Zweites Soloalbum

Lindemann: Mehr Feuer ohne Hauptband Rammstein

Musik
24.11.2019 11:21

Wer Lindemann sagt, muss Rammstein meinen? Knapp daneben. Till Lindemann (56) ist nicht nur Frontmann der erfolgreichen deutschen Metalband, der SĂ€nger arbeitet unter seinem Nachnamen auch mit dem schwedischen Multiinstrumentalisten Peter TĂ€gtgren (49) zusammen. Als Lindemann veröffentlichen unlĂ€ngst mit „F & M“ ihr zweites Studioalbum.

kmm

„Es sind nur Peter und ich“, sagt Till Lindemann im dpa-Interview. „Peter ist völlig fokussiert auf die Musik, und ich gebe mein Bestes mit den Texten. Auf diese Weise bin ich sehr frei, die Texte so zu machen, wie ich mir das vorstelle.“ Auch fĂŒr TĂ€gtgren, selbst in zahlreichen Metalbands wie Hypocrisy oder Pain engagiert, ist das Projekt besonders: „Wir regen uns gegenseitig an.“ Etwas, was Till erzĂ€hle, könne ihn inspirieren - und umgekehrt. „Das ist wie bei frisch Verheirateten, auch nach fĂŒnf Jahren noch“, schildert TĂ€gtgren, „wir wissen, wie wir uns gegenseitig nicht auf die Nerven gehen.“

Deutsche Texte
Das Duo ist Ă€hnlich erfolgsverwöhnt wie Rammstein. Das erste Lindemann-Album „Skills In Pills“ startete 2015 direkt auf Platz eins der Albumcharts, in Österreich reichte es fĂŒr Rang drei. Gibt es also Erfolgsdruck? „Die Chart-Platzierung interessiert uns einen Scheiß“, sagt TĂ€gtgren. „Wir machen das fĂŒr uns. NatĂŒrlich ist es klasse, wenn die Menschen das Album mögen. Aber das ist nicht unsere Motivation, Musik zu machen.“ Im Gegensatz zu „Skills In Pills“ verzichtet „F & M“ auf englische Texte. „Es ist ein deutsches Album geworden, weil es seinen Ursprung in der Zusammenarbeit mit dem Thalia-Theater hat“, erzĂ€hlt TĂ€gtgren. Die Hamburger wollten „HĂ€nsel und Gretel“ auf die BĂŒhne bringen und fragten dafĂŒr StĂŒcke an. „Das ging alles los, noch bevor wir ĂŒberhaupt angefangen hatten, ĂŒber ein zweites Album nachzudenken.“

ZunĂ€chst sollten es drei Songs sein, sagt Lindemann, dann sei noch eine neue Szene im StĂŒck dazugekommen. „Am Ende waren es dann fĂŒnf, schließlich sechs Songs.“ Das wĂ€re schon eine EP gewesen. „Also haben wir uns gesagt: ‘Komm, lass‘ uns weitermachen.‘ Peter kam dann noch mit zwei klasse Songs an und so war ich unter Zugzwang.“ Till Lindemann arbeitete damals auch an einem Gedichtband. „Ein paar Zeilen, die ich gerade geschrieben hatte, passten prima in die neuen Lieder. Wir waren schnell bei acht Songs.“ Album fast komplett.

Ausreichend Skandalstoff
Musikalisch ist das Projekt der beiden Metal-Spezialisten erstaunlich vielfĂ€ltig. „Steh auf“ oder „Ich weiß es nicht“ stehen fĂŒr erwartbaren Rock und Metal, ohne Umwege und direkt mit angemessen harten Riffs. Die Überraschungen: „Wer weiß das schon“ setzt auf fette Streicher, „Ach so gern“ nutzt Tango-Töne, in „Blut“ klingt Western-Style an. „Knebel“ kommt zunĂ€chst als fröhlicher Gitarren-Country-Song daher, bevor das Lied in Metal explodiert. Es ist die Stelle, an der das Video in bester Rammstein-Manier mit Phantasmen, Sex und Gewalt fĂŒr Skandalstoff sorgt. Im Netz gibt es nun eine bereits nicht einfach zu konsumierende offizielle Fassung und - fĂŒr deutlich stĂ€rkere Nerven - das unzensierte Original.

„FĂŒr das TheaterstĂŒck sollte Peter auch ein Schlaflied, also eine Ballade komponieren, was er noch nie getan hatte“, erzĂ€hlt Lindemann. „Schlaf ein“ sei eine große Herausforderung gewesen. FĂŒr die „sehr aktuelle Fassung“ von „HĂ€nsel und Gretel“ seien „Songs sozusagen auf Bestellung“ entstanden. „In ‘Allesfresser‘ etwa wird HĂ€nsel von der Hexe gefĂŒttert und wird fetter und fetter. Das ist auch ein Symbol fĂŒr den Status quo der heutigen Gesellschaft.“

Live in Wien
Mit „F & M“ will das Duo auch auf Tour gehen, die bereits weitgehend ausverkauft ist - so auch das Wien-Gastspiel am 8. Februar im Gasometer. „Das wird natĂŒrlich keine Rammstein-Show, kein Feuer, keine so verrĂŒckten Sachen. Wir ĂŒberlegen uns ein paar andere coole Dinge“, kĂŒndigt TĂ€gtgren an. Mit Blick auf das sonst gewohnte Flammenmeer sagt Lindemann: „NatĂŒrlich geht es fĂŒr mich auch ohne Feuer. Das gehört klar zu Rammstein. Wir wollen eine solide Rock-Show machen: Nebel, gutes Licht, eine Stunde und 20 Minuten, geradeaus.“

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