Jahrzehntelang war der Gasthof Klugveitl am Reinischkogel ein beliebtes Ausflugsziel für Gäste aus nah und fern. Seit 1. Jänner hat der Traditionsbetrieb geschlossen. „Ich habe die Schikanen der Lebensmittelbehörde nicht mehr ausgehalten“, begründet Fritz Reich (61), der mit seiner Frau Uschi 40 Jahre lang die große Gästeschar „eingekocht“ hat, seine Entscheidung.
Der „vorübergehend geschlossene“ Gasthof Klugveitl befindet sich in 1200 Meter Seehöhe. Wenngleich der Almgasthof etwas abgelegen liegt und man auf aufwändige Reklame verzichtete, nahmen die Gäste - darunter auch Landes- und Bundespolitiker - die Anreise gerne in Kauf. Ob Schweinsbraten mit Knödel und Kraut, Bauernschmaus, Forellen aus eigener Zucht - der „Klugveitl“ war für seine Hausmannskost und großen Portionen bekannt. „Es gab bei uns die beste Malakofftorte weit und breit“, ergänzt Fritz Reich stolz.
Den „Klugveitl“ gibt es seit 62 Jahren. Nach seinen Eltern hat Sohn Fritz mit seiner Frau Uschi den Gasthof geführt. Mit Jahresbeginn haben die Wirtsleute aber zugesperrt. Nicht wegen Gästemangel, sondern aufgrund der Auflagen der Lebensmittelbehörde.
„Am nächsten Tag kam die Polizei“
„20 Jahren lang hatten wir keine Prüfung“, erzählt Reich. Vor etlichen Jahren klopfte die Behörde dann aber an. Die Konsequenz: Der Gasthof wurde auf Anhieb für ein paar Tage geschlossen! „Ich dürfte nicht einmal mehr das Essen zum Tisch bringen, am nächsten Tag kam die Polizei, um zu kontrollieren, ob wir wohl geschlossen haben.“
Ein Stein des Anstoßes war die Flügeltür zur Küche. „Sie muss geschlossen sein“, so der Wirt. Durch die Tür habe man die Leute begrüßt und auch die eine oder andere saisonale Speisenempfehlung abgegeben. „In der Küche mussten wir Fliegengitter anbringen, aber das Fenster durfte nicht einmal gekippt werden.“
Der Kachelofen, die Wandschoner, die Bilder, die Lampen - die Stamm-gäste haben die gemütliche Atmosphäre beim „Klugveitl“ geschätzt. Die Lebensmittelbehörde war kritischer: Holzspäne am Fußboden (geheizt wird mit Holz), der Kübel ungeputzter Pilze, den der Wirt gerade vom Wald mit in die Küche gebracht hatte, sorgten für Tadel. „Die alte Küche hat nicht gepasst, sie war ihnen immer zu wenig sauber“, sagt Reich zerknirscht.
Gasthof soll nun verkauft werden
Irgendwann kam der Punkt, wo die Motivation der Resignation wich. Fritz Reich: „Ich musste Nerventabletten nehmen, mein Herz hat gepumpert.“ Eigentlich wollte er noch ein bis zwei Jahre weitermachen, „aber ich mag nun nicht mehr.“ Der Entschluss steht fest: Der Gasthof wird verkauft! Für die Stammgäste ein herber Verlust: „Die Leute haben geweint, als sie davon erfahren haben.“
Josef Fürbass, Kronen Zeitung
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