Fliegerhorst Aigen

Der Meister und sein Kommandant sagen Pfiati

Steiermark
30.03.2019 09:00
39 Jahre lang sind Franz Pummer und Andreas Staudacher am Fliegerhorst Aigen zusammen durch Dick und Dünn gegangen. Mit 1. April hängen der Werkmeister und sein Kommandant ihre Uniformen für immer an den Nagel.

„Es war eine geile Zeit“, sagt Franz Pummer. Und gesteht, dass so ein Ende natürlich nicht ohne Wehmut kommt. Der 62-Jährige aus Freistadt in Oberösterreich kam 1976 nach Aigen. „Mich hat’s eh schon immer in die Berge gezogen“, erinnert er sich. Nur Ehefrau Annemarie, mit der er heute zwei erwachsene Töchter hat und im Aigener Ortsteil Lantschern lebt, musste erst langsam warm werden mit dem steirischen Ennstal.

Als Bordtechniker und später Werkmeister der Fliegerstaffel kennt Vizeleutnant Pummer den legendären Hubschrauber Alouette III, der in Aigen seit 1968 im Einsatz ist und bis 2023 fliegen soll, wie kein zweiter.

Auf Du und Du mit der guten, alten Alouette
„Die Alouette braucht hie und da ein paar Tropfen Öl in die Lager, dann lauft sie wieder. Das ist ähnlich wie beim R4, der war auch ein bisserl fragil. Nur wenn es sehr kalt war, haben wir die Batterie mit aufs Zimmer genommen, damit sie in der Früh nicht streikt.“

Die wenigen Abstürze der Alouette – sieben waren es beim Bundesheer in 51 Jahren – hat Pummer immer verdrängt, „weil es jeden treffen kann.“ Schließlich saß er selbst bei mehr als 300 Einsätzen als Techniker und Notfall-Sanitäter an Bord und erlebte manche Tragödie. „Wenn es Kinder trifft, kriegst du das schwer aus dem Kopf. Am besten, du schaust nicht zu genau hin.“

Eine besondere Kameradschaft
Psychologische Hilfe war lange kein Thema, also redete man abends beim Bier mit den Kameraden. Eine Selbsttherapie, die Franz Pummer nicht selten mit Andreas Staudacher teilte.

Dass die beiden eine besondere Kameradschaft eint, könnte am geringen Altersunterschied liegen: Pummer ist gerade einmal eine Woche älter, weshalb er auch das Privileg genossen hat, seinen Kommandanten in der Kantine mit „setz’ di her, du junger Bua“ zu begrüßen.

Der „Bua“ wurde – wie berichtet – am Donnerstag vom Verteidigungsminister feierlich verabschiedet. Oberst Staudacher, im Osttiroler Lesachtal aufgewachsen, kam vier Jahre nach Pummer als technischer Offizier nach Aigen. 2002 wurde er Leiter der Fliegerwerft, 2009 übernahm er auch das Kasernenkommando.

1987: Hauptrolle im Wunder vom Dachstein
Zudem ist der zweifache Familienvater, der in St. Martin am Grimming lebt, ein Bergfex vor dem Herrn: 17 Jahre lang war er Ausbildungsleiter der steirischen Bergrettung; unerreichte 37 Jahre und mehr als 2000 Einsätze hat er als Flugretter auf dem Buckel.

Der denkwürdigste Einsatz war 1987, als er einen seit 19 Tagen verschollenen US-Amerikaner vom Dachstein-Gletscher barg. „Er hat in einer Gletscherspalte sein Zelt aufgestellt. Als wir dahergeflogen sind, ist er hineingekrochen, weil er in seinem Delirium geglaubt hat, er ist noch in Vietnam und das ist ein Luftangriff.“

18 Meter abgestürzt: 3 Wochen im Koma
Zwei Jahre später stürzte Staudacher selbst bei einem Rettungseinsatz am Admonter Kaibling 18 Meter in die Tiefe, lag drei Wochen lang im Koma. Und auch bei einer schweren Herzoperation vor wenigen Jahren hing seine Gesundheit am seidenen Faden.

Mit Franz Pommer flog Staudacher mehrere Dutzend gemeinsame Einsätze: „Er hat mich oft an der Seilwinde hinunter gelassen, da brauchst du ein Urvertrauen und hundertprozentige Kameradschaft. Wenn du dann zurückkommst und gemeinsam das Blut wegputzt im Hubschrauber, das schweißt zusammen.“

„Wir treffen uns sicher wieder“
Aber natürlich rannte auch der Schmäh im Dienst. „Das wird mir abgehen“, ist sich Staudacher sicher. Nachsatz: „Wir wohnen ja nicht weit auseinander, wir treffen uns sicher wieder.“

Zwei weitere Abschiede
Noch zwei Urgesteine des Standorts gehen mit 1. April in Pension: Oberst Bernhard Danglmaier, Amtsrat in Uniform, kam 1975 nach Aigen, diente lange in Hörsching (OÖ) sowie im Grazer Militärkommando. Auch im Ausland (Zypern, Golan) war er dreieinhalb Jahre lang stationiert. Der langjährige Flugretter lebt in Irdning und bleibt weiterhin als Ortsstellenleiter der Bergrettung Stainach aktiv.

Der vierte neue Pensionist im Bunde ist Vizeleutnant Artur Wihan aus Untergrimming, der 1976 nach Aigen kam und als Wirtschafts-Unteroffizier in der Fliegerabwehr-Batterie gedient hat.

Aigens neue Nummer 1
Am Donnerstag übernahm Udo Koller im Rahmen einer großen Feier mit Verteidigungsminister Mario Kunasek und Militärkommandant Heinz Zöllner das Kasernen-Kommando von Andreas Staudacher. Der 48-Jährige aus Ardning besuchte nach der Militärakademie die Hubschrauberschule in Langenlebarn (NÖ) und kam 1996 als Pilot nach Aigen. Bereits seit 2005 ist er dort Kommandant der Fliegerstaffel. Koller ist verheiratet und hat zwei kleine Kinder.

Matthias Wagner
Matthias Wagner
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