25. Prämierung

Früher war mehr Schnaps, heute ist mehr Genuss

Tirol
15.11.2019 12:30

Zum 25. Mal werden am Freitag die besten Schnapsbrenner des Landes von der Tiroler Landwirtschaftskammer ausgezeichnet. Die Geschichte beginnt aber schon bei Maria Theresia. Was die Obstveredler seither gelernt haben - ein Rückblick mit allen Sinnen. 

Zum 10-Jahr-Jubiläum hab ich verkündet, dass wir jetzt wohl am Plafond der Qualität angelangt sind. Da hab ich mich schön getäuscht.“ Wendelin Juen steht neben dem blank geputzten Brennkessel der Familie Nagiller in Innsbruck-Amras und erinnert sich. Die Zeit ist reif für einen Rückblick. So reif wie das Obst, das die rund 4000 Tiroler Schnapsbrenner jedes Jahr veredeln. So ausgereift wie die Bewertung jener mehr als 11.700 Destillat-Proben, die in 25 Jahren für die Schnapsprämierung eingereicht wurden.

„Das Stamperl hat mittlerweile ausgedient“
Wendelin Juen gehört seit 25 Jahren ebenso zur Verkostungskommission wie Martina Kuenz. Er, weil er in der Landwirtschaftskammer seit Anfang der 1990er Jahre Tirols Bauern motiviert, über den Feldrand hinauszuschauen, Neues zu wagen. Sie, weil sie als Angeheiratete in einer Osttiroler Brenner-Dynastie das Handwerk rasch zur Perfektion führte. Jetzt stehen sie beide da und lassen die Entwicklung Revue passieren. „Es fängt ja schon bei den Gläsern an. Das Stamperl hat ausgedient“, zeigt Juen auf die langstieligen und bauchigen Flüssigobst-Behälter, in denen das Aroma der Destillate erst so richtig zur Geltung kommt.

Die Maische im Stall, der Vorlauf im Glas
Doch auch bei den Arbeitsschritten vor dem Einschenken ist fast nichts mehr, wie es einmal war. Kuenz: „Früher wurde das Obst hergenommen, das weg musste. Die Qualitätsfrage stand nicht an oberster Stelle. Die Maische wurde nicht selten im Stall gelagert und verarbeitet, wenn g’rad nichts anderes zu tun war. Auf den richtigen Zeitpunkt haben wenige geachtet.“

Und dann die heikle Sache mit dem Abtrennen von Vorlauf und Nachlauf. Da können Juen und Kuenz Geschichten erzählen. Hauptsache viel, Hauptsache es brennt in der Kehle – zum Glück seien diese Zeiten vorbei. Vorbei aber auch die Zeiten, in denen ganz Schlaue vor lauter Abtrennen dem Schnaps die Seele raubten. Diskussionen gab es mit den Puristen, die gar keine Kerne mehr in der Maische haben wollten. „Da fehlt dann halt der feine Mandelgeschmack“, setzte Kuenz denen entgegen.

Nichts geht über einen Kupferkessel
Aber bei Gott nicht alles war früher einfacher, grober, schlechter. Juen zeigt auf den Kupferkessel, in dem die faszinierende Verwandlung stattfindet. „Man hat Verschiedenes ausprobiert: Glas, Nirosta, andere Metalle. Aber was Besseres wurde nicht gefunden.“ Kuenz nickt. Man ist sich einig.

Mit Schnapsproben durchs Land getingelt
Jahrelang tingelte Juen mit seinen schweren Probekoffern durchs Land, um die Sinne der Schnapsbrenner zu schärfen. Heute bieten viele selbst Verkostungen an. „Maria Theresia hat die Hälfte aller in Österreich vergebenen Brennrechte hier in Tirol verteilt. Das sagt doch schon viel!“ Heute ist die Brennereiszene mit einem Jahresumsatz von 16 Millionen Euro auch eine wirtschaftliche Größe.

Schnapsbrennen ist eine Wissenschaft. „Aber vor allem eine Leidenschaft“, bringt Kuenz jene Zutat ins Spiel, die aus guten Destillaten Sieger macht. Seine Einschätzung zum 10-Jahr-Jubiläum der Schnapsprämierung hat Juen längst revidiert: „Die Qualität ist seither noch deutlich gestiegen.“

500.000 Liter Schnaps im Jahr
Rund 4000 Brenner gibt es in Tirol. 2225 davon besitzen ein Maria-Theresien-Brennrecht. Die Tiroler Abfindungsbrenner erzeugen jährlich rund 500.000 Liter Schnaps. Umgerechnet bedeutet das für jeden Tiroler 1 Stamperl (2cl) pro Woche. Im Jahr wird mit Schnaps mittlerweile einen Umsatz von rund 16 Millionen Euro erwirtschaftet. 

Schnapsprämierung hat hohen Stellenwert
11.768 Proben wurden in Summe in den 25 Jahren der Tiroler Schnapsprämierung eingereicht. 514 Brennereien haben in Summe teilgenommen. Heuer bewerteten die Verkoster aus der Schweiz, Deutschland, Italien, Ungarn und Österreich 721 Proben von 135 einreichenden Brennereien. Die Sieger werden Freitag Abend bei einem großen Fest vor den Vorhang geholt. 

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