Nach Sturzflut

“Die Wassermassen haben unser Leben zerstört”

Wien
14.05.2010 17:05
Nach der sintflutartigen Überschwemmung in Wien (krone.at berichtete) stehen viele Opfer vor den Trümmern ihrer Existenz. "Die Wassermassen haben in Minuten mein ganzes Hab und Gut vernichtet und auch alles, woran ich monatelang gearbeitet habe", klagt etwa Modeschöpferin Edith Hagay, zu Hause in der Zieglergasse.

Fassungslos zeigen sich auch viele Nachbarn, deren Fahrzeuge wie Spielzeugautos durch die Garagen gewirbelt wurden. "Ein Horror! Das Wasser stürzte regelrecht vom Himmel und schoss aus den Kanälen. Wir standen bis zu den Hüften im Dreck", lässt Gabriele A. wissen.

Autos bis zum Dach unter Wasser
Das Ausmaß der Verwüstungen durch die Wassermassen in der Zieglergasse Ecke Badhausgasse raubte Freitag den Betroffenen fast den Atem. Mit Besen, Fetzen und Schläuchen versuchten sie die Schäden in Kellern, Erdgeschoßen und Stiegenhäusern so gering wie möglich zu halten – ein vergebliches Abmühen. Dutzende Autos standen bis zum Dach unter Wasser. 

Noch schlimmer erwischte es jene in den Tiefgaragen – sie wurden von den Fluten ineinander verkeilt, übereinander getürmt und mit Schlamm gefüllt, der Schaden geht in die Hunderttausende. Als ein Autobesitzer versuchte, seinen Audi zu starten, spritzte Wasser aus dem Auspuff – Totalschaden.

"Wir bekommen nichts ersetzt"
"Die Polizei sagt, das sei höhere Gewalt, und wir bekommen nichts ersetzt", sagt Kurt Hieblinger. Er blickt wehmütig auf seine zerstörte Karosse und angstvoll nach oben – denn neue Unwetter drohen…

Feuerwehr rückte 250 Mal aus
Ein heftiger Wolkenbruch hatte am Donnerstagabend in Wien für Überflutungen gesorgt. Die Feuerwehr musste zwischen 17 und 21 Uhr rund 250 Mal ausrücken, um Hochwasser aus Kellern und Gebäuden abzupumpen bzw. andere Schäden zu bekämpfen. Betroffen waren vor allem die Bezirke Ottakring, Rudolfsheim-Fünfhaus und Josefstadt, in der Lugner City mussten sogar Kinobesucher evakuiert werden.

20.000 Haushalte ohne Strom
Laut Wien Energie waren zwischen 17 und 20.30 Uhr rund 20.000 Haushalte ohne Strom. Die Hälfte davon wurde gezielt abgeschaltet, um der Feuerwehr Einsätze in überfluteten Kellern zu ermöglichen. Bei 10.000 Haushalten gab es durch das Wasser Defekte, zum Beispiel nach dem Wassereintritt in Trafostationen. Auch in den Bezirken Mariahilf, Neubau, Hietzing und Penzing gab es Überflutungen. Kanäle gingen über, in Keller und Tiefgaragen drang Wasser ein, auch Geschäftsräume wurden beschädigt. In einem Hinterhof brach durch die Last des Wassers ein Boden ein, verletzt wurde zum Glück niemand.

Kino-Besuchern stand Wasser bis zum Knie
In der Lugner City wurden laut einer Zeugin gar die Kinosäle während der Betriebszeiten geräumt: Kunden wurden während des Films in Sicherheit gebracht, das angesammelte Wasser reichte den Besuchern bis zum Knie. Die öffentlichen Verkehrsmittel konnten nach dem sintflutartigen Regen nur mehr in unregelmäßigen Abständen fahren. In die Station Westbahnhof drang Wasser ein, was um 17 Uhr zu einer Sperre der U3 zwischen den Haltestellen Volkstheater und Schweglerstraße führte, die erst Freitag früh wieder aufgehoben wurde.

von Florian Hitz (Kronen Zeitung) und wien.krone.at
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