"Kein Opfer ist je vergessen: Ich kann es kaum fassen, das ist fast nicht zu glauben", ist die Mutter von Silke Schnabel im "Krone"-Interview den Tränen nahe. Es sind Tränen der Erleichterung und der Genugtuung. "Ich will einfach nur Gerechtigkeit", betont die Salzburgerin (60).
"Man darf nichts falsch machen"
Am Donnerstag hat die Salzburger Staatsanwaltschaft offiziell die Ermittlungen im Mordfall Silke Schnabel wieder aufgenommen. "Wir mussten uns rechtlich nach allen Seiten absichern. Bei so einem heiklen Fall, einem Kapitalverbrechen, darf man nichts falsch machen", erklärt Marcus Neher, Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Immerhin dauerte der Kampf um die Wiederaufnahme gut zweieinhalb Jahre. Im Februar 2008 hatte die Familie von Silke Schnabel über die Opferschutzorganisation "Weißer Ring" den Antrag auf Wiederaufnahme gestellt. Möglich machte das erst eine Reform der Strafprozessordnung. Seitdem durchlief der Akt "Silke Schnabel" sämtliche Instanzen der österreichischen Justiz – sogar bis ins Ministerium nach Wien.
"Für uns ein großer Erfolg", freut sich Opfer-Anwalt Dr. Stefan Rieder, der die Akte aus dem Jahr 1993 penibel geprüft und den Wiederaufnahmeantrag gestellt hat. "Das bedeutet, das Verfahren ist praktisch wieder aufgenommen, der Einstellungsbeschluss von damals nun revidiert."
Damals, das war am 18. November 1993: Als die Ermittlungen gegen einen Verdächtigen Salzburger auf Eis gelegt wurden. Nach viermonatiger U-Haft, trotz erdrückender Indizien.
"Beweisgegenstände verschwunden"
"Den Beweisen von damals wurde zu wenig Beachtung geschenkt", resümierte Rieder. Eine Grundlage für die neuen Ermittlungen sind unter anderem die Aussagen einer Zeugin, die ebenfalls von dem Verdächtigen attackiert wurde. Rieder: "Die Wiederaufnahme freut mich insofern, als dass wichtige Beweisgegenstände in den Jahren unter ungeklärten Umständen verschwunden sind!"
Jetzt soll ein Gutachter, vermutlich Star-Profiler Thomas Müller, hinzugezogen werden. "Dann steht einer Anklage nichts mehr im Wege", sagt Rieder. "Wir fangen hier nicht bei Null an", misst der Jurist der Akte Silke Schnabel jene Dimension zu, wie einst dem Fall Peter Heidegger.
von Max Grill, Kronen Zeitung
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