Prozess um Irene P.

Vier Plädoyers, ein Mord aber kein Motiv

Salzburg
27.11.2019 21:18

David (18) wird heute, Donnerstag, des Mordes an Irene von den Geschworenen schuldig gesprochen. „Unzweifelhaft“, da ist sich die Juristen-Riege nach dem Geständnis einig. Unvorhersehbar ist der Prozessausgang für Christian - den mutmaßlichen Anstifter und Fluchtfahrer, und einst besten Freund Davids. Überwiegen die Zweifel oder reichen die Indizien?

Der 3. Prozesstag galt den Anwälten: Zuerst schärfte Staatsanwalt Marcus Neher seine Anklage nach, warf Christian (19) die Bestimmung zum Mord vor - statt „nur“ einen Beitrag. Die Erklärungen Nehers goutierte der Pinzgauer mit seinen Augenbrauen: Mehrmals zog er sie ungläubig hoch. Er sagte nichts, bestritt jede Beteiligung an der Ermordung der 20-Jährigen. Anders als der geständige David, der immer zu Boden blickte ...

Nur ein Todesschuss 

Am 20. Oktober 2018 hatte David viermal mit einer umgebauten Schreckschusspistole auf Irene gefeuert, und dreimal getroffen. Sie verblutete im Stiegenhaus vor ihrer Wohnung in Zell am See-Einöd. Der erste Schuss war der tödliche: „Unvorhersehbar und am Schlüsselbein angesetzt“, so Neher, der im Schlussplädoyer im Stil des Bundespräsidenten von „Weisheit unserer Gesetze“ sprach und den Unmittelbarkeitsgrundsatz ansprach: der unmittelbare Eindruck vor Gericht.

Deshalb seien Davids Aussagen, gepaart mit den Diagnosen, der „Beweis zur Rolle“ Christians. Beide haben laut Gutachten psychische Störungen. David ist leicht manipulierbar mit negativem Selbstwertgefühl. Christian das Gegenteil mit „hohem Psychopathie-Anteil“: Sie seien „Deckel und Topf“, „Schlüssel und Schloss“.

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Irenes Eltern hat der Mord schwerst getroffen. Nichts wird so wie früher. Es wird kein Vergessen geben.

Opfer-Anwalt Stefan Rieder vom Weißen Ring

Neher zeigte sich „überzeugt“, dass Christian David unterstützt habe. Als Indiz ortete er die gemeinsamen kriminellen Aktivitäten: „Als hätten sie sich derart in ihre Gangster-Rollen eingelebt, sodass Irene sterben musste.“ Ein Motiv fehlt nach wie vor. „Jede Suche ist spekulativ“, machte Opfer-Anwalt Stefan Rieder klar und forderte je 40.000 Euro Schmerzengeld für Irenes Eltern. Rieder zeigte viele Widersprüche in Christians Aussagen auf. Und, dass David „null Vorteile“ habe, falls sein einstiger Freund verurteilt würde. Deshalb sei es „ein reiner Versuch mit einem blauen Auge davon zu kommen“.

David sei nicht „der, der Rache übt, sondern der, der es in sich hineinfrisst“, schlug dessen Verteidiger Michael Ringl in eine ähnliche Kerbe. Er habe „reinen Tisch gemacht“. Anders als Christian, dessen Verhalten von „Verheimlichen und Verstecken“ geprägt sei.

„Dieser Prozess ist ein Paradebeispiel, was Mobbing anrichten kann“, meinte Verteidiger Robert Morianz, da David seit Volksschulzeiten gehänselt worden sei. Seine These: David wollte Drogen von Irene, sie schickte ihn weg, er explodierte. Weil sich David verraten fühle, sitze Christian hier. „Es gibt keinen Grund, die Tat zu bestimmen“, bat er um einen Freispruch.

Heute, Donnerstag, werden die Geschworenen über die Urteile entscheiden.

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