Im März 2018 wurde eine erst 17-jährige Tirolerin - wie berichtet - in einer Wohnung in Innsbruck tot aufgefunden. Die Jugendliche war drogenabhängig, wurde von einer Sozialeinrichtung betreut und starb schließlich an einer Tabletten-Überdosis. Doch ihren Frieden hat die Einheimische noch immer nicht gefunden, denn vor rund drei Monaten wurde ihre Urne aus dem Grab gestohlen!
Es sind Szenen, die unter die Haut gehen. Szenen, die fassungslos machen. Szenen, die kaum nachvollziehbar sind. „Wir dachten, wir hätten das Schlimmste überstanden und könnten das Erlebte nun endgültig verarbeiten, doch nun hat es uns erneut den Boden unter den Füßen weggezogen“, schildern die Eltern der verstorbenen Jessica (Name von der Redaktion geändert).
„Die Kerzen waren umgestoßen, das Bild unserer Tochter zerstört“
Am Montag, den 22. Juli, besuchten sie - wie so oft zuvor - das Grab ihrer Tochter und machten eine schreckliche Entdeckung. „Die Kerzen waren umgestoßen, das Bild unserer Tochter war zerstört und eine Schraube der Vorrichtung, hinter der sich die Urne befindet, war verbogen. Wir haben auf der Stelle die Polizei alarmiert“, erinnern sich die Eltern.
Die Ermittler sicherten vor Ort DNA-Spuren, auch ein am Boden liegender Zigarettenstummel wurde mitgenommen - und genau der half den Ermittlern weiter. „Die Polizei konnte einen ersten Verdächtigen ausforschen. Wir kennen diesen jungen Mann jedoch nicht“, betont die Mutter und führt weiter aus: „Keiner hat nachgesehen, ob sich die Urne noch im Grab befindet. Denn keiner hat nur annähernd mit dem Gedanken gespielt, dass sie jemand entwenden hätte können.“
„Standen drei Monate vor dem leeren Grab“
Im Laufe der Ermittlungszeit konnte ein weiterer Verdächtiger ausfindig gemacht werden, der verhört wurde und am vergangenen Dienstag schließlich Licht in die Causa gebracht hat. „Er hat ausgesagt, dass die Urne gestohlen wurde und sich in der Wohnung einer weiteren Verdächtigen befinde. Im Zuge einer Hausdurchsuchung hat sich das alles auch bewahrheitet. Wir sind somit in den vergangenen drei Monaten ahnungslos vor einem leeren Grab gestanden“, sagen die Eltern.
Die Polizei hat die Urne auf den Posten gebracht. Von einem Bestatter wurde sie schließlich abgeholt und untersucht. „Der Großteil der Asche ist noch vorhanden. Die Urne ist zerstört, wir haben eine neue bestellt. Wir hoffen, dass diese noch vor Allerheiligen kommt, damit wir unsere Tochter zurück ins Grab geben können“, sagt der Vater.
„Sie wollte unserer Tochter ganz nah sein“
Der Schmerz über den Verlust ihrer Jessica sitzt tief, diese unfassbare Tat hat die Wunden erneut aufgerissen. Und eine Frage lässt die Eltern nicht mehr los: „Wie kann man nur eine derart grausame Tat ausüben?“ Bei der Einvernahme soll die Hauptverdächtige gesagt haben, „dass sie die beste Freundin unserer Tochter gewesen sei. Sie wollte ihr so nahe wie möglich sein und habe die Urne bei sich aufgestellt“, schildern die Eltern. Die beiden seien bekannt miteinander gewesen, „doch von Freundschaft kann keine Rede sein. Sie war nicht einmal auf der Beerdigung.“
Ermittlungen wegen Störung der Totenruhe
Ob und wie die Verdächtigen für diese geschmacklose Tat belangt werden können, darüber wird die Staatsanwaltschaft Innsbruck eine Entscheidung fällen. „Die polizeilichen Ermittlungen in dieser Causa wegen schwerer Sachbeschädigung sowie Störung der Totenruhe laufen“, sagt Florian Oberhofer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck.
Eine schwere Sachbeschädigung werde mit einer Freiheitsstrafe von maximal zwei Jahren bestraft, die Störung der Totenruhe entweder mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten. Sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind, entscheide die Staatsanwaltschaft, ob ein Strafantrag bei Gericht eingebracht wird, ob es zu einer Diversion kommt oder ob das Verfahren zur Gänze eingestellt wird. „Das hängt von vielen Faktoren ab“, sagt Oberhofer.
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