Im Land unterwegs

Herbert hat 220 Tiere unter seinen Fittichen

Tierecke
07.10.2019 12:30

Eichhörnchen, Schildkröten, Uhus, Bartkauz & Co. leben bei einem Oststeirer. Er päppelt sie auf, züchtet gefährdete Arten nach - geht mit den Steirern aber auch hart ins Gericht.

Der Steirer mit dem langen Namen Herbert Völkl-Weixler-Suppan gehört zu den fünf Gewinnern, die heuer mit dem Tierschutzpreis des Landes ausgezeichnet wurden. Und seine (ehrenamtliche!) Arbeit wird von Experten so gelobt, dass wir für Sie einen Blick hinter die Kulissen gemacht haben. Völkl hat in der Oststeiermark ein Naturparadies geschaffen. Für sich und seine Familie - aber auch für derzeit 220 Schützlinge. Darunter sind solche, die man sonst nur noch von Bildern kennt, wie der imposante Bartkauz, der schon in vielen Ländern auf der Roten Liste gefährdeter Tiere steht. Eindrucksvoll ist dieser mächtige Vogel allemal mit dem schirmähnlichen Vorsprung auf dem Kopf, „darin sind Wahrnehmungsrezeptoren, damit sieht der Bartkauz dreidimensional, kann sich seine Beutetiere plastisch vorstellen“. So steigert er seine Treffsicherheit etwa beim Jagen auf Mäuse unter der Schneedecke enorm.

Völkl, mit Leib und Seele beim Bundesheer, hat sich privat dem Natur- und Tierschutz verschrieben. Seit 1995 macht er das, hat in der Zeit unter anderem 60.000 Sträucher aus 42 Arten angepflanzt – das ergäbe eine 15 Kilometer lange Hecke. Oder auf 3,5 Hektar Teiche angelegt, sie sind seine große Leidenschaft, „gerade Wasser und seine Umgebung schaffen Artenvielfalt“. Unter Völkls Fittichen sind auch Schnee-Eulen, die es wegen der Klimaerwärmung vielfach nicht mehr gibt, Habichtskauz, Waldkauz – der mit seinem markanten „Cuit, cuit“-Ruf auch immer als „Totenvogel“ galt – oder mächtige Uhus. Verletzte Tiere – meist haben sie gebrochene Schwingen durch Unfälle – werden bei ihm medizinisch versorgt, gesund gepflegt, dann wieder ausgewildert.

Völkl arbeitet aber auch international an Artenschutz- und Nachzuchtprogrammen mit. Das mächtige Uhu-Paar, das dafür sein Leben in der Voliere verbringt, tut uns aber leid. „Leider kein Licht ohne Schatten“, sagt Völkl. „Aber sie kennen es nicht anders, dafür werden ihre Nachkommen ausgewildert, die Art wird so erhalten. Denn auch diese Vogelart ist gefährdet.“ Die 35 Volieren, die der gelernte Tischler alle selbst gebaut hat, sind zudem viel größer als es das Gesetz vorschreibt. Völkl bekommt von der Behörde auch Tiere aus miserabler Haltung, „einmal hab ich Wasserschildkröten gekriegt, die im Keller im Aquarium gehalten wurden, blöder geht’s gar nicht“.

Er hält mit Kritik nicht zurück. „Wer einem Tier nicht gerecht werden kann, soll keines nehmen. Ganz einfach.“ Oder: „Bei Vögel, Hasenbabys etc. nicht ständig eingreifen, sie den Müttern wegnehmen und mitnehmen, außer sie sind verletzt! Die Leute beruhigen damit nur ihr Gewissen. Dabei tun sie dem Tier nichts Gutes – und lassen andere die Arbeit tun, so ein Viecherl aufwändigst groß zu ziehen.“ Die Zwiespältigkeit vieler kann Völkl auch schwer nachvollziehen. „Alle rufen nach Artenvielfalt. Zugleich werden Scheunen dicht gemacht oder Kirchtürme, Kauz & Co. finden keine Plätze mehr. Schwalben etwa liebt man zwar – aber sobald sie irgendwo hin gackerln, ist diese Liebe vorbei. Die Liste wäre da lang. Richtig traurig ist sowas.“ Dabei könne jeder zum Naturschutz beitragen: Nistkästen anbringen, Insektenhotels aufstellen, Wasseroberflächen schaffen. „Nur wenn alle ihren Beitrag leisten, ist die Abwärtsspirale noch zu stoppen.“

Christa Blümel und Christian Jauschowetz, Kronen Zeitung

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