte, die Hans Dichand auch für uns, sein Team, unvergessen machen:
Tierfreund Dichand
Tierlady Maggie Entenfellner: Als wohl größter Tierfreund Österreichs erlaubte er auch, dass Vierbeiner mit an den Arbeitsplatz durften. Als vor ein paar Jahren die Mediaprint ein Hundeverbot im Pressehaus forderte, sagte er zu mir: "Die können doch nicht unsere vierbeinigen Mitarbeiter rauswerfen!" Die Hunde blieben, 52 an der Zahl.
Franziska Trost, Ressort Pop: Hans Dichand wollte jedes Redaktionsmitglied persönlich kennenlernen – auch die vierbeinigen. Ich brachte meinen drei Monate alten Hund "Moritz" zum "Vorstellungstermin" – und der hinterließ (vorerst unbemerkt) einen Haufen, just unter dem Chefsessel. Dichand sah mein Entsetzen, packte mich wohlwollend an der Schulter und sagte: "Solange es nicht Sie waren..."
Peter Strasser, Ressortleiter Wien: Während meines Ferialjobs bei der "Krone" hörte ich – verbotenerweise – im Polizeifunk, dass der Affe "Jacky" seinem Herrl entkommen war. Ich schrieb als blutiger Anfänger eine Geschichte, die bei Hans Dichand Gefallen fand. Er rief mich zu sich, sagte: "Sie sind also der mit dem Affen. Weiter so, dann stelle ich Sie an." Das war vor 38 Jahren.
Umweltfreund Dichand
Mark Perry, Umweltredakteur: An einem Samstag rief mich Hans Dichand in sein Büro. Er hatte vom Öltanker-Unglück vor den Galapagosinseln gelesen – eine Naturkatastrophe stand bevor. Dichand wollte spontan helfen. Er zog 500.000 (!) Schilling aus einer Ledertasche: "Geben Sie das dem WWF!" Schweißgebadet nahm ich das Geld entgegen. "Was, wenn mir das Geld übers Wochenende gestohlen wird, Herr Dichand?" – "Dann sagen Sie einfach, ich habe das Geld verloren."
Christina Krisch, Ressort Film: Als der Öltanker "Erika" im Jahr 99 vor der Küste der Bretagne zerbarst, zeigte sich Hans Dichand von der Ölpest sehr betroffen. Er rief mich zu sich, sagte: "Wir kaufen eine Vogel-Waschmaschine zur Reinigung der mit Schlick bedeckten Tiere. Testen Sie das Gerät vor Ort." Ich blickte ihn entsetzt an, er lachte: "Keine Angst, die Vögel kommen nicht in die Maschine, die Maschine dreht sich um sie herum."
Modefreund Dichand
Michaela Schwarz, Ressort Mode: Eine Geschichte über sexy Brautkleidung gefiel Herrn Dichand ganz und gar nicht. Er schrieb mir einen Brief, ich bat um ein Gespräch. "Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?" - "Das waren Sie, Herr Dichand." – "Ich? Dann hätten Sie sich dagegen wehren müssen. Sie sind die Modechefin!" Dann ein paar grantige Blicke da wie dort – bis wir beide herzhaft zu lachen begannen.
Der bescheidene Dichand
Marianne Schuster, Ombudsfrau Graz: Zum Grazer Stadtfest erschien Hans Dichand – aber nicht als "Krone"-Chef, sondern als ganz gewöhnlicher Fan. Er zwängte sich (vorerst unbemerkt) unter Tausende Fans, bejubelte den Auftritt Reinhold Bilgeris und wurde von unserem Fotografen entdeckt. Tags darauf kam er in die Redaktion, um sich zu bedanken.
Sportfreund Dichand
Peter Frauneder, Sportredaktion: Bei meinem ersten Termin im 16. Stock des Pressehauses musste ich Herrn Dichand eine Doppelseite über Ski-Mode vor Erscheinen in der "Krone bunt" vorlegen. "Wo haben Sie denn all die Models her?", fragte er nach offenbar nur sehr flüchtigem Blick auf die Ski-Stars Hermann Maier und Co. Ich wies vorsichtig darauf hin, dass dies Berühmtheiten seien. Er blickte erneut, genauer, und lachte: "Ja, ja, der Hüne", sagte er, "den haben wir ja eh immer wieder auf Seite eins. Gut gemacht, junger Mann. Gut gemacht."
Menschenfreund Dichand
Peter Riedler, Redakteur Steiermark: 1984 war ich schwer erkrankt, fiel monatelang aus. Hans Dichand zeigte sein großes Herz, sagte: "Egal, wie lange Sie brauchen, um gesund zu werden. Ich zahle Ihr volles Gehalt." Er hat es eingehalten – bis zum letzten Tag.
Gabriela Gödel, Gerichtsredaktion Wien: Er liebte es zu diskutieren. Einmal jedoch hatte ich den Bogen wohl überspannt, er winkte ab und sagte charmant: "Aus jetzt. Lassen Sie mir wenigstens die Illusion, Ihr Chef zu sein!"
Dr. Wolfgang Exel, Ressortchef Gesund: Als er vor vielen Jahren erfuhr, dass unsere Kolporteure im Winter jämmerlich froren, weil sie keine Handschuhe hatten, griff er sofort ein und zahlte die Anschaffung – aus eigener Tasche. Die Ägypter waren gerührt und wählten ihn zum Ehrenpräsidenten ihrer Fußballmannschaft.
Klaus Herrmann, Chefredakteur Oberösterreich-Krone: Er lud unser Team eines Tages zu einer Bootsfahrt auf dem Attersee ein – einfach so. Er wirkte da sehr glücklich und entspannt. Er hat das Schiff, obwohl selbst passionierter Segler, damals nicht gesteuert. Aber er war ja jeden Tag unser Kapitän.
Stefan Weinberger, Fernseh-Redaktion, Ex-Boyband-Mitglied: Als er mich Landeshauptmann Erwin Pröll vorstellte, fragte der: "In welchem Ressort ist denn der junge Mann tätig?" Dichands Antwort: "Der Stefan? Der singt in meiner Band."
Marga Swoboda, "Krone"-Kolumnistin: Sein Französisch war viel besser als meines. Ein paar Sätze von ihm beim Blättern im druckfrischen Magazin "Paris Match" – da kam Flair auf. Einmal sprach ich ihn irrtümlich mit Monsieur Dischå an. Er hat nur gelächelt, wie Yves Montand.
Ethosfreund Dichand
Roland Ruess, Chef vom Dienst, Salzburg: Er rief mich einmal im Urlaub an, um mich zu fragen, ob es mich stört, wenn er bei einer Kolume ein Eigenschaftswort ändert. Es ohne mein Einverständnis zu tun, wäre für ihn undenkbar gewesen. Eine Grundhaltung.
Herzensmensch Dichand
Nadia Weiss, Reportagen: Er hatte ein Kleinod auf seinem Schreibtisch stehen – ein Bernsteinherz, in der Mitte eine Krone. "Was bedeutet das?", frage ich ihn. Er sagte: "Macht allein ist nicht genug. Es muss immer auch das Herz dabei sein."
Leser können ihre Anteilnahme sowohl im Online-Kondolenzbuch als auch im Talksalon-Forum bekunden (siehe Infobox).
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