29.07.2019 06:00

„Krone“-Sommergespräch

Kogler: „Grüne reiten ein wie Clint Eastwood“

Die krone.at-„Sommergespräche“ gehen in die nächste Runde: Diesmal traf Katia Wagner Grünen-Chef Werner Kogler beim Weinbau Zawodsky in Wien-Grinzing. Kogler spricht über unerwartete Wendungen in der Politik, eine Wehrpflicht für Frauen, warum es beim Tierschutz um mehr als nur „ein paar Hunde“ geht, eine mögliche Koalition mit der ÖVP und die thematische Zukunft der Partei.

Ein Ausscheiden der Grünen aus dem Nationalrat sei nicht geplant gewesen, er habe auch nie vorgehabt, Bundessprecher zu werden, so Kogler. Aber: „Wenn’s jetzt funktioniert, umso besser. Wir sind eine Partei, die für alle Fragen ein Konzept hat, obwohl wir bundesweit nie regiert haben.“ In vielen Landesregierungen beweisen die Grünen, dass die Partei sehr real und pragmatisch in der Umsetzung sei - „radikal und real“, wie Kogler es nennt.

Wehrpflicht abschaffen?
Vieles ist anders gekommen als erwartet: „Ich beglückwünsche jeden, der prognostiziert hat, dass sich Türkis-Blau selber in die Luft sprengt. Und das zehn Tage vor der Europawahl.“ Die ehemalige Falter-Journalistin und Neo-Grüne 
Sibylle Hamann hatte sich für ein Muss der Wehrpflicht für Frauen ausgesprochen. Geht er mit ihr d‘accord? „Sie bringt jedenfalls eine neue Debattenkultur mit.“ Generell seien die Grünen aber für die Abschaffung der Wehrpflicht.

„Beim Tierschutz geht’s nicht nur um ein paar Hunde“
Die letzten Jahre von Türkis-Blau seien, obwohl demokratisch legitimiert, im Umweltbereich desaströs gewesen. Die Regierung habe „in wenigen Monaten das Rad um Jahrzehnte zurückgedreht“. Tierschutz sei in den letzten Jahren „gar nicht so wahrgenommen worden. Sicher ein Fehler von uns.“ Tierschutz, Naturschutz, Artenschutz, Wasserschutz, Müll und Plastik: „An den Überzeugungen hat sich nichts verändert. Als kleinere Truppe musst du was voranstellen, und das ist der Umweltschutz.“ Warum soll man die Grünen wählen und nicht die FPÖ? „Beim Tierschutz geht’s nicht nur um ein paar Hunde. Die sind mir auch wichtig, aber es geht um Milliarden von Kreaturen.“

„Ich mach Clint Eastwood, der Rest ergibt sich“
Für die FPÖ ist Schwarz-Grün ja schon fix, für Kogler auch? „Es wäre gut für Österreich, wenn es Optionen jenseits von Türkis-Blau geben würde.“ Das Hauptziel der Grünen sei aber der Wiedereinzug in den Nationalrat, das Comeback als Parlamentspartei. Eine Regierungsbeteiligung lässt Kogler offen: „Ich mach Clint Eastwood. Wir reiten in die Stadt - und der Rest ergibt sich.“

Zur Migrationspolitik von ÖVP-Chef Sebastian Kurz meint der Grünen-Chef, es habe „etwas Perverses, wenn nicht klargestellt wird, dass man die Leute am Mittelmeer nicht einfach absaufen lassen kann“. Und: „Die Grünen sagen völlig logisch, wir brauchen eine Kontrolle der Außengrenzen“, das sei schon immer so gewesen, nur hätten Vertreter „öfter einen anderen Eindruck hinterlassen“. Aber zum Unterschied von Kurz will Kogler eine europaweite Verteilung: „Für uns gilt, diejenigen, die im Mittelmeer aufgegriffen werden, kann man nicht nach Libyen zurückschicken, weil dort Folter und Vergewaltigung an der Tagesordnung stehen.“ 

„Ganze Rasselbande wollte Medienlandschaft vergewaltigen“
Hat Kogler Verständnis dafür, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen Ex-Innenminister Herbert Kickl nicht mehr angeloben würde? „Er wird seine Gründe haben. Das Recht hat der Bundespräsident.“ Weil: „Die ganze Rasselbande ist dabei ertappt worden, wie sie die Medienlandschaft vergewaltigen wollte - nach Orbanschem Vorbild.“

Wie sind zwei Wahlkämpfe zu überstehen? Man „hat viel verlangt und erwartet, während wir geschaut haben, dass wir nicht in den Konkurs gehen“. Ob Zeiten, in denen sich seine Partei (im niederösterreichischen Landtag, Anm.) mit feuchtem Klopapier befasst, vorbei sind? „Ja, sicher.“

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