Während die Grünen in vielen Ländern aktiv gegen den Flugverkehr kämpfen, setzen sich ihre Anhänger ungerührt besonders oft ins Flugzeug. „Grünwähler fliegen am häufigsten“, lässt Flughafen-Wien-Chef Günther Ofner nun aufhorchen. Er bezieht sich dabei auf eine deutsche Umfrage.
Die Experten der deutschen Forschungsgruppe Wahlen (im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft) wollten im Sommer wissen, ob die Befragten in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal geflogen sind. 46 Prozent der Grünwähler bejahten die Frage und lagen damit vor den Anhängern aller anderen Parteien.
Grüne-Vielflieger mit schlechtem Gewissen
Zudem wollte die Forschungsgruppe wissen, ob die Befragten ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie fliegen. 58 Prozent der Grünwähler bekannten sich in der Umfrage zu ihrer Flugscham. 1027 Personen wurden insgesamt dazu befragt. Eine gewisse Doppelmoral ließ sich am Verhalten der Grünwähler jedenfalls nicht leugnen.
Grüne sind auch Vielflieger im deutschen Bundestag
Ähnliches ist auch bei den deutschen Politikern feststellbar. Seit dem Beginn der Legislaturperiode vor knapp zwei Jahren sind die 709 Abgeordneten des Bundestags insgesamt 1182-mal ins Ausland gereist - fast immer mit dem Flugzeug. Und wie eine der „Bild“-Zeitung vorliegende Auflistung der Bundestagsverwaltung in Berlin zeigt, sind - betrachtet man die Zahlen pro Kopf - die grünen Mandatare die Vielflieger der Nation.
„Luftfahrt an Pranger zu stellen, ist unsinnig“
In Österreich übten die Politiker der Grünen in der Klimadebatte zuletzt immer wieder scharfe Kritik an Projekten an diversen Flughäfen, wie zum Beispiel der geplanten dritten Piste in Schwechat oder dem Umbau des Flughafens Innsbruck. Ofner kann der Kritik nichts abgewinnen. „Wenn man auf die Fakten schaut, ist der Flugverkehr weltweit für 2,7 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich, für 0,52 Prozent in Europa, für 0,16 Prozent in Österreich“, sagte der Flughafen-Wien-Chef im Interview mit der „Presse“. Auch wenn morgen keine Flugzeuge mehr starten, wäre das CO2-Problem laut Ofner bei Weitem nicht gelöst. „Auch die Luftfahrt muss etwas beitragen, aber sie allein an den Pranger zu stellen, ist unsinnig.“
„Retten das Klima nicht mit symbolischen Strafaktionen“
In Deutschland forderten die Grünen bereits das Ende von Inlandsflügen sowie eine deutliche Erhöhung der Preise bei Flugtickets. Ofner: „Wir müssen uns anstrengen, die Emissionen zu verringern, etwa auch durch verantwortungsbewusste Internetnutzung. Aber bitte ohne Moralpredigten. Wir retten das Klima nicht mit symbolischen Strafaktionen gegen den Luftverkehr.“
Türkis-Grün im Bund: Chance oder Gefahr für Flughafen Wien?
Ob eine mögliche türkis-grüne Bundesregierung mehr Gefahr oder Chance für den Flughafen Wien wäre, wollte Ofner nicht kommentieren. Er habe aber klare Vorstellungen: „Österreich hat mit dem bescheidenen 21. Platz im Wettbewerbsranking deutlich Luft nach oben. Nur mit verbesserter Wettbewerbsfähigkeit werden wir uns unsere hohen Umwelt- und Sozialstandards weiterhin leisten können.“ Lob fand Ofner für die Vorgängerregierung aus ÖVP und FPÖ: „Sie hat gute, den Standort stützende Maßnahmen gesetzt. Wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen, muss man das weiter vorantreiben.“
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